Treue ist vielen Paaren wichtig. Warum gibt es trotzdem immer wieder Seitensprünge in Beziehungen? Hier erklären wir, warum es zur Affäre kommt und ob es noch Hoffnung für die Beziehung gibt.

Treue ist ein hoher Wert in den meisten Beziehungen. Wenn es dann doch zu einem Seitensprung oder gar einer Affäre kommt, muss man sich entscheiden: Vergeben oder die Beziehung beenden? Während ein Seitensprung meist eine einmalige Sache ist, können sich Affären über Monate und Jahre hinwegziehen. Wir erklären, warum es zu Untreue kommt und ob und wie Beziehungen eine solche Krise überstehen können. 

Ist der Mensch für Monogamie gemacht?  

Manche behaupten, eine Beziehung, in der sexuelle Treue gefordert wird, sei zum Scheitern verurteilt. Es läge nicht in der Natur des Menschen, nur einen Sexualpartner zu haben. Allerdings scheint es laut Psychologen wohl so zu sein, dass der Mensch durchaus für monogame Beziehungen gemacht ist, da es sehr lange dauert, bis Kinder unabhängig von ihren Eltern sind – und für die Kindererziehung sind zwei Elternteile von Vorteil. Dennoch kam und kommt es immer wieder zu Seitensprüngen und Affären. Aber warum ist das so? 

Warum kommt es zum Seitensprung oder zur Affäre? 

Jemanden kennenzulernen, bei dem das Herz rast und die Gefühle verrücktspielen, ist etwas Wunderschönes. Allerdings lässt dieser Effekt mit der Zeit nach und eine tiefere Liebe und Verbundenheit entsteht in der Beziehung. Viele Paare erinnern sich gerne an ihre ersten gemeinsamen Monate zurück und fragen sich, wie es passieren konnte, dass man jetzt hauptsächlich über Organisatorisches redet, sich einen flüchtigen Kuss zum Abschied gibt und froh ist, auch mal allein zu sein. Der Sex ist zwar schön, aber selten geworden. Beziehungen verändern sich und wenn man sie als Paar nicht aktiv pflegt, werden sie zu einer Gewohnheit, einer Nebensache.  

In solchen Situationen kann ein fremder Flirt für die Anerkennung sorgen, die man in der eigenen Beziehung nicht spürt. Man wird von einem anderen Menschen offenkundig als attraktiv empfunden und fühlt sich dadurch selbst gut. Für viele ist an diesem Punkt Schluss – schließlich hat man ein Zuhause und eine Beziehung. 

Wenn die Vernunft aber aussetzt, man einen Streit mit Partner oder Partnerin hinter sich hat oder sich selbst für so clever hält, dass es sowieso: nie rauskommt, dann passiert ein Seitensprung. Wenn dabei die Verliebtheitsgefühle und das Adrenalin die Reue überwiegen, tut man es wieder. Eine Affäre entsteht. 

Wie häufig sind Seitensprünge oder Affären? 

Laut der einer Studie in 2020 hatten etwa 30 Prozent aller Frauen schon einen Seitensprung oder eine Affäre, bei Männern waren es 27 Prozent. Als Grund gaben Frauen häufig an, dass sie sich in ihrer Beziehung nicht mehr geliebt und wertgeschätzt gefühlt haben, für Männer stand bei den Fehltritten die sexuelle Abwechslung im Vordergrund.

Bindungsangst - So kann man sie erkennen und überwinden

Seitensprung oder emotionale Affäre? 

Einen einmaligen Ausrutscher kann man vielleicht verzeihen. Aber bei einer emotionalen Affäre sind Gefühle im Spiel. Oftmals beginnen sie wie eine normale Beziehung mit Dates, schönen Gesprächen und Verliebtheitsgefühlen – nur eben, dass mindestens einer von beiden bereits vergeben ist. Wenn dabei der Fremdgehende nicht von sich aus die bestehende Beziehung beendet, kommt es dazu, dass er oder sie zwei Beziehungen parallel führt. Das geht über das Fremdverlieben hinaus und zeugt von Unentschiedenheit und Bindungsangst.  

Affäre oder Beziehung? 

Manchmal wird ein Beziehungsmodell auch als Affäre bezeichnet, wenn beide Single sind. Das läuft dann ähnlich wie eine „Freundschaft Plus“ ab: Man trifft sich regelmäßig, versteht sich gut und hat Sex – aber man will keine feste Partnerschaft miteinander führen. Für Außenstehende mag es wie eine Beziehung aussehen, für die Beteiligten fehlt aber die emotionale Bindung.  

Seitensprung oder Affäre aufgeflogen: Beziehung retten? 

Herauszufinden, dass der andere untreu war, tut weh. Wenn nicht aus einer Trennungsaggression heraus die Beziehung sofort beendet wird, fragen sich viele Paare, ob sie noch eine gemeinsame Zukunft haben können. Natürlich kann man sich sagen, dass man für die vielen Dinge, die er oder sie richtig gemacht hat, bleibt, statt wegen diesem einen Fehler zu gehen. Doch die Verletzungen, besonders durch eine längere Affäre, sitzen tief. Das Vertrauen ist erstmal zerstört. Das Selbstwertgefühl des Betrogenen ist angegriffen.  

Diese 6 Schritte können nach einer Affäre die Beziehung retten: 

  1. Beide müssen den Versuch wollen. Nur, wenn beide in die Partnerschaft investieren wollen und Hoffnung haben, dass es eine gemeinsame Zukunft gibt, kann die Beziehung die Krise überstehen. 
  2. Die Affäre beenden. Falls nicht schon geschehen, sollte die fremdgehende Person die Affäre beenden. Sollte nach einem Seitensprung noch Kontakt bestehen, sollte dieser auch abgebrochen werden. 
  3. Absolute Ehrlichkeit. Der oder die Betrogene sollte sich überlegen, was er über den Seitensprung oder die Affäre wirklich wissen möchte. Dann sollte sich das Paar in einem ruhigen Moment darüber austauschen. Dabei ist es hilfreicher, die Gefühle des Fremdgehenden zu verstehen, als über jede Sexstellung informiert zu sein.  
  4. Vertrauen entsteht dadurch, dass man es nicht braucht. Nach einem solchen Vertrauensbruch sollte das Paar besonders darauf achten, dem anderen keinen Grund zur Eifersucht zu geben und etwas genauer als sonst kommunizieren, was man wann mit wem macht. 
  5. Das Thema ruhen lassen. Gerade in der ersten Zeit nach dem Betrug kann es immer wieder vorkommen, dass bei Diskussionen dieses Thema zusätzlich aufkommt. Es sollte aber versucht werden, ehrlich und ruhig die eigenen Gefühle darzulegen und sie nicht mit anderen Streitereien zu vermischen. Die Wunde sollte nicht immer wieder aufgerissen werden, sondern vernarben und mit der Zeit verblassen.  
  6. Professionelle Hilfe. Wenn die Beziehung beiden wichtig ist und vielleicht auch gemeinsame Kinder involviert sind, kann sich eine Paartherapie lohnen. Insbesondere Affären sind oft Ausdruck ungelöster Beziehungsprobleme. Diese mit Hilfe einer psychologischen Beratung aufzuarbeiten, kann ein guter Grundstein für die Zukunft sein.