Rund 300 Millionen Tonnen Plastik werden pro Jahr produziert - eine schier unglaubliche Menge. Noch immer landet der Großteil dieses Plastiks in der Umwelt: Von den 8,3 Milliarden Tonnen Kunststoff, die bisher weltweit produziert wurden, wurden nur 10 Prozent recycelt. Der weitaus größere Teil wurde verbrannt oder landete in unserer Umwelt. Einer, der viel Geld mit dieser Produktion verdient, ist BASF-Chef Martin Brudermüller. Sein Unternehmen mit Sitz in Ludwigshafen am Rhein ist der weltweit größte Chemiekonzern. Von den 64,5 Milliarden Euro, die das Unternehmen im Jahr 2017 umsetzte, wurden 16 Prozent mit der Herstellung von Plastik erwirtschaftet. Insgesamt 8,5 Milliarden Euro Gewinn verzeichnete das Unternehmen 2017.An Zynismus nicht zu überbieten: BASF-Chef macht Verbraucher für Plastikmüll verantwortlich Eben jener Martin Brudermüller schob nun den Verbrauchern die Verantwortung für den Plastikmüll zu. "Es handelt sich vor allem um ein Fehlverhalten derjenigen, die ihren Müll achtlos wegwerfen", sagte der Vorstandsvorsitzende des Chemiekonzerns den Zeitungen der Essener Funke Mediengruppe am Samstag. "Die Lösung des Problems hat viel mit gesellschaftlicher Verantwortung und der Erziehung zum Mülltrennen und Recyceln zu tun", gab der Chef jenes Kunststoff-Herstellers zu Protokoll, der auch viel Geld mit dem Recycling verdient. Diese Aussage ist an Zynismus kaum zu überbieten. Sie ist unverschämt, dreist und auch inhaltlich falsch. Doch sie folgt einer Logik, die von Großkonzernen und politischen Entscheidungsträgern gerne bemüht wird - besonders in Deutschland. Der Verbraucher bekommt immer den schwarzen Peter zugeschoben Gerne wird hierzulande dem Verbraucher der schwarze Peter zugeschoben. Bei der Bekämpfung von Umweltproblemen soll der Konsument vorangehen. Mit seiner Kaufentscheidung könne er die Entwicklung steuern, sagen besonders Lobbyisten gerne. Ob CO² Produktion, Dieselskandal, Energiewende, Massentierhaltung oder eben Plastikmüll - die Verantwortung trägt am Ende meistens der Einzelne.Und so wundert es nicht, dass Bundesumweltministerin Svenja Schulze bei ihrem Fünf-Punkte-Plan zur Vermeidung von Plastikmüll vor allem auf eine freiwillige Selbstverpflichtung des Handels und ein verändertes Konsumverhalten setzt. Statt also beispielsweise Plastikverpackungen für Obst und Gemüse einfach zu verbieten, hofft Schulze, dass die Händler freiwillig darauf verzichten, wenn denn die Kunden nur weniger verpacktes Obst und Gemüse kaufen. Und am Ende verdienen die Umweltfrevler auch noch mehr Dieses Vorgehen, hat für die Produzenten den Charme, dass sie von den Verbrauchern auch noch höhere Preise für unverpackte Produkte verlangen können. Das schlechte Gewissen der Konsumenten macht es möglich. So hat beispielsweise VW, Hauptangeklagter im Dieselskandal, einen satten Milliarden-Gewinn eingestrichen. Und auch beim Thema Plastik trifft dies zu: Denn dass es gerade jene Produzenten sind, die jahrzehntelang enorme Gewinne durch den günstigen Kunststoff einfahren konnten, wird bei der Umweltdebatte gerne unter den Tisch fallen gelassen. Nur zur Erinnerung: 8,5 Milliarden Euro nahm BASF im Jahr 2017 ein. Während also die Gewinne von den großen Unternehmen einkassiert wurden, werden die Kosten für die daraus entstehenden Probleme nun an die Kunden weitergegeben. Das ist der eigentliche Skandal. Wenn die Umweltverschmutzung tatsächlich ein gesamtgesellschaftliches Problem ist, dann sollten sich auch endlich alle an einer Lösung beteiligen. Und wenn sich dann auch Großkonzerne wie BASF im Rahmen ihrer Möglichkeiten beitragen, dann - und erst dann - dürfen sich Konzernchefs wie Martin Brudermüller mit schlauen Sprüchen und gut gemeinten Hinweisen an die Bevölkerung wenden.