Im schönen Rhein-Main-Gebiet haben sich bereits die Römer sehr gerne niedergelassen. Und zwar, als sie nach dem Gallischen Krieg (52 v. Chr.) in dem Keltengebiet ein römisches Lager aufschlugen. Dies war die Geburtsstunde der Ansiedlung und späteren Stadt Mainz. Denn dort, wo sich römische Legionen niederließen, kamen auch bald Handwerker*innen und weitere römische Bürger*innen mit hinzu. Die Ansiedlung wuchs und war bald ein wichtiger Bestandteil des Römischen Imperiums für die nächsten 500 Jahre. Spuren dieser Zeit sind heute in Mainz noch an manchen Orten in der Stadt zu finden. Denn Geschichte ist in Mainz an so gut wie jeder Ecke spürbar und erfahrbar. Welche römischen Relikte es noch gibt und wo sie zu finden sind, zeigen wir dir hier im Überblick. 1. Das RömertorWo sich heute die Unikliniken befinden, war in etwa das erste römische Legionslager errichtet worden. Als dieses aufgegeben wurde, recycelten die Römer die Steine des Lagers und bauten daraus ein Stadttor: das Römertor. Dieses Tor diente dem Zugang zu der ummauerten zivilen Stadt, in der die römischen Bürger*innen und Bediensteten lebten. Eine Straße führte hindurch. Es gilt als eines der spätrömischen Tore und ist heute nicht mehr im Originalzustand erhalten. Überreste davon wurden bei Ausgrabungen auf dem Gelände auf dem Kästrich gefunden, als dort Mitte der 80er Jahre eine neue Wohnanlage gebaut werden sollte. Wo es zu finden ist Zum Glück war es möglich, die Fundstätte zu erhalten und die geplante Straße des Wohnviertels darum herum zu bauen. So kannst du dir die Reste des Römertors heute noch ansehen. Sie wurden in die Grünanlagen des Wohnkomplexes Kupferbergterrasse integriert. 2. Der Dativius-Victor-BogenAm Ernst-Ludwig-Platz in Mainz kannst du den Dativius-Victor-Bogen durchschreiten. Auf dem Platz befindet sich allerdings nur ein Nachbau. Wenn du den Originalbogen anschauen möchtest, ist das aber auch kein Problem. Dieser befindet sich nämlich im Mainzer Landesmuseum. Noch 43 Architekturquader des Dativius-Victor-Bogens sind erhalten. Sie wurden zur Wende des 20. Jahrhunderts bei Bauarbeiten gefunden. Der Bogen ist der Spätantike zuzuordnen, er wurde im 3. Jahrhundert errichtet. Dank dem Stifter Dativius Victor, der Namensgeber des Bauwerks, war ein Ratsherr. Er stiftete den nach ihm benannten Bogen und eine Säulenhalle. Mitte des 4. Jahrhunderts wurden Teile des Dativius-Victor-Bogens dann wiederverwertet und in eine neu gebaute Stadtmauer integriert. 3. Die römische Gräberstraße Spuren des römischen Alltags sind heute nur noch wenige vorhanden. Wenn du wissen möchtest, wie die Römer*innen in Mainz gelebt haben, zeigen die Grabbeigaben auf der römischen Gräberstraße am besten, welche Alltagsgegenstände und wertvollen Stücke den Menschen am Herzen lagen. Vom 1. bis 2. Jahrhundert wurden auf diesem Gräberfeld die Bewohner*innen von Mogontiacum, so der römische Name für Mainz, bestattet. Die Gräberstraße, Via sepulcrum, führte entlang des Weges, der die beiden Militärlager auf dem Kästrich und in Weisenau miteinander verband. Heute gibt es einen rekonstruierten Ausgrabungsbefund an der Ecke Bettelpfad/Göttelmannstraße, der die Via Sepulcrum veranschaulicht. Dazu gibt es auch Erläuterungen zu den damals üblichen Bestattungsriten.4. Die römische FußbodenheizungDie Römer sind für ihre technische Fortschrittlichkeit bekannt. So haben sie bereits Wasserleitungen und beheizte Schwimmbäder gebaut, lange bevor daran in Europa überhaupt zu denken war. Eines dieser komfortablen Errungenschaften der Antike gibt es in Mainz zu sehen: das Hypokaustum. Hierbei handelt es sich um eine antike Fußbodenheizung. Der Fußboden stand auf kleinen Pfeilern. Darunter entfachte ein Holzfeuer eine wohlige Wärme von etwa 25 Grad. Selbstverständlich handelte es sich bei diesem Komfort um einen Luxus, den sich nur wenige reiche Wohnhäuser leisteten. Vom Wohnhaus zum Parkhaus Relikte eines solchen Wohnhauses wurden 1979 gefunden, als das Parkhaus Schillerplatz gebaut werden sollte. Heute können die Reste des Hypokaustums in der Grünanlage am Schillerplatz neben dem Proviant-Magazin besichtigt werden. 5. Der MithraskultAuch die Römer*innen waren religiös, lange bevor das Christentum die Hauptreligion des Römischen Imperiums wurde. Sie huldigten den alten römischen Göttern, aber waren auch offen für andere Gottheiten, wie zum Beispiel Mithras, einem persischen Lichtgott. Der Mithraskult wurde von römischen Soldaten gepflegt, die diese religiöse Sitte mit nach Mainz brachten. Sie erbauten Mithras zu Ehren auch Weihealtäre in Mainz. Im 2. bis 3. Jahrhundert n. Chr. befand sich in der römischen Stadt eines der größten Mithrasheiligtümer diesseits der Alpen. Zwei Altäre zur Besichtigung Heute kannst du die Überreste dieser einst so großen religiösen Verehrung in Mainz noch besichtigen. Die beiden Weihealtäre befinden sich in einem überdachten Durchgang auf dem Ballplatz. Dort sind sie das ganze Jahr über öffentlich zugänglich.6. Der DrusussteinNero Claudius Drusus war der Feldherr, der nachweislich das erste Lager an der Mainmündung errichtete und damit den Grundstein zur Gründung der Stadt Mainz legte. Auf Befehl des Kaisers Augustus wurde er nach Germanien entsandt, um die Grenzen zu sichern und um mehr Land jenseits des Rheins für das Römische Imperium zu erobern. Ihm zu Ehren errichteten die römischen Soldaten ein Ehrenmal, an dem sie auch ihre Dankesgaben für erfolgreiche Missionen niederlegten. Der Drususstein ist dabei kein Grab. Die Gebeine des Feldherrn wurden hier nicht bestattet. Es handelt sich eher um ein leeres Grabmal. Im Mittelalter wurde der Stein dann als Wachturm genutzt. Wachsam und stoisch steht er da Dennoch ist ein Besuch beim Drususstein beeindruckend. Der Riese strahlt eine mystische Atmosphäre aus. Heute steht der Drususstein wie eh und je mit immer noch gut 20 Metern Höhe auf dem Zitadellengelände gleich hinter dem Stadthistorischen Museum.7. Römisches BühnentheaterNicht weit vom Drususstein entfernt befindet sich das alte römische Bühnentheater. Es wurde Anfang des 20. Jahrhunderts ausgegraben und ist in seiner Größe wirklich beeindruckend. Es gilt als das größte Theater nördlich der Alpen. Die Bühne ist gut 42 Meter lang und es bot Platz für rund zehntausend Besucher*innen. Das Theater gehörte zur römischen Kultur einfach dazu. Hier wurden Kämpfe zwischen Menschen und Tieren gezeigt, auch Gedenkfeiern für den legendären Feldherrn Drusus wurden hier wahrscheinlich abgehalten. Ausstellung und Theater besuchen Wenn du die Überreste dieses gigantischen Areals besuchen möchtest, kannst du einfach am Bahnhof an der Haltestelle "Römisches Theater" aussteigen. Das Bühnentheater kann das ganze Jahr über besichtigt werden. Es gibt auch ein Besucherzentrum mit einer Ausstellung zum Theater und den römischen Kultstätten Drususstein und barocke Zitadelle. Die Info-Box ist dienstags und freitags von 10.30 Uhr bis 17.30 Uhr geöffnet.8. Die Römersteine Frisches Quellwasser aus Mainz-Finthen floss über das römische Aquädukt, von dem heute nur noch einige Römersteine übrig geblieben sind, bis in die Lager der Legionen in Mainz. Diese Erfindung des Wassertransports ist sicherlich etwas typisch römisches und eine sehr frühe technische Errungenschaft der Antike. Bereits um 70 n. Chr. wurde diese antike Wasserleitung erbaut. Sie führte gut 9 Kilometer, sowohl unterirdisch als auch überirdisch, in die Stadt und versorgte ihre Bewohner*innen mit dem kostbaren Nass. Steinerne Zeugen der Blütezeit Heute stehen noch etwa 59 Pfeiler dieser Konstruktion. Die Römersteine sind Zeugen dieser frühen Blütezeit von Mainz. Die etwa 7 Meter hohen Steine kannst du im Stadtteil Bretzenheim-Zahlbach besichtigen. An das Aquädukt erinnern außerdem auch noch die Pfeilerfundamente am Universitätssportplatz. Weiterhin ist ebenfalls ein Mauerstück des Verteilerbeckens auf dem Gelände der Universitätskliniken erhalten.