Seit 1980 müssen die Deutschen zweimal pro Jahr ihre Uhren umstellen: Im März auf Sommerzeit, im Oktober auf Winterzeit. Viele Menschen sind davon aber genervt. So kam eine Online-Befragung der EU-Kommission aus dem Jahr 2018 unter 4,6 Millionen Europäern und Europäerinnen zu einem eindeutigen Ergebnis: 84 Prozent stimmten für die Abschaffung der Zeitumstellung. Es ist jedoch zu beachten, dass die 4,6 Millionen Befragten nur rund ein Prozent der EU-Bevölkerung ausmachen. Dennoch hatte die Umfrage ein Nachspiel. Das EU-Parlament sprach sich dafür aus, die Zeitumstellung abzuschaffen. Neben der nicht repräsentativen Umfrage trugen auch Forderungen aus der Bevölkerung, den Mitgliedsstaaten und eine Reihe von Studien zu der Entscheidung bei. Es stellte sich zum Beispiel heraus, dass die Zeitumstellung gar keine Energie spart - ehemals der Hauptgrund für ihre Einführung. Schon im März 2021 sollte die Zeit dann zum letzten Mal umgestellt werden - doch es passierte nichts. Was ist also aus den großen Plänen der EU geworden? Dauerhafte Sommerzeit soll Energie sparen: Wieso wird die Zeitumstellung nicht abgeschafft? Durch die Energiekrise sind die Rufe nach Abschaffung wieder lauter geworden. Kritiker nutzen dabei ironischerweise genau dasselbe Argument, wie zur Einführung der Zeitumstellung: Energie sparen. Dafür soll es dauerhaft bei der Sommerzeit bleiben. "Je heller es abends ist, desto weniger Strom wird verbraucht", erklärt Korbinian von Blanckenburg, Professor an der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe, in der "Rheinischen Post". Das Einsparpotenzial liege bei bis zu 700 Millionen Euro. Ganz so einfach ist es aber doch nicht. Es dürfe nicht nur der Stromverbrauch zu Hause berücksichtigt werden, wie Christoph Mordziol vom Umweltbundesamt im Gespräch mit der Deutsche Presse-Agentur betont. "Bei geändertem Freizeitverhalten kann man annehmen, dass Aktivität außerhalb des Hauses zu Energieverbrauchssteigerungen im Verkehrs- und im Freizeitsektor führt." Dann wären wir also wieder beim gleichen Problem wie jetzt. Während der Sommerzeit wird am Abend weniger Strom mit Licht verbraucht, in Frühjahr und Herbst wird dafür in den Morgenstunden mehr geheizt. Der Energiespar-Effekt hebt sich also auf. Tipps, wie du wirklich Energie sparen kannst, findest du hier.  Wenn aber weder die Zeitumstellung, noch ihre Abschaffung Energie sparen, ist das nicht automatisch ein Grund alles beim Alten zu belassen. Die EU-Kommission hatte wie bereits erwähnt mehrere Beweggründe für ihren Vorschlag, zum Beispiel gesundheitliche. Zwar gebe es Studie, "dass die Sommerzeit in Verbindung mit mehr Freizeitaktivitäten im Freien positive Auswirkungen haben könnte", heißt es laut dpa von der Behörde. Aber es gebe auch Forschungsergebnisse, die darauf hindeuteten, dass gesundheitliche Auswirkungen wie auf den Biorhythmus gravierender sein könnten als bisher angenommen. Trotzdem ist seit 2021 vonseiten der EU nichts mehr in Sachen Abschaffung passiert. EU will Zeitumstellung abschaffen: Das ist aus dem Vorschlag geworden Der Grund, wieso es mit der Abschaffung nicht vorangeht, liegt vor allem in den komplizierten Abläufen der EU-Politik. Die EU-Kommission hat im September 2018 den Vorschlag, die Zeitumstellung abzuschaffen, an das Parlament gegeben. 2019 hat das Parlament sich entschlossen, den Vorschlag zu unterstützen und das ganze ging in den Europäischen Rat. Dieser besteht aus den Regierungschefs der Mitgliedsstaaten. Wie eine Pressesprecherin der Kommission auf Nachfrage von Regionalheute.de angibt, liege es nun an ihnen, "einen gemeinsamen Standpunkt zu finden". Im Dezember 2019 sei das letzte Mal im Rat über die Zeitumstellung diskutiert worden. Seither wurde es still um das Thema, denn von einem gemeinsamen Standpunkt waren die nationalen Regierungen weit entfernt. Griechenland und Zypern wollten zum Beispiel bei der Zeitumstellung bleiben, wie die Tagesschau berichtete. Selbst wenn sich alle Ländern einig wären, die Umstellung abzuschaffen, gebe es noch Probleme: Bleibt man auf Dauer bei der Winterzeit - der eigentlichen "Normalzeit" - oder der Sommerzeit? Je nach geographischer Lage ist es für manche Länder besser, bei der Sommerzeit zu bleiben. Der Europaabgeordnete der SPD, Ismail Ertug, sagt der Tagesschau: "Es gibt Länder, die haben überhaupt kein Interesse, das zu verändern, weil es da ganz gut funktioniert. Es gibt aber auch Länder im Norden zum Beispiel, die sagen: Wir brauchen die Winterzeit, damit es im Winter früher hell wird." In den östlichen EU-Ländern würde es im Winter dafür schon sehr früh dunkel werden. Aus gesundheitlicher Sicht wäre das ebenfalls schlecht. Schon jetzt macht sich die Umstellung bei vielen Menschen als "Mini-Jetlag" bemerkbar. Droht ein Flickenteppich? Wieso die Abschaffung der Zeitumstellung so kompliziert ist Ein Flickenteppich aus verschiedenen Zeitregelungen wäre aber ebenso unpraktisch, vor allem für Wirtschaft und Tourismus. Auch für Grenzpendler, Bahn- und Flugverkehr könnte es chaotisch werden. Die Zeitzonen bleiben unabhängig von der Umstellung wie gehabt: von Spanien bis Polen gilt die mitteleuropäische Zeit, Irland und Portugal liegen eine Stunde davor. Finnland und die übrigen osteuropäischen Länder liegen eine Stunde dahinter. Das könnte dann zusätzlich für Verwirrung sorgen. Die Idee war daher, eine Folgenabschätzung durchzuführen. Doch nicht mal darauf konnte man sich auf EU-Ebene einigen. Deutschland und andere Mitglieder sehen Brüssel in der Verantwortung. Die EU-Kommission meint dagegen, das sei Sache der Mitgliedsstaaten. Schließlich würden diese die nationalen Eigenheiten besser kennen. Wie geht es jetzt also weiter? Erstmal hängt es weiterhin am Europäischen Rat, eine gemeinsame Position bekannt zugeben. Dort steht die Abschaffung der Zeitumstellung aber erstmal nicht auf der Agenda. Die Entscheidung darüber liegt bei dem Land, das die EU-Präsidentschaft innehat. Momentan ist das Schweden, bislang ist die Zeitumstellung aber nicht Teil des Programms der Skandinavier. Ab Juli 2023 übernimmt dann Spanien den Vorsitz, ob die Zeitumstellung es dann auf die Agenda schafft, ist unklar. Doch selbst wenn, ist es noch ein langer Weg bis zur Abschaffung der Zeitumstellung in der EU.