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Gerolstein: Millionen von goldenen Mosaiksteinen - Entdecke die Erlöserkirche


Autor: Tamara Schneider

Gerolstein, Montag, 16. Dezember 2024

Die Erlöserkirche in Gerolstein gilt als kunsthistorisches Dokument der ausgehenden deutschen Kaiserzeit. Millionen von goldenen Mosaiken machen sie zu etwas Besonderem.
Der beeindruckende Blick in die evangelische Erlöserkirche Gerolstein.


  • Echt kaiserlich: Was Wilhelm II. mit der Erlöserkirche zu tun hat
  • Millionen Mosaike: So erstrahlt der Kirchenraum golden
  • Mehr als Kirche: Das befindet sich unter dem sakralen Bau

Die Erlöserkirche in Gerolstein mag von außen zunächst wenig besonders wirken. Der 30 Meter lange und 18 Meter breite Kirchenbau ist mit roten Sandsteinquadern verkleidet. Von innen aber erwartet dich eine ganz besonders schöne und beeindruckende Gestaltung. Hier sind der Altarraum und die Innenkuppel mit Millionen von kleinen Mosaiksteinen versehen, die biblische Darstellungen zeigen und die Kirche in einen goldenen Schein tauchen.

Was Wilhelm II. mit der Erlöserkirche zu tun hat

In der Vulkaneifel, die seit vielen Jahrhunderten hauptsächlich katholisch geprägt ist, stellt der Bau der evangelischen Kirche in Gerolstein eine Besonderheit dar. Und für eine evangelische Kirche, die in der Regel etwas schlichter in ihrer Ausgestaltung gehalten werden, ist die Erlöserkirche mit ihrem künstlerisch beeindruckenden Innenraum recht prunkvoll. Womöglich liegt das auch daran, dass Kaiser Wilhelm II. persönlich den Befehl zum Bau der Kirche gegeben hat.

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Am 25. Mai 1911 wurde der Grundstein für den Bau dieser schönen Kirche in Gerolstein gelegt. Es dauerte nur zwei Jahre, dann war die Kirche fertig. Der Kirchenbau war in der ausgehenden Kaiserzeit politisch motiviert. Denn Kaiser Wilhelm II. selbst hatte den Evangelischen Kirchenbauverein etabliert, der in den preußischen Provinzen Kirchen baute, um der damals aufkommenden und als modern und progressiv geltenden Sozialdemokratie traditionelle Werte entgegenzusetzen.

Kaiser Wilhelm II. ließ es sich nach der Fertigstellung nicht nehmen, die Erlöserkirche 1913 persönlich einzuweihen. Sie wird heute als politisches Denkmal interpretiert und gilt als kunsthistorisches Zeugnis der letzten Tage der deutschen Kaiserzeit.

Golden erstrahlt die Erlöserkirche

Für Besucherinnen und Besucher von Gottesdiensten in der Erlöserkirche muss es jedes Mal ein Erlebnis sein. Der Innenraum der Kirche ist mit Millionen von goldenen Mosaiksteinen verziert. Insgesamt befinden sich 24 Millionen Mosaiksteine in der Kirche. Teilweise sind diese mit Blattgold versehen, sodass sie – je nach Einfall des Lichts von außen – in unterschiedlichen Goldtönen schimmern und strahlen.

Dass die Kirche auf Gönnerschaft des Kaiserhauses errichtet worden ist, kannst du auch an den kunstvoll gelegten Mosaiken erkennen. So befinden sich Porträts von Kaiser Wilhelm II. mit Kaiserin Auguste Viktoria als auch von Kaiser Friedrich III. und Prinz Friedrich Karl von Preußen im Inneren. Religiöse Motive und der politische Machtanspruch des deutschen Kaiserhauses gehen hier Hand in Hand. Denn auch andere deutsche Kaiser, zurückreichend bis zu Karl dem Großen, sind in den Mosaiken abgebildet worden.

Auch die Glocken der Erlöserkirche haben einen namentlichen Bezug zum Kaiserhaus. Die Stahlglocken heißen "Karl d. Große", "Wilhelm II." und "Auguste Victoria". Dieser kulturhistorisch bedeutsame Kirchenbau wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört, aber im Jahr 1952 wiederaufgebaut. Eine Restaurierung erfolgte 1986.

Das befindet sich unter dem sakralen Bau

In der Erlöserkirche Gerolstein steckt also mehr als zunächst von außen vermutet. Oder sollte man eher sagen: Unter der Erlöserkirche steckt noch mehr? Denn das dachten wohl auch die Erbauer Anfang des 19. Jahrhunderts, als bei Ausschachtungsarbeiten die Überreste einer römischen Villa entdeckt wurden. Der ehemalige römische Gutshof, die Villa Sarabodis, ist heute ausgegraben und der Öffentlichkeit zugänglich. Ein kleines Museum neben der Erlöserkirche zeigt die Artefakte aus der römisch-keltischen Zeit im Kylltal. 

Wenn du die Erlöserkirche besichtigen möchtest, kannst du deinen Besuch mit einer Besichtigung der Villa Sarabodis verbinden. Da die Erlöserkirche noch immer zu kirchlichen Veranstaltungen genutzt wird, gibt es ein paar Einschränkungen für Besucherinnen und Besucher, die eine Führung wünschen. Führungen werden in der Zeit von April bis Oktober angeboten und sind jeweils mittwochs um 11 und 15 Uhr und samstags um 11 Uhr möglich. Sollte ein kirchlicher Termin auf eine Führung fallen, entfällt diese. Eine Führung kostet 4 Euro pro Person. Zudem können private Führungen für Gruppen ab 11 Personen für 35 Euro das ganze Jahr über bei der Tourist-Information gebucht werden:

  • Tourist-Information Gerolsteiner Land GmbH, Bahnhofstraße 4/Reisezentrum, 54568 Gerolstein, Tel. 06591/13 3100
  • Einzeltickets können über den Ticketshop der Tourist-Information gebucht werden.