Es sind zwei Meldungen, die sich (nur) scheinbar widersprechen: Am Mittwoch teilte die Deutsche Bundesbank mit, dass "die Deutschen trotz Zinsflaute immer vermögender" werden. Auf den Rekordwert von 5977 Milliarden Euro stieg das Geldvermögen der privaten Haushalte im zweiten Quartal 2018 - gut 80 Milliarden Euro mehr als in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres. Ebenfalls am Mittwoch legte die nationale Armutskonferenz ihren Schattenbericht vor. Das Ergebnis: Armut ist für viele Menschen in Deutschland traurige Realität. Dem Bericht unter dem Titel "Armut stört" zufolge leben rund 16 Prozent der deutschen Bevölkerung an der statistischen Armutsgrenze. Nicht obwohl, sondern weil viele Deutsche arm sind, wächst der Reichtum Doch der Widerspruch ist eben nur scheinbar: Der Reichtum in Deutschland, beziehungsweise das auf Konten und in Aktien geparkte Vermögen, wächst nicht etwa, obwohl Armut in Deutschland weiter existiert. Es vielmehr so, dass das Geldvermögen wächst, weil viele Menschen weiter arm sind und von Schulden geplagt werden. Viele Menschen können am wirtschaftlichen Wachstum, am ökonomischen Erfolg der deutschen Wirtschaft, nicht teilhaben. Stattdessen landen diese Gewinne bei einigen wenigen Menschen. Und weil die gar nicht so viel ausgeben können, wie sie gewinnen, wächst letztendlich das Vermögen auf den Konten "der Deutschen". Wenn also davon die Rede ist, dass "die Deutschen" immer reicher werden, dann versteckt diese Formulierung den wichtigsten Aspekt: Dass Geld, Vermögen und Besitz in Deutschland immer ungleicher verteilt sind. Nicht "die Deutschen" werden reicher, und nicht "die Deutschen" werden ärmer. Wo landet das wachsende Vermögen? Armut, so der Schattenbericht der Nationalen Armutskonferenz, trifft vor allem Arbeitslose, von denen 70,5 Prozent unter der Armutsgrenze leben. Aber auch Alleinerziehende (32,5 Prozent). Frauen sind häufiger arm als Männer, von den Senioren muss jeder Fünfte als arm gelten. Wie schwer das für Betroffene ist, erzählen zwei Seniorinnen aus Nürnberg. Und wo landet das wachsende Vermögen? "Wie das Vermögen verteilt ist, geht aus den Daten nicht hervor", schreibt die dpa. Das mag für einige vielleicht ganz praktisch sein: Sonst kämen die armen Deutschen vielleicht noch auf die Idee, von den reichen Deutschen einen Anteil am Gewinn einzufordern. mit dpa/epd