Keine Masken und rote Nasen, keine Cowboy-, Clown- oder Prinzessinkostüme? Im Jahr 2020 stehen Kostüme zu Fasching wieder in der Kritik. Zuletzt hatten zwei Kitas für Wirbel gesorgt, die ihren Kindern Verkleidungen zu Fasching mehr oder weniger verbieten wollen. Dabei argumentieren beide Kindertagesstätten höchst unterschiedlich. Im ersten Fall, einem evangelischen Kindergarten in Korntal-Münchingen (Kreis Ludwigsburg), geht es um die Verträglichkeit von Fasching und christlichen Werten. Wie die örtliche Kirchengemeinde Mitte Januar mitteilte, fallen die närrischen Tage in diesem Jahr aus. Verkleidung und närrische Stimmung werde es daher nicht geben. Allerdings wurden dafür auch personalbedingte Probleme vorgebracht: Laut Kita-Leitung seien zwei Mitarbeiterinnen krankgeschrieben.Sind Kostüme rassistisch? Im zweiten Fall, einer vom Studierendenwerk Thüringen betriebenen Kindertagesstätte in Erfurt, geht es um Vorurteile und Stereotype, welche durch Kostüme geprägt und verstärkt werden: Wie das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) und der Spiegel übereinstimmend berichten, hätten sich die Betreiber in Erfurt einer "kultursensiblen Pädagogik" verschrieben - man wolle Kinder dafür sensibilisieren, dass Stereotype "für die Betroffenen schmerzhaft, zum Teil sogar entwürdigend sein können." Aus diesem Grund hatten die Betreiber einen Brief an die Eltern der Kinder geschrieben, in dem sie diese baten, ihr Kind am Rosenmontag und Faschingsdienstag nicht zu verkleiden. Man werde demnach dafür sorgen, dass mitgebrachte Kostüme an beiden Tagen "im Fach des Kindes verbleiben". Gleichwohl: Eine alternative Faschingsfeier hatte es bereits in Zusammenarbeit mit einem universitären Verein gegeben - ganz auf Fasching mussten die Kinder also nicht verzichten. Die Kritik an Faschingskostümen wird auch von unserem Autor Johannes Görz geteilt: In einem Kommentar zum Thema Fasching stellt er fest: "Kulturen sind kein Kostüm!" Insgesamt hat die Diskussion über vermeintlich rassistische Verkleidungen in Deutschland in den letzten Jahren an Fahrt aufgenommen. Viele Menschen reagieren darauf mit Unverständnis - bis hin zu Beleidigungen und Drohungen. "Eine dumme Entscheidung" Die Entscheidung der Kita in Korntal-Münchingen findet beispielsweise Thomas Klingenberg von der Karnevalsgesellschaft Möbelwagen, die den Stuttgarter Faschingsumzug veranstaltet, unpassend: "Das ist nicht nachvollziehbar. Das ist eine schlichtweg dumme Entscheidung." Auch andere Kostümfeste und Bräuche wie Halloween würden ja schließlich in Kindergärten gefeiert. "So etwas gehört einfach zum Leben dazu, erst recht zum Leben von Kindern." Klingenberg betonte zugleich, ein Fall wie die Absage in Korntal-Münchingen sei eher die Ausnahme als die Regel. mit dpa/epd