Stolpersteine liegen in vielen Orten in Rheinland-Pfalz, so auch in Trier. Mit dem Stolpersteine-Guide können die Lebensorte verfolgter Opfer des Nationalsozialismus besucht werden. Damit soll an die Menschen und ihre Geschichten erinnert werden.

Du hast bestimmt schon einmal beim Spaziergang nach unten gesehen und dabei quadratische Messingplatten im Bürgersteig entdeckt und dich gefragt, warum dort Namen eingraviert sind. Dann hast du Stolpersteine bemerkt. Diese Form der Erinnerung soll genau das tun: über die Namen der Menschen "stolpern", die dort einst gelebt haben und die von den Nationalsozialisten im Zweiten Weltkrieg deportiert worden sind. 

Die meisten dieser Menschen sind in Konzentrationslagern umgebracht worden. Vereinzelt haben auch Deportierte überlebt oder gelten als verschollen. Neben den Geburtsdaten ist auch das Todesdatum, wenn es bekannt ist, und der Todesort auf dem Stolperstein vermerkt. 

Fünf Namen im Bürgersteig

So wie bei Selma Schröder, geb. Bach, die mit ihrer Familie in der Olewiger Straße in Trier in einem einfachen Bauernhaus gelebt hat. Sie war 47 Jahre alt, als die Bachs deportiert wurden. Aber sie hat überlebt, als Einzige. Hedwig Bach, Leo Bach, Johanna Bach und Walter Bach hingegen sind alle in Auschwitz ermordet worden. Ihre Namen sind im Bürgersteig nebeneinander eingelassen.

In Trier wurden in den Jahren zwischen 1941 und 1943 mehrere hundert Bürger*innen von den Nationalsozialisten deportiert. Unter ihnen waren Juden, Sinti und Roma, Kranke und Behinderte, politisch Verfolgte, Homosexuelle und Christen.

An rund 60 Standorten in der gesamten Stadt liegen heute Stolpersteine, die seit 2005 nach und nach verlegt worden sind, um an das Schicksal dieser Trierer*innen zu erinnern. Teilweise stehen die ehemaligen Wohnhäuser auch schon nicht mehr, haben moderneren Bauten Platz gemacht. Die Stolpersteine sind aber noch da und sollen diese Menschen in der Erinnerung der Stadt behalten. 

Stolpersteine-Guide per App

Wenn du dich für Geschichte interessierst und mehr über die Zeit des Nationalsozialismus in Trier wissen möchtest, kannst du dich auf die Spuren der Stolpersteine in Trier begeben. Mit einer App, dem Stolperstein Guide, kannst du deutschlandweit in verschiedenen Orten mehr über die Namen auf den Stolpersteinen erfahren. Es gibt die Möglichkeit Führungen per App zu erlaufen. An den Punkten in der Stadt, an denen sich Stolpersteine befinden, kannst du Biografien von den ehemaligen Bewohner*innen aufrufen. 

Der Stolperstein Guide wird ständig weiterentwickelt. Noch sind nicht alle Stolpersteine in Deutschland in der App vermerkt, da es viel Biographiearbeit verlangt, um die Lebensgeschichten der Deportierten aufzuarbeiten. Deswegen kann es sein, dass du mal an einem Standort bei deinem Stadtrundgang keine Hintergrundinformationen finden kannst. Allerdings kannst du auch zu unseren europäischen Nachbarn nach Luxemburg, in die Niederlande und nach Belgien fahren, und auch dort per App Stolpersteine besuchen, die dort verlegt worden sind. 

Hintergrund: Der Stolpersteine Guide ist ursprünglich an der Hochschule Trier entstanden und ist als Projekt der Sächsischen Bibliotheksgesellschaft mit Peter Nürnberger und Kim-Julian Becker in Kooperation mit der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek umgesetzt worden. 

Orte des Gedenkens in Trier

Es werden noch immer Stolpersteine in Trier und den Nachbargemeinden verlegt. Erst im September hat die Arbeitsgemeinschaft Frieden initiiert, dass ein Stolperstein für Max Glass in der Römerstraße 49 in Konz gesetzt werden konnte. Glass war homosexuell und als solcher von den Nationalsozialisten verfolgt. Er war Eisendreher von Beruf und wurde nur 39 Jahre alt. 1942 wurde er im KZ Buchenwald ermordet. 

Weitere Stolpersteine findest du in Trier in folgenden Straßen: 

  • Neustraße 21, Gedenkstein für Rosa Collinet
  • Fleischstraße 68, Gedenksteine für Louis Scheuer und Barbara „Betty“ Scheuer
  • Kochstraße 2, Gedenkstein für Else Huth
  • Paulinstraße 52, Gedenkstein für Adele Elsbach
  • Brotstraße 44, Gedenksteine für Dr. Fritz Stern sowie Hans und Ruth Stern
  • Krahnenstraße 49/53: „Helenenhaus“, Gedenksteine für zwangssterilisierte Gehörlose
  • St. Helena Str. 39: Gedenkstein für Gertrud Nossem

Eine Liste mit allen bisher bekannten Stolpersteinen findest du unter diesem Link

Was sind Stolpersteine?

Die ersten Stolpersteine sind in den 90er-Jahren verlegt worden. Der Kölner Künstler Gunter Demnig rief diese Art der Erinnerungskultur ins Leben. 1997 verlegte er, zuerst ohne die Genehmigung der Behörden, die ersten Stolpersteine in Berlin-Kreuzberg. Seitdem gedenken viele Städte und Gemeinden in Deutschland, ganz offiziell genehmigt, mit den Stolpersteinen der Bürger*innen, die Opfer der Nationalsozialisten geworden sind. 

Inzwischen sind es mehr als Tausende von Steinen, die mit Messingplatten beschlagen in den Bürgersteig eingelassen wurden. „Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist“, sagt Gunter Demnig. Mit den Steinen vor den Häusern hält er die Erinnerung an die Menschen lebendig, die einst dort wohnten.

Wie kannst du diese Arbeit unterstützen?

Wenn du gerne einen Stolperstein mitfinanzieren möchtest, kannst du eine Patenschaft übernehmen. In der Regel wissen die Initiativen vor Ort in deiner Stadt oder deiner Gemeinde Bescheid. An sie kannst du dich wenden. Für Trier ist das die Arbeitsgemeinschaft Frieden bzw. der Kulturverein Kürenz

Hier findest du eine Übersicht aller Mitglieder der Landesgemeinschaft der Gedenkstätten und Erinnerungsinitiativen in Rheinland-Pfalz