Es war eine Idee mit Ablaufdatum - eigentlich: Drei Monate sollte es das 9-Euro-Ticket geben. Um die hohen Spritpreise zumindest zum Teil aufzufangen und um Pendler zu entlasten. Vielleicht sogar ein bisschen, um die Umwelt zu schonen - bei einer Regierung unter grüner Beteiligung ist das zumindest nicht gänzlich auszuschließen. Doch schon nach einem Monat zeigt sich: Ein Zurück zum Zustand vor dem 9-Euro-Ticket kann es nicht geben.

Zwar hatte Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) Ende Juni betont, dass es "keine Überlegungen" gebe, das 9-Euro-Ticket zu verlängern. Zu teuer sei die Finanzierung - rund eine Milliarde Euro koste das Ticket pro Monat. Dabei ist der Preis des Tickets für viele Menschen gar nicht entscheidend. Es ist vielmehr die Einfachheit, mit der das Sonderticket besonders punktet. Denn: "Der Mensch ist einfach faul".

Keine Kleinstaaterei in Bus und Bahn

Sicher, man sollte nicht verschweigen, dass das Billig-Ticket auch die Schwächen des ÖPNV schonungslos aufgedeckt hat: Auf einen solchen Ansturm, wie beispielsweise am Pfingstwochenende, sind Busse und Bahnen nicht vorbereitet. Das öffentliche Nahverkehrssystem drohte an dem hohen Fahrgastaufkommen zu ersticken - und den Passagieren ging es in den überfüllten Zügen an heißen Sommertagen ähnlich. Gerade Pendler hatten und haben unter den überfüllten Zügen zu leiden. 

Doch das ist natürlich kein Argument gegen das Ticket. Es ist ein Argument dafür, den öffentlichen Nahverkehr zu erweitern. Schließlich wird auch die regelmäßig völlig überlastete A3 zwischen Würzburg und Nürnberg nicht abgerissen oder der Kauf von Autos verteuert, sondern die A3 für mehr als zwei Milliarden Euro sechsspurig ausgebaut. 

Über 20 Millionen 9-Euro-Tickets wurden bis Ende Juni verkauft. Sicher, der Preis spielte für viele Menschen beim Kauf eine entscheidende Rolle. Aber eben auch die Einfachheit: Endlich keine Tarifzonen mehr checken oder nach günstigen Sondertickets und ihren Beschränkungen schauen. Einfach reinsetzen und losfahren. Dies schien bis vor Kurzem noch undenkbar: Unmöglich in der föderalen Bundesrepublik! Hier muss man ja schon froh sein, wenn nicht jede Gemeinde ihre eigene Bildungspolitik macht.

Und doch ging es. Nicht nach monatelanger Diskussion, hunderten Gremien und tausenden Seiten wissenschaftlicher Studien. Nein, einfach so, innerhalb weniger Wochen. Das werden sich die Menschen merken und zukünftige Lösungen im ÖPNV immer am 9-Euro-Ticket messen. Sicher, vielleicht wird aus dem 9-Euro-Ticket ein 29-Euro-Ticket. Vielleicht auch ein 365-Euro-Jahresticket. Doch ein zurück zur Kleinstaaterei  und Tarifwirrwarr der hunderten Verkehrsbünde in Deutschland? Das scheint derzeit nur sehr schwer vorstellbar.