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SchUM-Stadt Worms: Auf den Spuren der jüdischen Geschichte der Stadt


Autor: Patricia Schlösser-Christ

Worms, Freitag, 09. Sept. 2022

2021 erkannte die UNESCO die jüdische Kultur der Stadt Worms als bedeutsam für das jüdische Leben in Europa an. Seither trägt die SchUM-Stadt offiziell den Titel "Weltkulturerbe". Spannende Führungen bringen dir hier die jüdische Geschichte näher!
Blick auf die Wormser Synagoge.


  • Die Stadt Worms gehört neben Speyer und Mainz zu den sogenannten SchUM-Städten.
  • Die SchUM-Städte und ihre jüdischen Monumente gelten als bedeutsam für das jüdische Leben in Deutschland und ganz Europa.
  • In Worms zählen der Synagogenbezirk und der jüdische Friedhof "Heiliger Sand" zum Weltkulturerbe.

Die Städte Worms, Speyer und Mainz werden als SchUM-Städte bezeichnet. Im Mittelalter waren sie die Heimat der drei größten und einflussreichsten jüdischen Gemeinden im deutschen Raum. Die Bezeichnung "SchUM" ist auf die Anfangsbuchstaben der hebräischen Namen zurückzuführen, die die Städte im Mittelalter trugen. Schin (Sch) steht für SchPIRA, der mittelalterlichen Bezeichnung für Speyer. Waw (U) steht für Warmaisa, dem damaligen Namen der Stadt Worms. Mem (M) steht für Magenza, dem hebräischen Namen der Stadt Mainz.

Die historische Bedeutung der SchUM-Städte Worms, Speyer und Mainz

Die SchUM-Städte waren aufgrund ihrer Lage direkt am Rhein ein wichtiger Handelsposten für Kaufleute. Sie waren politisch und wirtschaftlich von großer Bedeutung. Viele Jüdinnen und Juden ließen sich hier im frühen Mittelalter vorwiegend als Handwerker*innen nieder. Infolgedessen entstand am Rhein das erste Siedlungsgebiet von Jüdinnen und Juden in Nordwesteuropa. Es gilt heute als die Wiege der religiösen und geistigen Tradition des aschkenasischen Judentums.

Denn entlang des Rheinufers entwickelten die Aschkenasim der Städte Worms, Speyer und Mainz eine gemeinsame religiöse Kultur und Tradition und schlossen sich als große SchUM-Gemeinde zusammen. In dieser Zeit entstanden auch zahlreiche Bauten und Anlagen, die bis heute als Vorbild für die Gestaltung jüdischer Ritualbauten dienen.

Seit Juli 2021 dürfen sich die Städte Worms, Speyer und Mainz aufgrund ihrer kulturell und architektonisch bedeutsamen SchUM-Stätten mit dem Titel UNESCO-Weltkulturerbe schmücken. Gemeinsam bilden sie das erste jüdische Welterbe Deutschlands. Die UNESCO bestätigte den Städten damit eine große Bedeutung für die jüdische Geschichte ganz Europas.

Die SchUM-Stätten der Stadt Worms

In Worms gehören das mittelalterliche Gemeindezentrum mit Synagoge und Synagogenhof, Frauenschul, Mikwe und Judenratsstube sowie das ehemalige Gemeindehaus ("Raschi-Haus") zum Weltkulturerbe der SchUM-Städte. Aufgrund der zahlreichen Zeugnisse der jüdischen Kultur, die diese Stätten liefern, trägt Worms auch den Beinamen "Klein-Jerusalem am Rhein".

Die beeindruckenden SchUM-Stätten der Stadt bieten Besucher*innen in der Tat eine tolle Möglichkeit, eine "Zeitreise" in ein mittelalterliches Judenviertel zu unternehmen. Denn die Struktur der Judengasse und die alte Stadtmauer blieben bis heute erhalten. Hier reihen sich kleine, pittoreske Häuschen aneinander, die einen ganz eigenen Charme versprühen, bis die Judengasse schließlich auf dem Synagogenplatz mündet.

Von besonderer Bedeutung ist auch der jüdische Friedhof "Heiliger Sand", dessen Gräber bis auf das 11. Jahrhundert zurückgehen. Auch er zählt offiziell zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Der Synagogenbezirk

Im Synagogenbezirk reihen sich beeindruckende jüdische Monumente aneinander: die Synagoge, der Frauenschul, das Ritualbad (Mikwe) und Teile des heutigen Raschi-Hauses.

Die Synagoge geht auf ein im Jahr 1034 gestiftete Gebetshaus zurück. Sie wurde in den letzten Jahrtausenden mehrfach zerstört und neu aufgebaut. Im Erdgeschoss des 1982 erbauten Raschi-Hauses, das auf den alten Fundamenten des Tanz- und Hochzeitshauses errichtet wurde, befindet sich seit 2020 das Jüdische Museum. Zusammen mit dem jüdischen Friedhof "Heiliger Sand" ist der Synagogenbezirk von Worms Anlaufstelle für kulturell und historisch Interessierte aus aller Welt. Auch heute ist die Synagoge noch Gottesdienstort der jüdischen Gemeinde der Stadt.

  • Adresse: Jüdische Synagoge, Eingang: Synagogenplatz, Hintere Judengasse 4, 67547 Worms
  • Internet: Synagoge Worms
  • Öffnungszeiten: April bis Oktober täglich 10 bis 12:30 und 13:30 bis 17 Uhr. November bis März täglich 10 bis 12 und 14 bis 16 Uhr.
  • Schließtage der Synagoge: Pfingstmontag, Tag der Arbeit, Weihnachten, Silvester, Neujahr
  • Kosten: Eintritt frei
  • Wichtig zu wissen: Alle männlichen Besucher müssen in der Synagoge eine Kopfbedeckung tragen.

Der jüdische Friedhof "Heiliger Sand"

Der jüdische Friedhof "Heiliger Sand" ist der älteste noch erhaltene jüdische Friedhof in Europa. Einige Gräber sind auf das 11. Jahrhundert datiert. Hier befinden sich mehr als 2500 Stelen, 800 entstammen dem Mittelalter.

Eine über dem Friedhof liegenden Anhöhe bietet einen beeindruckenden Blick über die Gräber. Hierbei erkennt man, dass die Gräber nicht, wie üblich, nach Osten in Richtung Jerusalem zeigen. Vielmehr sind sie der eigenen Synagoge zugewandt. Auch hieran wird deutlich, welche Bedeutung man den SchUM-Stätten im Mittelalter zuschrieb.

  • Adresse: Jüdischer Friedhof "Heiliger Sand", Willy-Brandt-Ring 21, 67547 Worms
  • Internet: Jüdischer Friedhof "Heiliger Sand"
  • Öffnungszeiten: November bis März: Sonntag bis Freitag 9:30 bis 16:00 Uhr (letzter Einlass 15:40 Uhr). April bis Oktober: Sonntag bis Freitag 9:30 bis 17:00 Uhr (letzter Einlass 16:40 Uhr).
  • Schließtage: Samstags, an jüdischen Feiertagen sowie an den Weihnachtsfeiertagen, Silvester, Neujahr und Karfreitag
  • Kosten: Eintritt frei

Öffentliche Führungen durch das jüdische Worms

Bei einer öffentlichen Führung kannst du die jüdischen Monumente in Worms bestaunen und dir deren Bedeutung für das kulturelle Erbe des Judentums vor Augen führen. Du besuchst das ehemalige jüdische Viertel in der Judengasse, inklusive Synagoge. Außerdem beinhaltet die Führung einen Besuch des jüdischen Friedhofs "Heiliger Sand", der ein besonders beeindruckendes Bild der jüdischen Geschichte der SchUM-Stadt Worms zeichnet. Wenn du das jüdische Worms kennenlernen und in die faszinierende Geschichte der SchUM-Stadt eintauchen möchtest, kommst du hier voll und ganz auf deine Kosten.

  • Termine: April bis Oktober, jeden 1. Sonntag im Monat um 10:30 Uhr
  • Treffpunkt: Synagogenplatz, 67547 Worms
  • Preise: 8 Euro pro Person, Kinder bis 14 Jahre frei
  • Tickets: bei der Tourist Information während der Öffnungszeiten, online über ticket-regional.de