Druckartikel: Rheinland-Pfalz: Entdecke die einzigartigen Fastnachtsbräuche

Rheinland-Pfalz: Entdecke die einzigartigen Fastnachtsbräuche


Autor: Patricia Schlösser-Christ

Deutschland, Sonntag, 10. November 2024

Rheinland-Pfalz gehört zu den Fastnachtshochburgen. Die fünfte Jahreszeit wird hierzulande besonders närrisch gefeiert. Davon zeugen nicht zuletzt zahlreiche lustige Bräuche. Wir stellen euch die schönsten vor.
Beim traditionellen Schärensprung geben Hexen den Ton an.


Du glaubst, du kennst dich mit Fastnacht aus? Weißt du denn auch, was "Strohbären" sind oder was sich hinter einem "Schärensprung" verbirgt? Falls du diese Fragen mit Ja beantworten konntest: herzlichen Glückwunsch - du bist Fastnachter*in durch und durch.

Falls dir die Begriffe jedoch nicht bekannt vorkommen sollten, klären wir dich gern auf. Hier sind für dich die vier lustigsten Fastnachtsbräuche unseres schönen Bundeslandes.

Strohbären in Dienstweiler

Einer der ältesten Fastnachtsbräuche wird in Dienstweiler am Fastnachtsdienstag zelebriert. Dann erwacht das Dorf traditionell aus dem Winterschlaf. Hierzu wird jedes Jahr ein junger Mann symbolisch in mehrere Lagen Stroh gewickelt. Anschließend wird er als "Strohbär" von einem "Strohbärenführer" durch das Örtchen geführt - natürlich in Begleitung zahlreicher Närrinnen und Narren.

Video:




An jedem Haus wird ein Liedchen angestimmt. Als Dankeschön gibt es traditionell Eier, Speck, Süßigkeiten, Geld und Spirituosen von den Hausbewohner*innen. Und falls nicht, wird kurzerhand das Haus der unwilligen Hausbewohner gestürmt.

Das alljährliche Spektakel endet gegen Abend im Gemeindehaus. Dort werden die gesammelten Spenden in gemütlicher Runde verzehrt. Der "Strohbär" wird dort auch aus seinem 40 bis 50 Kilogramm schweren Strohkostüm befreit. Das Strohgewand wird zum Abschluss symbolträchtig verbrannt.

Hinter dem Fastnachtsbrauch der Strohbären verbirgt sich übrigens ein alter Volksglaube. Diesem zufolge wachte der Bär nach langem Winterschlaf an Lichtmess auf. Am Tag nach Lichtmess begann die Fastnacht - die winterliche Ruhephase endete. Die Lichtmess hatte im Bauern- und Kirchenkalender also eine große Bedeutung. Noch heute zollt man ihr in Dienstweiler mit dem "Strohbären" Tribut.

Weiterführende Infos findest du hier: https://dienstweiler.de/der_strohbaer/

Schärensprung in Trier-Biewer

Ein besonders schöner Brauch wird auch in Trier-Biewer gepflegt. Der Heimatpflegeverein "Biewener Hoahnen" organisiert dort jedes Jahr an Veilchendienstag einen Umzug durch den Trierer Stadtteil Biewer. Die Närrinnen und Narren schlängeln sich hierbei Hand in Hand durch die Straßen. Zahlreiche Hexen geben dabei traditionell den Ton an. Sie führen die Truppe an und reinigen mit ihren Besen die Straßen vom Winter. Zur Stärkung reichen die Zuschauer*innen der "Menschenschlange" gelegentlich ein Tablett mit Hochprozentigem. Zum Abschluss findet in der Festhalle traditionell eine Schärenparty statt.

Überlieferungen zufolge soll der Schärensprung keltischen Ursprungs sein. Wie viele andere Karnevalsbräuche galt er ursprünglich der Vertreibung von Geistern.

Weiterführende Infos und Impressionen findest du hier: https://www.facebook.com/hoahnen

Glockenmänner in Heimbach-Weis

Ein etwas jüngerer Brauch hat sich in Heimbach-Weis etabliert. Dort ziehen seit etwa 30 Jahren jedes Jahr am Veilchendienstag ab 6:11 Uhr Männer mit großen Glocken durch den Ort. Die Mission der "Glockenmänner": die Dorfbewohner*innen für den großen Fastnachtsumzug wecken, der dort jährlich am Fastnachtsdienstag stattfindet.

In den letzten Jahren musste der Umzug pandemiebedingt leider ausfallen oder zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt werden. Dieses Jahr werden die Glockenmänner jedoch pünktlich an Veilchendienstag den großen Festzug einläuten.

Weiterführende Infos und Impressionen findest du hier: https://www.facebook.com/people/Glockemänner-Heimbach-Weis/

Narrenbaum in Karlsruhe

Ein junger, aber origineller und nachhaltiger Brauch wurde vor einem Jahr in Karlsruhe ins Leben gerufen. Damals beschloss der Festausschuss Karlsruher Fastnacht (FKF), der fünften Jahreszeit künftig mit einem Narrenbaum Tribut zu zollen. Hierzu wurde der traditionell vor dem Karlsruher Marktplatz aufgestellte Weihnachtsbaum nach der Weihnachtszeit nicht entsorgt, sondern "recycelt". Soll heißen: Der Tannenbaum wurde entastet und festlich mit den Wappen der Karlsruher Fastnachtsvereine geschmückt.

Im Rahmen einer kleinen Feier wurde der Narrenbaum symbolisch der Karlsruher Bevölkerung übergeben - natürlich standesgemäß mit einer Büttenrede. Auch in diesem Jahr verfügen die Karlsruher wieder über einen festlich geschmückten Narrenbaum. Der zum Narrenbaum umfunktionierte Tannenbaum muss erst an Aschermittwoch endgültig seinen Platz räumen. 

Weiterführende Infos und Impressionen findest du hier: http://karlsruher-festausschuss.de/der-narrenbaum-auf-dem-marktplatz-ist-jetzt-tradition/