Druckartikel: Wo "Mundraub" erlaubt ist: Streuobstwiesen in Rheinland-Pfalz entdecken

Wo "Mundraub" erlaubt ist: Streuobstwiesen in Rheinland-Pfalz entdecken


Autor: Tamara Schneider

Deutschland, Mittwoch, 12. Oktober 2022

Streuobstwiesen und Obstbäume findest du in Rheinland-Pfalz an vielen Orten. Warum Streuobstwiesen für unsere Natur so wichtig sind und wo du dir ungestraft auch ein paar Äpfel, Birnen oder Kirschen pflücken kannst, verraten wir dir hier.
Wilder Apfelbaum im Sonnenlicht.


  • Was ist eine Streuobstwiese?
  • Warum ist sie wichtig für die Natur?
  • Hier findest du Stellen, an denen du pflücken kannst

Obst ist einfach gut: Es hält uns gesund, liefert wichtige Vitamine und schmeckt auch richtig lecker. Obst findet Verwendung in vielen Produkten. Es landet in Saft, Kuchen und Gerichten. Sehr gut also, dass es in Rheinland-Pfalz so viele Streuobstwiesen gibt. Vor allem in ausgewiesenen Naturparks, wie zum Beispiel dem Naturpark Saar-Hunsrück, gibt es viele davon. 

Was ist eigentlich eine Streuobstwiese?

Eine Streuobstwiese ist eine vom Menschen kultivierte Wiese, auf der Obstsorten angebaut werden. Sie trägt diesen besonderen Namen, weil die Obstbäume mit ausreichend Platz zum Wachsen nebeneinander angeordnet sind. Sie stehen beinahe schon vereinzelt auf der Wiese. Wenn die Früchte reif sind, dann fallen sie von den Bäumen hinunter - die Bäume "verstreuen" das Obst.

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Streuobstwiesen sind in der Regel nicht auf einen hohen Ertrag ausgelegt. Die Bäume hier wachsen hochstammig, das heißt, ihre Kronen beginnen meist erst in einer Höhe von 1,80 Meter. Und vor allem interessant und wichtig ist: Es werden auf Streuobstwiesen meist keine Dünger oder Pestizide eingesetzt. Die Bäume wachsen und gedeihen natürlich. In Rheinland-Pfalz gibt es eine Interessengemeinschaft für Streuobst (IG Streuobst), bestehend aus Vereinen, Betrieben und Behörden. Wenn du mehr über ihre Arbeit erfahren möchtest, dann klicke hier.

Streuobstwiesen für Tiere

Nun geht es bei den Streuobstwiesen um den Obstanbau, aber auch die Tiere haben etwas von dieser Art des Anbaus. Denn die Wiesenfläche unter den Bäumen dient als Weideland für Schafe und Kühe. Sie halten das Gras schön kurz, sodass der Mensch nicht eingreifen muss. Aus diesem Grund können auch Wiesenpflanzen und sogar wilde Orchideen auf Streuobstwiesen gedeihen. Auch Vögel, Spinnen und Insekten finden in den Biotopen ein Zuhause. Außerdem werden oftmals alte Apfel- oder Birnensorten kultiviert, die sonst längst ausgestorben wären. 

Möchtest du dir gerne zu Hause auf der Wiese selbst eine Streuobstwiese anlegen? Dann kannst du dich zum Beispiel hier informieren. Die Interessengemeinschaft Streuobst Rheinland-Pfalz hat dafür eine Informationsseite für Streuobst-Einsteiger eingerichtet. 

Wo finde ich Streuobstwiesen?

Wenn du auf einem Spaziergang an einer Wiese, die vielleicht auch ein wenig im Hang liegt, vorbeikommst, und darauf Apfelbäume oder andere Obstbäume stehen siehst, dann kannst du davon ausgehen, dass es sich um eine Streuobstwiese handelt. Die Bäume stehen dabei meist ein bis zwei Meter auseinander und sind manchmal in Reihen angesiedelt. 

In der Regel gehören die Streuobstwiesen auch jemandem. Aber nicht immer sind sie eingezäunt. Dennoch darfst du in der Regel nicht ohne Erlaubnis einfach ein paar Äpfel pflücken. Es gibt aber unterschiedliche Besitzer, das können private Besitzer*innen sein, oder die Wiesen gehören dem Land Rheinland-Pfalz oder der ansässigen Gemeinde. 

Die Ausnahme 

Gehören die Wiesen der öffentlichen Hand, dann darfst du dir auch Obst mitnehmen. Das Bundeszentrum für Ernährung erklärt auf seiner Website, dass es auf öffentlichen Flächen für Bürger erlaubt ist, sich Stein- und Kernobst, Beeren oder Nüsse in kleinen Mengen für den Eigenbedarf mitzunehmen. Manche Kommunen schildern solche Flächen auch aus. Wenn du dir nicht sicher bist, ob du an der Wiese der Gemeinde pflücken darfst, solltest du im Zweifel am besten bei der Kommune nachfragen. Meistens ist man sehr froh, wenn das Obst geerntet wird, bevor es dann gammelig auf der Straße landet. 

Hier ist Mundraub erlaubt

Streng genommen ist das unerlaubte Mitnehmen von Essbarem Diebstahl. Im Volksmund hat sich der mittelalterlich geprägte Begriff "Mundraub" noch gehalten. Doch diese Bezeichnung hat auch eine Webseite als Name genommen, die dir eben genau solche Orte anzeigt, an denen du ungestraft Obst ernten und mitnehmen darfst. Unter www.mundraub.org kannst du dich informieren, wo du "öffentliches Obst" findest und wo du ernten darfst.

Seit 2009 gibt es die Webseite, die inzwischen über eine große Community verfügt. Ganz im Sinne der Nachhaltigkeit werden freie öffentliche Bäume registriert und auf einer Karte angezeigt. Nun gibt es auch hier ein paar kurze Regeln, an die du dich beim Pflücken im öffentlichen Raum halten solltest. 

  1. Beachte die Eigentumsrechte. Pflücke bitte wirklich nur dort, wo du dir sicher bist, dass die Wiese oder der Baum der öffentlichen Hand gehört. Auch ist es wichtig, dass du nicht in einem Naturschutzgebiet erntest. Diese Bereiche sind meistens ausgeschildert. Frage bei der Gemeinde nach oder informiere dich online.
  2. Gehe behutsam mit Baum und Natur um. Zerstöre beim Pflücken keine Äste oder verletze den Baum nicht an der Rinde. Da sich auch Tiere von den Streuobstwiesen und Obstbäumen ernähren, lass ihnen etwas übrig. Lass Fallobst liegen und ernte nicht den ganzen Baum ab. Außerdem solltest du selbstverständlich allen Müll, den du zur Wiese mitbringst, auch wieder mit nach Hause nehmen.
  3. Teile die Früchte deiner Entdeckungen. Oftmals gibt ein Baum ganz schön viel her. Meistens erntet man genügend für sich selbst. Ganz im Sinne der Nachhaltigkeit: Teile deine Früchte mit anderen. Mundraub.org macht auf seiner Seite klar, dass es keinen "Anspruch oder Recht auf die Ernte eines öffentlichen Baumes" gibt, nur weil er auf der Karte online zu finden ist. Wenn du also einen Baum findest, der öffentlich geerntet werden darf, teile dein Wissen mit der Community.
  4. Engagiere dich bei der Pflege von Obstbäumen. Selbstverständlich ist es wichtig, alte Bäume und Naturflächen zu erhalten. Engagiere dich daher für die Pflege von Bäumen. Übrigens kannst du das auch im Naturschutzbund (NABU) vor Ort tun. 

Mithelfen erwünscht

Wenn du selbst gerne auf einer Streuobstwiese in Rheinland-Pfalz mithelfen möchtest, bei der Pflege der Bäume und der Ernte helfen willst, dann kannst du dich bei deinem NABU vor Ort melden oder gehst auf diese Seite zu den Streuobstwiesen in ganz Deutschland.