Auch wenn man es langsam nicht mehr hören kann: Noch weitere Produkte des alltäglichen Lebens erfahren einen Preisanstieg - zuerst waren Agrarprodukte an der Reihe und jetzt noch viele mehr. Unser Geldbeutel wird immer noch nicht entlastet, sondern weiter belastet. Das Statistische Bundesamt nannte am Dienstag (13. Dezember 2022) aktuelle Zahlen.

Dr. Georg Thiel, Präsident des Statistischen Bundesamtes, erklärte: "Wir beobachten zunehmend auch Preisanstiege bei vielen anderen Waren neben der Energie. Besonders spürbar für die privaten Haushalte sind die weiter steigenden Preise für Nahrungsmittel." Die Kriegs- und Krisensituation beeinflusse den deutschen Markt immer noch stark.

Ukraine-Krieg als Vorwand? Experte mit drastischer Vermutung

Allerdings könne man laut eines Sprechers vom Institut für Wirtschaftsforschung (Ifo) nicht alle Teuerungen auf den Krieg zurückführen. Eine Analyse des Ifo-Instituts sieht neben den gestiegenen Kosten auch höhere Gewinne der Unternehmen hinter der aktuellen Inflation. "Einige Unternehmen scheinen den Kostenschub als Vorwand dafür zu nehmen, durch eine Erhöhung ihrer Absatzpreise auch ihre Gewinnsituation zu verbessern", erklärte Prof. Joachim Ragnitz, stellvertretender Leiter der Ifo-Niederlassung Dresden.

Deutschland habe "nicht nur eine Kosteninflation, sondern ganz offensichtlich auch eine "Gewinninflation'", schreibt Ragnitz. Allerdings stellt er auch klar, dass die Inflation insgesamt "zu einem ganz erheblichen Teil" tatsächlich auf die gestiegenen Kosten der Unternehmen zurückzuführen sei. Man könne bisher nur vorläufige Aussagen über das tatsächliche Ausmaß des zusätzlichen Faktors treffen.

In einer Sonderauswertung vom Dienstag (13. Dezember 2022) veröffentlichte das Statistische Bundesamt konkrete Zahlen, wie stark sich Lebensmittel und auch Sprit im Vergleich zum Vorjahresmonat (November 2021) verteuert haben.

  • Zucker: + 48,4 Prozent
  • Mehl: + 46,7 Prozent
  • Butter: + 42,2 Prozent
  • Vollmilch: + 32,2 Prozent
  • Käse und Quark: + 37,6 Prozent
  • Joghurt: + 30,2 Prozent
  • Gewürze: + 27,4 Prozent
  • Diesel: + 26,8 Prozent
  • Kartoffeln: + 25,8 Prozent
  • Nudeln: + 25,2 Prozent
  • Reis: + 23,3 Prozent
  • Fisch: + 21,1 Prozent
  • Brot: + 21,1 Prozent
  • Rind- und Kalbfleisch: + 21 Prozent
  • Eier: + 19,5 Prozent
  • Gemüse: + 17,2 Prozent
  • Müsli: + 13,4 Prozent
  • Olivenöl: + 13,2 Prozent
  • Kakao: + 11,5 Prozent
  • Schokolade: + 10,1 Prozent

Nach einer vorläufigen Bilanz des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) handelt es derzeit in Deutschland um einen "in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland bislang einzigartigen Reallohnverlust." Hohe Teuerungsraten schmälern die Kaufkraft von Verbraucher*innen.

Bei einer Yougov-Umfrage unter mehr als 2000 Menschen in Deutschland gaben im November 2022 23 Prozent an, in den vergangenen drei Monaten meistens oder immer Schwierigkeiten beim Lebensmitteleinkauf gehabt zu haben. Mehr als die Hälfte (59 Prozent) haben nach eigenen Angaben bei den gewohnten Ausgaben bereits den Rotstift angesetzt. Gut zwei Drittel (67 Prozent) der Verbraucher gehen davon aus, ihre Ausgaben zu kürzen oder weiter zu verringern.

(mem/mit dpa)