Koblenz
Rätselhafte Morde

Cold Cases in Koblenz: Vier brutale Morde und die jahrzehntelange Suche nach Antworten

Cold Cases in Koblenz bleiben ungelöst, während neue Technologien die Beweise erneut analysieren. Vier mysteriöse Mordfälle werfen viele Fragen auf. Gerade im Fall der 14-jährigen Iris Hans, die vor 45 Jahren brutal ermordet wurde.
Cold Cases in Koblenz: Wer tötete den Obdachlosen auf dem Koblenzer Hauptfriedhof?
Der offizielle Flyer zum Mord an Gerd Michael Straten mit Foto. Als Belohnung zur Aufklärung des Falles wurde eine Summe von 10.000 Euro ausgeschrieben. Foto: Kriminalpolizei Koblenz
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Obwohl einige der Fälle bereits zu den Cold Cases zählen, sucht die Kriminalpolizei weiter nach Zeugen und Hinweisen. Mit neuen Technologien und Fortschritten in der Forschung werden vorhandene Beweismittel einer erneuten Analyse unterzogen und geprüft.

Wer sich näher mit den Fällen beschäftigt, stellt sich schnell Fragen wie: Wer ist die verstorbene Frau, die 1991 auf der A3 tot aufgefunden wurde? Warum wurde ein Obdachloser in Koblenz ermordet? Wer hatte es auf die 14-jährige Iris Hans abgesehen? Wir werfen einen Blick auf die bekannten Details der vier Fälle. 

1) Der Obdachlosenmord in Koblenz (2018)

Der erste Mord handelt von einem ermordeten Obdachlosen, der auf dem Koblenzer Hauptfriedhof gefunden wurde. Die Leiche des Mannes wurde am 23. März 2018 entdeckt. Das Opfer wurde vermutlich in der Nacht vom 22. März auf den 23. März ermordet.

Bei dem 59-jährigen Mann handelt es sich um Gerd Michael Straten. Der genaue Fundort der Leiche lag im Bereich des Pulverturmes/Schwarze Madonna. Den Angaben des Plakats der Polizei nach wurde er Opfer eines Gewaltverbrechens

Einen Tag vor seinem Tod soll er gegen 18.30 Uhr zuletzt gesehen worden sein. Laut Informationen der Polizei lebte er schon mehrere Jahre auf einem abgelegenen Teil des Friedhofes. Der Mann galt als zurückhaltend, freundlich und gebildet. Außerdem soll er viel Wert auf sein gepflegtes Aussehen gelegt haben. 

Obdachloser tot auf Friedhof aufgefunden: Ursache des Mordes an 59-Jährigem unklar

Straten wuchs in Köln auf und lebte ab 1979 in Koblenz. Von 1986 bis 1997 führte er ein Geschäft, in dem er Kunstgegenstände verkaufte und Bilder rahmte. Nach der Schließung seines Geschäftes lebte der Mann auf der Straße.  

Nur selten trank Straten Alkohol. Drogen hätte er keine genommen, so die Polizei Rheinland-Pfalz. Im Bereich des Koblenzer Hauptbahnhofes sowie in Cafés, Bio-Märkten und Bibliotheken war Straten häufig unterwegs und bekannt. Im Sommer sammelte der Obdachlose Pfand auf Festivals. 

Drei gesuchte Personen: Wer hat sie in der Nacht vor dem Mord gesehen?

Knapp eine Woche nach dem Leichenfund veröffentlichte die Koblenzer Polizei Plakate, in der Hoffnung, jemand könnten Hinweise zu dem grausamen Mord von Straten geben. Es wurde eine Belohnung in Höhe von 10.000 Euro ausgeschrieben. Etwa 35 Mitarbeiter der Sonderkommission "Hauptfriedhof" arbeiteten an dem Fall. Dabei wurden 1.250 Spuren und Hinweise ausgewertet.

Bis heute werden drei unbekannte Personen gesucht. Sie könnten wichtige Zeugen sein. Einen Tag vor dem Mord, am 22. März 2018, wurde ein Unbekannter mit einem Fahrrad in der Nähe des Pulverturms gesehen. Er trug eine dunkle, beige-braune Jacke und hatte längere Haare.

Ein zweiter Mann im Alter von 25 bis 45 Jahren wird dringend gesucht. Nahe der Beatusstraße wurde er gegen 6 Uhr morgens und am Abend zwischen 21 Uhr und 22 Uhr gesehen. Er trug dunkle Kleidung und hatte eine schwarze Tasche, womöglich eine Sporttasche, dabei. Neue Erkenntnisse zu dem Mord sind nicht bekannt.

2) Der Mordfall Amy Lopez (1994)

Der Urlaub einer 24-jährigen Amerikanerin im Jahr 1994 in Deutschland endete mehr als tragisch. Lopez´ Vater schenkte seiner Tochter die Europa-Reise. Während ihres Aufenthaltes wollte die junge Frau unter anderem die Festung Ehrenbreitstein in Koblenz (Landkreis Mayen-Koblenz) besichtigen. Am frühen Morgen des 26. September 1994 brach die Texanerin schließlich zur Festung auf. Doch dies sollte die letzte Etappe ihres Urlaubs darstellen.

Entgegen der vorherigen Tage war sie an diesem Tag alleine unterwegs. Ihr Ziel war die Jugendherberge, die sich auf der Festung befindet. Nachdem sie an der Festung angekommen war, wurde sie gegen 08:50 Uhr zuletzt auf der Auffahrt gesehen.

Die Frau war wohl zur falschen Zeit am falschen Ort, denn keine ganze Stunde später war Amy Lopez bereits tot. Die Studentin wurde in einem abgelegenen Teil der Festung ermordet. Genauer gesagt handelt es sich um das Turmzimmer eines Generals. Gefunden wurde die Leiche von zwei Schülern, die die Festung besichtigten.

Urlaub in Deutschland: Die Reise einer 23-Jährigen endete mit dem Tod

Auch nach knapp 30 Jahren wird weiterhin ein wichtiger Zeuge zum Mord gesucht. Damals war der Mann etwa 18 bis 22 Jahre alt und 1,80 Meter groß. Seine Statur wird als sehr schlank beschrieben. Er hatte hellblonde, kurze Haare. Am Tag des Mordes trug er eine Jeans und ein hellblaues T-Shirt. 

Der Fall wirft viele Fragen auf. So etwa, wohin ein Herrenfahrrad mit Fahrradkorb auf dem Gepäckträger verschwunden ist. Zeugen berichteten, wie sie es auf dem Felsenweg in Höhe des Abgangs zum General-von-Aster Zimmer sahen. Beim Eintreffen der Polizei war es bereits verschwunden. Ob es mit dem Mord an Amy Lopez zusammenhängt, ist unklar. Die Polizei sucht seitdem nach dem Besitzer des Fahrrads. 

Hinweise, dass die junge Frau den Mörder in irgendeiner Weise kennt, gibt es keine. Obwohl anschließend hunderte Zeugen befragt und mehr als 300 Spuren ausgewertet wurden, gibt es nach wie vor keine Hinweise auf Lopez´ Mörder. Ein Sexualverbrechen ist eine Möglichkeit. Online gibt es nur einige wenige Informationen über den Fall der ermordeten Texanerin

3) Die tote Frau auf der Autobahn bei Neustadt/Wied (1991)

Im Jahr 1991 ereignet sich ein grausamer Mord an einer jungen Frau. Am 7. August 1991 wird ihre Leiche auf der A3 bei der Gemarkung 5466 Neustadt/Wied (Landkreis Neuwied) gefunden. Ihre Identität bleibt bis zum heutigen Tag ungeklärt

Dem Obduktionsergebnis zufolge wurde sie von mindestens einem Auto überrollt und ist anschließend verstorben. Die Frau soll etwa 20 bis 30 Jahre alt und zudem schwanger gewesen sein. Sie war 174 Zentimeter groß und wog etwa 65 Kilogramm. Sie trug ungewöhnlich kurze blonde glatte Haare: nur drei Zentimeter lang. 

Mord an Schwangeren: Opfer wies zahlreiche Narben auf

Weitere Details zu ihrem Aussehen werfen viele Fragen auf. Beispielsweise waren viele Narben an Armen und Beinen zu sehen.  Am rechten Oberarm waren zwei Impfnarben zu erkennen. Über ihrem Ohr war eine kleine, aber auffällige Knochenwucherung. Die Schwangere trug ein ärmelloses rotweißes Kleid und eine beigefarbenen Strumpfhose. Kurioserweise trug sie keine Unterwäsche.

Stattdessen trug sie viel silbernen Schmuck: silberne Ohrringe und eine Kette mit einem Hollandschuh als Anhänger. Am rechten Ringfinger steckte ein silberfarbener Ring. Außerdem trug sie eine kupferfarbene Swatch-Armbanduhr. 

Der Fall wird gleich zweimal bei der Fernsehsendung "Aktenzeichen XY...ungelöst" vorgestellt: im Jahr 2005 und erneut im Jahr 2022. Dennoch ist ihre Identität weiterhin ein Mysterium. 

4) Der Cold Case "Iris Hans" aus Koblenz (1978)

Der älteste Fall ereignete sich bereits in den siebziger Jahren. Die damals 14-jährige Iris Hans wurde von einem Unbekannten im Sommer 1978 brutal erstochen. Die eher ungewöhnliche Tatwaffe: ein Schraubenzieher

Der Täter tötete das Mädchen aus Mayen (Landkreis Mayen-Koblenz) am Morgen des 31. August mit 26 Messerstichen in Brust und Hals. Anschließend verblutete sie an ihren Verletzungen. Ihre Leiche wurde in einer Hecke auf dem Weg zu einem Reiterhof gefunden.  

Auf dem Weg zum Praktikum: 14-jähriges Mädchen verschwand an dem Morgen

Wegen ihres Schulpraktikums auf der Reitanlage Thomashof fuhr ihr Bruder die 14-Jährige täglich in die Mayener Innenstadt. Dort traf sie dann täglich auf ihre Schulfreundin, mit der sie zur Reitanlage Thomashof lief.

Am Morgen der Tat fuhr sie mit ihrem Bruder wie gewöhnlich nach Mayen. Jedoch lief Iris Hans entgegen der Norm alleine weiter in Richtung Thomashof. Denn ihre Freundin hatte an dem Morgen verschlafen. Danach wurde das Mädchen nicht mehr gesehen. Ihren Praktikumsplatz an der Reitanlage erreichte sie nie. 

Hans wurde als fröhliches Mädchen beschrieben. Im Spielmannszug "Blaue Funken" in Mayen spielte sie die Querflöte. Zu ihren Geschwistern hatte sie eine gute Verbindung. In der Schule war sie Klassensprecherin.

Polizei fand unverdaute Speisen in ihrem Magen:  Wo hatte das Mädchen noch gegessen?

Nachdem das Kind am Nachmittag noch nicht nach Hause gekommen war, warteten die Eltern noch bis zum Abend des 31. August. Schließlich riefen sie die Polizei. Noch am selben Abend startete gegen 20 Uhr eine Suchaktion. Die Spur führte in die Nähe des Reiterhofes. 

Im Magen der Verstorbenen wurden später fragwürdige Speisen gefunden. Diese hatte das Opfer nicht zu Hause gegessen. Daher die Annahme, dass die 14-Jährige vor ihrem Tod noch woanders gegessen hatte. Daher ermittelte die Polizei in allen Gaststätten in der Umgebung. Doch die Suche verlief ergebnislos. 

Über 40 Jahre nach dem Mord: Etliche Fragen beschäftigen Polizei noch heute 

Der brutale Mordfall wirft viele weitere Fragen auf: Zu Hans Täter, den genaueren Umständen der Tat und wo Hans tatsächlich ermordet wurde. Zuerst scheint der Fall schnell gelöst: Ein 15-Jähriger aus einem Heim gesteht, der Mörder gewesen zu sein.

Es folgt die ernüchternde Erkenntnis: seine Aussagen widersprechen sich. Er kann also nicht Hans Mörder sein. Trotz eindeutiger Spuren bleiben der Täter und seine Beweggründe auch nach 45 Jahren unbekannt. Zuerst wirkt der Mord wie eine sexuell motivierte Tat. Die Obduktion ergab damals, dass es zu einer nicht vollendeten Vergewaltigung kam. 

Doch damit sind der Fragen noch nicht genug: Wo wurde Iris Hans getötet? Am Fundort oder doch woanders? Es stellte sich heraus: Der Fundort kann nicht der Tatort sein. Denn vor Ort wurden keinerlei typischen Spuren dieser Art gefunden. Schließlich hätte wegen der 26 Messerstiche eine große Menge Blut an dem Tatort vorhanden sein müssen. Daher ist es wahrscheinlicher, dass das Mädchen an einem unbekannten Ort getötet und im Nachhinein zum Fundort gebracht wurde. 

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