Mancher Ort in Rheinland-Pfalz kann auf eine Legende zurückgreifen. Aber keine Ortslegende ist dabei so schweinisch, wie die der Säubrenner-Stadt Wittlich. Die Stadtlegende trägt auch dazu bei, dass die Wittlicher*innen das größte Volksfest in der Südeifel feiern.

Und dann gibt es ja noch die vielen Schweine-Figuren, die in der Innenstadt Wittlichs zu finden sind. Was hat es denn nur damit auf sich? Wir erzählen dir hier die spannende und kuriose Stadtlegende, wie die Wittlicher*innen zu Säubrennern wurden.

Die Säubrenner-Legende aus Wittlich: Eine Sau, eine Rübe und ein großer Gaumenschmaus

Dass Wittlich heute den Beinamen Säubrenner-Stadt trägt, hat zwar auch einen historischen Hintergrund, aber ist dabei viel eher das Ergebnis einer sagenhaften Erzählung. Die Stadtlegende geht auf Ereignisse im 14. Jahrhundert zurück.

Was wahr ist, ist, dass Wittlich im Jahr 1397 durch Ritter Friedrich von Ehrenburg und seine Mannen belagert worden ist. Was ebenfalls wahr ist, ist, dass es einst eine Stadtbefestigung gab, von der noch Mauerreste bis dato übrig geblieben sind. Und wahr ist, dass Wittlich 1397 eingenommen wurde und bis auf die Grundmauern niederbrannte

Das sind die Fakten. Kommen wir nun zur Legende: Die Belagerung der Stadt durch den Feind hielt bereits lange an. Die vier Stadttore der Stadtmauer wurden jeden Abend fest verschlossen, ein schwerer Eisenriegel davorgeschoben. Eines Abends jedoch fehlte der Eisenriegel, der das Himmeroder Stadttor verschließen sollte. 

Der Torwächter, ob er nun jung und unerfahren war, wusste sich in seiner Not nicht recht zu helfen. Die Dunkelheit brach herein und die Stadt musste vor dem Feind, der vor den Toren lagerte, geschützt werden. So hatte er eine Idee. Er griff zu einer dicken, stabilen Rübe und nutze diese anstelle des Eisenriegels. Das Tor war verschlossen und der Torwächter ging zu Bett. 

Die Katastrophe nimmt ihren Lauf

In der Nacht schien allerdings noch eine andere Tür irgendwo in Wittlich offen gestanden zu haben. Denn eine Sau brach aus ihrem Stall aus und streifte durch die Gassen des mittelalterlichen Städtchens. Sie hatte Hunger, schließlich herrschte Belagerungszustand. 

Nun kam die arme Sau auch am Himmeroder Stadttor vorbei und fand die Rübe im Tor. Das Schwein tat, was zu erwarten war, und fraß die Rübe auf. Auf diese Chance hatten die Mannen vor den Toren nur gewartet. Die Feinde drangen durch das offenstehende Stadttor ein und raubten und brandschatzten, sodass von Wittlichs Stadtmauer nur noch Überreste blieben. 

Als Ritter Friedrich abgezogen war, fanden die überlebenden Wittlicher*innen heraus, dass ein Schwein für den Fall ihrer Stadt verantwortlich war. Sie trieben alle noch verbliebenen Schweine auf dem Marktplatz zusammen. In ihrem Zorn verbrannten sie alle Schweine in einem großen Feuer und verspeisten anschließend in einem großen Schmaus den Schweinebraten.   

Die Säubrenner Kirmes - das erwartet dich 2022

Heute gedenken die Wittlicher*innen dieses "historischen" Vorfalls mit ihrer traditionellen Säubrenner Kirmes. Sie findet bereits seit 1950 statt und ist immer am dritten Augustwochenende. Die Säubrenner Kirmes ist über die Grenzen der Stadt hinaus bekannt und das größte Volksfest in der Südeifel. Die nächste Säubrenner Kirmes ist geplant für 19. bis 23. August 2022. 

Die Gründungslegende spiegelt sich auch im Festprogramm der Kirmes wider. Denn Schweinebraten gibt es selbstverständlich auch heute. Jedes Jahr werden mehr als 100 Schweine an vier Kirmestagen verzehrt. Inmitten des Hauptmarktes stehen große Pavillons, in denen der Schweinebraten verkauft wird. Traditionell serviert im Brötchen mit Senf. 

Das Kirmesprogramm 

Viele Musikbands zu unterschiedlichen Musikstilen spielen auf dem Marktplatz oder dem Pariser Platz. Im unteren Teil der Stadt, auf dem Platz an der Lieser, findet der Handwerkermarkt statt. 

Freitags beginnt die Kirmes mit der Eröffnung des Rummelplatzes in der Oberstadt beim Busbahnhof. Zur Eröffnung wird im Stadtpark das Schauspiel über die Säubrennersage aufgeführt. Anschließend wird auf dem Marktplatz der Belagerungstrunk ausgegeben. 

Samstags zieht ein Festzug durch die Innenstadt, an dem viele Vereine und Gruppen aus Wittlich und Umgebung, wie die Wittlicher Winzer und die Feuerwehr, teilnehmen. Anschließend wird das Kirmesprotokoll verlesen. 

Montags ist der Tag der Einheimischen auf der Säubrenner Kirmes. Die Wittlicher*innen nutzen diesen Tag, um sich auf der Kirmes zu treffen, einen Wein zu trinken und einen Saubraten zu essen. Am späten Montagabend endet dann auch die Saubratenausgabe und es wird gezählt, wie viele Schweine über die Kirmestage verzehrt worden sind. 

Dienstag ist dann noch Familientag auf dem Rummelplatz. Dann gibt es die Attraktionen zum halben Preis. Viele Familien nutzen diese Gelegenheit für einen Rundgang. 

Dies sind die Schauplätze des Kirmes-Treibens: 

  • Marktplatz: Weinstände der Wittlicher Winzer, Saubraten-Ausgabe, Musikbühne
  • Pariser Platz: Weinstände, Musikbühne, Kulinarisches
  • Platz an der Lieser: Handwerkermarkt
  • Viehmarktplatz, Kurfürstenstraße, Parkplatz Kurfürstenstraße: Rummelplatz

Schweine vorm Rathaus

Schweine-Figuren findest du in der Wittlicher Innenstadt an vielen Ecken, zum Beispiel auch vor dem Rathaus. Sie erinnern an die Stadtsage, auf die die Wittlicher*innen durchaus stolz sind. Wenn du Wittlich mit Kindern besuchst, musst du ein Foto machen. Denn die Figuren sind beliebt bei den Kleinen, die gerne darauf Platz nehmen. 

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