Herrstein im Hunsrück ist ein ganz besonders gut erhaltenes mittelalterliches Städtchen, das du zu jeder Jahreszeit besuchen kannst. Tauche ein in alte Zeiten und fühle dich wie im Mittelalter.

Herrstein liegt nicht weit entfernt von Idar-Oberstein, und wenn du den Ort von der B 41 aus erblickst, scheint es sich zunächst um einen ganz unscheinbaren Hunsrückort zu handeln. Doch dem ist nicht so. Sobald du in Richtung historischen Ortskern abbiegst, wird klar, dass Herrstein etwas ganz Besonderes ist. 

Denn wohl kaum ein Örtchen im Hunsrück ist so gut erhalten, wie der mittelalterliche Ortskern von Herrstein. In der Struktur ist noch deutlich die mittelalterliche Einfriedung zu erkennen. Fachwerkhäuser säumen die engen Gässchen, durch die du schlenderst und dich auf den Weg zum großen Marktplatz mit dem Pranger machst.

Historischer Stadtrundgang in Herrstein: So entstand der Ort

Die Herrsteiner legen ein ganz besonderes Augenmerk auf den historischen Erhalt ihrer Häuser. Sie sind restauriert und originalgetreu erhalten, manche natürlich im Inneren auch modern eingerichtet. In bestimmten Führungen ist es möglich, die historischen Häuser auch von innen zu besichtigen. Was du aber das ganze Jahr über machen kannst, ist das Örtchen auf eigene Faust draußen zu erkunden. Hinweisschilder an der restaurierten Häusern geben dir Orientierung. 

Dass Herrstein heute noch so gut erhalten ist, ist sicherlich dem Umstand geschuldet, dass es zwei Weltkriege ziemlich unbeschadet überstanden hat. Die historischen Gebäude, die heute dort noch stehen und auch bewohnt sind, gehen bis auf die Mitte des 16. Jahrhunderts zurück. 

Gegründet wurde Herrstein natürlich schon viel früher. Seine Ersterwähnung hatte es im Jahre 1279 als Sitz des Ritters Ruither von Heresteyn. Später im Hochmittelalter ging Herrstein in den Besitz der Grafen von Sponheim über. Ab dem Jahr 1300 gab es dann auch eine Stadtmauer mit den damit verbundenen Stadtrechten für Herrstein. 

Herrstein in Napoleons Zeiten

Mit den Stadtrechten war es dann mit den Feldzügen Napoleons und seiner Truppen vorbei, die auch den Hunsrück für sich eroberten. Die Stadtmauer wurde abgeschliffen. Erst im 19. Jahrhundert, der Zeit der Romantik und Verklärung des Mittelalters, wurde der Stadtwehrgang in Herrstein wiedererrichtet.

Heute kannst du durch diesen hindurchspazieren und ein Gefühl dafür bekommen, wie es gewesen sein mag, die Stadt gegen Napoleon zu verteidigen. Aber Achtung: Große Menschen sollten ihre Köpfe dabei einziehen. 

Herrstein in der Neuzeit

Napoleon und seine Feldzüge sorgten auch dafür, dass Herrstein ab 1795 zunächst französisch wurde. Es wurde Sitz eines Kantons und Teil der Französischen Republik. Erst 1817 wurde Herrstein wieder deutsch und dem damaligen Fürstentum Birkenfeld zugeordnet. Zu Birkenfeld gehört es auch heute noch, es ist Teil des Landkreises und als Grundzentrum und Sitz für die Verbandsgemeinde Herrstein-Rhaunen zuständig. 

Sehenswertes beim Stadtrundgang

Eine Ortsbegehung in Herrstein lohnt sich immer. Du trittst ein durch das ehemalige Stadttor, den Uhrturm, der dich gleich imposant begrüßt. Der Ortskern ist jederzeit zugänglich und informiert mit Tafeln an den jeweiligen Gebäuden über deren Entstehungszeit, ihren Baustil und wann sie restauriert worden sind.

So kommst du zum Beispiel in der Pfarrgasse 7 an dem wohl ältesten in Herrstein noch erhaltenen Gebäude vorbei, das 1589 erbaut worden ist. Zu dieser Zeit herrschte in Deutschland noch die Feudalgesellschaft und das Land war in tausende verschiedene Königreiche und Fürstentümer unterteilt. 

Der Baustil dieses Hauses wird der Renaissance zugeschrieben. Dabei handelt es sich um die Zeit, die als Übergang vom Mittelalter in die Neuzeit beschrieben wird. Berühmte Namen wie Leonardo Da Vinci, Gallileo Gallilei oder auch Albrecht Dürer gehören dieser Epoche an. Aber es gibt auch Häuser, deren Baustil dem Barock oder dem Spätbarock zugeschrieben werden.

Ein ebenfalls gerühmter Gast soll allerdings gut 200 Jahre später in Herrstein übernachtete haben: Johann Wolfgang Goethe. So steht es jedenfalls an einer Anschlagtafel an einem der Häuser in der Nähe des Marktplatzes. 

Wenn du durch die Gassen Herrstein schlenderst, kommst du außerdem an einigen kleinen Cafés und Läden vorbei, wo du dich umsehen kannst. Antike Schätze, Kunsthandwerk, handgemachte Seifen und Öle, Bücher oder Schmuck kannst du dort unter anderem erwerben. 

In dem Café Zehntscheune sitzt du drinnen wie draußen in einem wirklich stilechten und gemütlichen Ambiente. Hier kannst du dir Kaffee und Kuchen schmecken lassen und dich stärken. 

Ab an den Pranger!

Selbstverständlich gibt es auch in Herrstein Überbleibsel des mittelalterlichen Lebens. Am Rathausplatz steht heute noch der Pranger. Hier wurden die Bewohner*innen bestraft, die eher minderschwere Vergehen begangen hatten, wie zum Beispiel Schulden gemacht zu haben, beim Lügen erwischt worden zu sein oder nach Sperrstunde betrunken in den Gassen erwischt worden zu sein. 

Wer sich mehr zu standen hat kommen lassen, der wurde in den Schinderhannesturm am Rathausplatz geworfen. Diesen Namen erhielt der Gefängnisturm, weil in ihm der berühmte Räuber Johannes Bückler kurzzeitig gefangen gewesen ist. Der Turm ist Teil der Burg Herrstein, die heute als Halbruine noch erhalten ist. 

Führungen durch Herrstein

Möchtest du mehr über Herrstein und das Leben dort erfahren? Dann kannst du auch bei einer geführten Ortsbegehung teilnehmen. Denn es gibt in der Zeit vom 1. Mai bis zum 31. Oktober Führungen durch den historischen Ortskern. Diese finden immer donnerstags um 16.30 Uhr und samstags um 14.30 Uhr statt. Start- und Sammelpunkt ist am Uhrturm. 

Bei diesen Führungen können bestimmte Gebäude dann auch von innen besichtigt werden. Wer Gruppenführungen anmelden möchte, meldet sich bei der Verbandsgemeindeverwaltung Herrstein unter der Telefonnummer 06785 - 791 400.