Bereits zu Kaiser Konstantins Zeiten gab es jüdische Gemeinden in Deutschland. Die erste, die in einem römischen Edikt schriftlich erwähnte wurde, war Köln. Für Trier, die älteste Stadt Deutschlands, wird angenommen, dass es jüdische Gemeinschaften hier bereits viel früher gab. 2021 wird diese erstmalige Erwähnung vor 1700 Jahren zum Anlass für ein Jubiläumsjahr genommen. Im Zuge dessen gab es bereits viele kulturelle Veranstaltungen in Trier.

Wegen der Corona-Pandemie ist geplant, das Jubiläumsjahr um weitere sechs Monate zu verlängern, weil viele Veranstaltungen nicht stattfinden konnten.

Eine App bringt dich auf jüdische Spuren

Anlässlich des Jubiläumsjahres ist eine App entwickelt worden, mit der du dich in Trier auf die Spuren dieser lange währenden jüdischen Geschichte begeben kannst.

Jüdisches Leben auf dem Smartphone

Mit der App "Jüdisches Leben in Trier" kannst du Orte, die mit der jüdischen Geschichte der Stadt verknüpft sind, individuell entdecken.

Die App ist auch als Webversion verfügbar, so dass du sie ohne herunterzuladen benutzen kannst.

Anhand von Audioguides, Videos und Bildern wird dabei Spannendes und Wissenswertes über die Bedeutung sowie Geschichte der einzelnen Orte vermittelt.

Wo geht es los?

Die Orte konzentrieren sich alle auf den Innenstadtbereich von Trier, den ältesten Bereich der Moselstadt. Du kannst also ganz entspannt von Trier-Nord nach Trier-Süd spazieren und dabei auf Entdeckungstour sein.

Eine interaktive Karte leitet dich dabei durch die Stadt. Du kannst die einzelnen Sehenswürdigkeiten anklicken und bekommst spannende Hintergrundinformationen direkt aufs Smartphone.

Die Stationen

Wir geben dir hier einen Überblick über die Stationen jüdischen Lebens, die du besuchen kannst:

  • Hauptfriedhof: Es gibt einen Audiohintergrund und Infotext über den dort seit 1920 bestehenden jüdischen Friedhof, der heute Teil des Hauptfriedhofes ist.
  • Haus in der Paulinstr. 119: Hier lebte die Künstlerin Adele Elsbach. Du erfährst etwas über ihre Kunst und ihr Leben.
  • Porta Nigra: Auch das alte römische Stadttor ist mit jüdischer Geschichte in Trier verbunden. Was im Jahre 1096 an der Porta Nigra passierte, erfährst du an dieser Station. Hier gibt es auch ein Video. 
  • Karl-Marx-Statue: Die Karl-Marx-Statue ist noch relativ neu. 2018 wurde das Abbild des Gelehrten jüdischer Herkunft von der Volksrepublik China als Geschenk gestiftet und aufgestellt. Karl Marx wurde in Trier geboren.
  • Karl Marx' Wohnhaus: Daher ist auch die nächste Station das Wohnhaus von Karl Marx und seiner jüdischen Familie in der Simeonstr. 6.
  • Bischof-Korum-Haus: Dieses ehemalige katholische Jugendzentrum wurde in der Nazi-Zeit zum Sammelgefängnis für Jüdinnen und Juden umfunktioniert, wo sie auf ihre Deportation warteten.
  • Kleine Judenpforte: Dies ist der Eingang zur Judengasse, die vom Hauptmarkt abzweigt. Jüdisches Leben in diesem mittelalterlichen Stadtviertel ist seit 1066 bezeugt. Auch an dieser Station kannst du ein Video zum Thema betrachten.
  • Judenviertel: Direkt hinter der Judenpforte beginnt das Judenviertel zwischen Hauptmarkt, Jakobsgasse und Stockstraße. Wie das Leben im Mittelalter dort war, erfährst du hier.
  • Dietrichstr. 6: Dort, wo heute große Einkaufshäuser stehen, lebte einst der jüdische Bühnenautor und Komponist Louis Scheuer.
  • Liebfrauenkirche: An diesem gotischen Kirchenbau befinden sich in Stein gemeißelte Allegorien auf das angeblich überlegene Christentum und das angeblich ausgediente Judentum.
  • Ehemalige Synagoge: Hier erinnert eine Gedenkstehle an die 1860 erbaute und in der Reichspogromnacht 1938 zerstörten Synagoge.
  • Zuckerbergstr. 20: In direkter Nachbarschaft zur alten Synagoge lebte Max Lazarus, der in den 1920er-Jahren zu den bedeutendsten Künstlern im Westen Deutschlands gehörte. 
  • Karl-Marx-Geburtshaus: In diesem Haus wurde der jüdische Philosoph geboren. Heute befindet sich darin ein Museum.
  • Jüdemerstraße: Abgeleitet von dem Wort "Judenmauer" lässt sich heute noch erkennen, dass im Mittelalter dort einst ein jüdischer Friedhof war.
  • Neustr. 92: Hier lebte Familie Hermann. Fünf Stolpersteine erinnern an diese jüdische Familie, die in Trier ein Bekleidungsgeschäft betrieb, und von denen kein Familienmitglied die Nazi-Herrschaft überlebte.
  • Ehemaliges Kaufhaus Haas: Spuren jüdischer Kaufleute finden sich auch in dem Gebäude, in dem heute eine Modehauskette ansässig ist.
  • Konstantinbasilika: In dieser alten römischen Palastaula fanden Juden während der Judenunruhen 1096 in Trier Zuflucht.
  • Weberbach: im 17. Jahrhundert befand sich in der Weberbach das jüdische Zentrum der Stadt.
  • Neue Synagoge: 1957 entstand die neue Synagoge. Diese bietet seitdem der jüdische Gemeinde in Trier ein religiöses Zentrum.
  • Jüdischer Friedhof: Um das Jahr 1651 wurde der jüdische Friedhof außerhalb der Stadtmauern angesiedelt. Hier liegen auch die Gräber der Großeltern und Urgroßeltern von Karl Marx. 

Hintergrund des Projektes

Jüdisches Leben hat lange Zeit im Verborgenen stattgefunden und ist einer wechselhaften Geschichte unterlegen. Die App "Jüdisches Leben in Trier" möchte diese Orte in der ältesten Stadt wieder sichtbar und auch selbst erlebbar machen.

Mit der App bekommst du auch Einblicke in Orte, wie die Synagoge oder den alten jüdischen Friedhof, die ansonsten nicht für die Öffentlichkeit zugänglich sind.

Die Entwickler*innen

Das Projekt wurde von der Trier Tourismus und Marketing GmbH mit der Stadt Trier, Amt für Stadtkultur und Denkmalschutz, im Rahmen des Jubiläums „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ umgesetzt.

Mitwirkende des Projektes sind das Stadtmuseum Simeonstift Trier und das Zentrum für Innovation und Weiterbildung. Des Weiteren die Jüdische Kultusgemeinde Trier und Klaus-Michael Nix.