• Geburtsort der Hildegard von Bingen in Bermesheim vor der Höhe
  • Erste Jahre als Novizin in Bad Sobernheim
  • Die Äbtissin starb in Bingen am Rhein
  • Deshalb ist Hildegard von Bingen heute noch berühmt

Heilkundige, Mystikerin, Äbtissin, Beraterin kirchlicher und weltlicher Persönlichkeiten - all diese Bezeichnungen umschreiben eine Frau, die, obwohl sie vor über 900 Jahren geboren wurde, noch heute einen Einfluss auf das Denken und die Geisteswissenschaft besitzt. Ihre Wirkungsstätten liegen im heutigen Rheinland-Pfalz. Ihre Wirksamkeit reichte in der mittelalterlichen Welt weit über die Grenzen des Rheinlandes hinaus. Doch wer war Hildegard von Bingen? Wo lebte sie? Wie lebte sie? Und weshalb ist sie noch heute so berühmt? Auf ihren Spuren kannst auch du wandern. Wir verraten dir, an welchen Orten heute noch die Erinnerung an Hildegard von Bingen lebendig gehalten wird. 

Die frühen Jahre von Hildegard von Bingen

Wann der genaue Geburtstag der Hildegard von Bingen war, lässt sich leider nicht mehr erkunden. Wahrscheinlich wurde sie zwischen Mai und September geboren. Sicher bekannt ist nur das Geburtsjahr 1098. Selbst beim Geburtsort gibt es zwei mögliche Varianten: Entweder wurde sie in Niederhosenbach geboren, wo der Wohnsitz von Hildegards Vater Hildebrecht von Hosenbach war, oder sie wurde in Bermersheim vor der Höhe geboren, in dessen Kirche sie auch getauft wurde. 

Beide Orte sind Dörfer mit heute weniger als 400 Einwohnern*innen. Und beide Orte liegen in Rheinland-Pfalz. Auch wenn Hildegard mit dem Beinamen "von Bingen" in die Geschichte eingegangen ist, so liegen ihre Wurzeln im Hunsrück bzw. in Rheinhessen. 

Kindheit und Jugend

Hildegards Familie gehörte nicht zur wirklich armen Bevölkerung dieser Zeit. Ihr Vater war ein Edelfreier, ein germanischer Adliger. Als zehntes Kind der Familie war ihr Leben bereits von Geburt an vorbestimmt, denn "der Zehnte" wurde Gott gewidmet. So kam es, dass Hildegard als Achtjährige zusammen mit der sechs Jahre älteren Jutta von Sponheim zur geistlichen Erziehung von Zuhause weggeschickt wurde. 

Als sie 14 Jahre alt war, begab sie sich gemeinsam mit Jutta von Sponheim und einem weiteren adligen Mädchen in ein sogenanntes Inklusorium. Dabei handelt es sich um kleine Häuser auf dem Klostergelände, in die sich die Novizinnen einschließen ließen, um sich ganz dem Gebet zu widmen. Ein paar Jahre später legte Hildegard im Kloster Disibodenberg in Bad Sobernheim, wo sich das Inklusorium befand, das Ordensgelübde ab.

Hildegards Kloster heute

Auf diesen frühen Spuren in der Wirkungsgeschichte der Hildegard von Bingen kannst du heute noch wandeln. Die Ruine des ehemaligen Klosters befindet sich auf dem Disibodenberg bei Bad Sobernheim. Ein romantischer Park umschließt die Ruinen, der im 19. Jahrhundert im Zuge der Romantisierung des Mittelalters angelegt worden ist. Vom Disibodenberg aus hast du übrigens auch eine sehr schöne Aussicht. 

  • Öffnungszeiten: Klosterruine: jederzeit; Museum von Ostern bis Oktober: Samstag 12 bis 18 Uhr, Sonntag und Feiertage 11 bis 17 Uhr
  • Adresse: Klosterruine und Museum der Disibodenberger Scivias Stiftung, Disibodenberger Hof 3, 55571 Odernheim am Glan

Die späten Jahre

Hildegard verbrachte viele Jahre im Kloster Disibodenberg bei Bad Sobernheim, bevor sie sich im Alter von 49 Jahren von ihrem Konvent löste. Sie gründete auf dem Rupertsberg bei Bingen ein eigenes Kloster. Sie wählte diesen Ort wahrscheinlich ganz bewusst, befand sich das Kloster doch über dem Grab des Heiligen Rupert. Sie expandierte sogar. 1165 übernahm Hildegard zusätzlich das Kloster in Eibingen bei Rüdesheim. Es lag auf der gegenüberliegenden Rheinseite und fungierte als Filiale.

Hildegard hatte sich zu dem Zeitpunkt bereits als Mystikerin einen Namen gemacht. Sie galt als Ratgeberin und Ermahnerin für große Persönlichkeiten ihrer Zeit. Denn sie verfügte seit ihrer Kindheit über die Gabe der visionären Schau. Sogar Papst Eugen III. erkannte auf der Trierer Synode von 1147/48 ihre Gabe an. Ab dann veröffentlichte Hildegard von Bingen ihre Visionen in Niederschriften, die der Nachwelt erhalten geblieben sind. 

Unter dem Schutz Barbarossas

Hildegard und ihr Kloster auf dem Rupertsberg bei Bingen genossen sogar kaiserlichen Schutz. Kaiser Friedrich I. Barbarossa erklärte sich selbst 1163 zum Schutzherrn des Klosters. In seinem Schutzbrief erwähnte er sie offiziell mit ihrer Amtsbezeichnung als Äbtissin. Hildegard von Bingen starb für diese Zeit hochbetagt im Alter von 81 Jahren im Kloster Rupertsberg am 17. September 1179.

Heute kannst du vom Kloster Rupertsberg leider nichts mehr besichtigen. Bereits in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges wurde die Anlage weitestgehend zerstört. Die restlichen Spuren verschwanden schließlich 1857, als für den Bau der Nahetal-Eisenbahn der Felsen gesprengt wurde, auf dem sich die Reste der Türme und des Chores befanden. Es blieben nur fünf Arkadenbögen erhalten, die in ein Wohngebäude mit einbezogen waren.

Dennoch gibt es viele Orte, an denen das Vermächtnis der berühmten Äbtissin in Bingen lebendig gehalten wird. So liegt auf dem Rochusberg inmitten eines typischen Kräuter- und Obstgartens nach mittelalterlichem Vorbild das Hildegard-Forum der Kreuzschwestern. Dort wird sich mit dem ganzheitlichen Ansatz von Hildegards Lehren mit Ausstellungen, Vorträgen und Seminaren befasst.  

  • Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag von 11.30 bis 18 Uhr; von Mai bis Oktober auch montags geöffnet 
  • Adresse: Hildegard Forum der Kreuzschwestern, Rochusberg 1, 55411 Bingen

Wenn du eine Stadttour durch Bingen machst, kommst du ganz sicher auch am Hildegard-Info-Punkt in der Innenstadt vorbei. Diese Informationsstelle bietet Besucher*innen eine Orientierung, die sich auf die Spuren der berühmten Bingerin begeben möchten. 

  • Öffnungszeiten: Die Infostelle ist von März bis Oktober von Mittwoch bis Samstag von 10 bis 16 Uhr geöffnet 
  • Adresse: Ecke Schmittstraße / Hasengasse, Bingen Innenstadt

Auf dem Rupertsberg befindet sich heute das Hildegardzentrum in der Kirche St. Rupertus und St. Hildegard. Unter dem Konzept der offenen Kirche hat das Hildegardzentrum täglich von 10 bis 16 Uhr, im Sommer sogar bis 18 Uhr, geöffnet.