Er war ein berüchtigter Räuber und Mörder, dennoch ranken sich bis heute zahlreiche Legenden um das Leben des Schinderhannes. 1803 fand das Leben des Räuberhauptmanns ein abruptes Ende: In Mainz wurde er mit 19 seiner Gefährten hingerichtet. Künftig wird das Fallbeil, das wahrscheinlich den Schinderhannes enthauptete, im Hunsrück-Museum in Simmern (Rhein-Hunsrück-Kreis) ausgestellt. Die Übergabe erfolgt am Mittwochabend (20. November 2024), ermöglicht durch die Recherchen eines ehemaligen Kriminaldirektors, der sich auf die Suche nach der Wahrheit begeben hat. Durch seinen Tod erlangte der mit bürgerlichem Namen Johannes Bückler genannte Schinderhannes den Status einer Räuberlegende. Die Stadt Simmern bezeichnet ihn als "einen der bekanntesten Räuber Deutschlands". "Der Name Schinderhannes verweist auf die Tätigkeit des jungen Bückler, der bei zwei Abdeckern, die mancherorts auch Schinder genannt werden, als Lehrjunge gearbeitet und dort den Rufnamen erhalten hatte", so steht es auf der Webseite seiner Geburtsstadt Miehlen. Den Berichten zufolge beging er mindestens 211 Straftaten - von Diebstahl, Erpressung und Raubüberfällen bis hin zu Raubmord und Mord. Mit 19 weiteren Personen wurde er im November 1803 in Mainz enthauptet. Schinderhannes' Fallbeil im Hunsrück-Museum Simmern ausgestellt Mehr als 200 Jahre später: Zur Lehrmittelsammlung der Hochschule der Polizei gehört seit Langem eine Fallbeilschneide. Man vermutet, dass es sich bei der etwa 70 Zentimeter großen Schneide um die originale Schinderhannes-Schneide handelt - das Fallbeil, mit dem der Räuber 1803 enthauptet wurde. Doch bevor sie als Dauerleihgabe dem Hunsrück-Museum in Simmern übergeben werden kann, stellt sich die Frage: Ist die Fallbeilschneide tatsächlich authentisch? Stephano Borrero Wolff, ehemaliger Kriminaldirektor der Hochschule der Polizei Rheinland-Pfalz, ging der Sache auf den Grund. Er untersuchte alte Berichte, durchforstete Archive und Akten, verglich das Gewicht der Schneide mit historischen Aufzeichnungen und verfolgte den Weg des Fallbeils durch Rheinland-Pfalz und Hessen. Ein Prozess, der eineinhalb Jahre dauerte. Doch jetzt ist sich Borrero Wolff sicher: "Es ist mit ganz großer Wahrscheinlichkeit echt. Wie gelangte sie in den Besitz der Hochschule der Polizei? Laut seinen Recherchen wurde die Klinge speziell für die Hinrichtung des Schinderhannes gefertigt und kam danach nie wieder zum Einsatz, erläutert Borrero Wolff. Nach der Hinrichtung soll sie in den Räumlichkeiten der Großherzoglich Hessischen Staatsanwaltschaft im Dalberger Hof in Mainz ausgestellt worden sein - dort war später auch die Polizei untergebracht. "Als die Justiz ausgezogen ist, ist die Klinge da geblieben", erklärt er. Mythos des Schinderhannes Bis in die 1980er Jahre diente der Ort als Sitz des Polizeipräsidiums Mainz. Dort war die Schneide im Kriminalmuseum präsentiert. Nach dem Umzug des Präsidiums ging sie in den Besitz der Landespolizeischule über und wurde Teil der Lehrmittelsammlung. An der Hochschule der Polizei verweilte die Fallbeilschneide in der Waffenkammer, bis sie an das Hunsrück-Museum übergeben werden konnte. Dort soll sie nun als Dauerleihgabe ausgestellt werden. "Beim Schinderhannes gibt es natürlich eine große Diskrepanz zwischen dem Mythos und der Realität", kommentiert Museumsleiterin Kristina Müller-Bongard. "Der Mythos des Schinderhannes und seiner Kumpane entstand bereits kurz nach seiner Hinrichtung." Schon damals wurde er als Räuberhauptmann glorifiziert. Doch: "Er ist ein verurteilter Straftäter. Er ist ein Mörder, er ist ein Räuber," betont die Leiterin. "Unsere Aufgabe als Historikerinnen und Historiker ist es, damit kritisch umzugehen. Eine Glorifizierung soll nicht stattfinden." Zum Museum gehört auch der Schinderhannes-Turm, aus dem er einst ausbrach, wie Müller-Bongard erläutert. Dort wird die Geschichte des Räubers aufgearbeitet und präsentiert. Die Schneide wird jedoch zunächst nicht im Turm, sondern direkt im Hunsrück-Museum zu sehen sein. Weitere Nachrichten aus dem Hunsrück findest du in unserem Lokalressort.