Wenn wir heiraten, versprechen wir einander, dass wir uns nie trennen und zusammen alt werden. Die Realität sieht für manche Paare jedoch leider anders aus. Niemand freut sich über eine Scheidung oder eine Trennung, sie sind aber teilweise notwendig. Lohnt es sich die Ehe noch zu retten? Wie läuft eine Scheidung ab? Wie verarbeiten Sie sie emotional und können Sie wieder in eine Zukunft voller Liebe blicken? Wir haben die Antworten.  

Wenn Sie frisch verheiratet sind, können Sie sich ein Leben ohne Ihren Partner oder Ihre Partnerin überhaupt nicht vorstellen. Nichts kann Sie auseinanderbringen und Ihre gemeinsame Zukunft ist gesichert. Ein paar Jahre später kann das jedoch ganz anders aussehen. Hadern Sie gerade mit sich selbst und denken immer häufiger über eine Scheidung nach? Wir helfen Ihnen durch diese schwierige Zeit.  

Eva-Maria Hesse, Expertin:
Expertin Eva-Maria Hesse

Eva-Maria Hesse ist systemische Paar- und Familientherapeutin. Sie berät in ihrer Praxis in Nürnberg Singles und Paare sowohl zum Umgang mit Trennung und Krisen als auch zu Achtsamkeit, gelingender Partnerschaft und Resilienz. Als gefragte Expertin hält sie Vorträge und beantwortet in verschiedenen Medien Fragen zu Beziehungsthemen. Detaillierte Informationen finden Sie auf ihrer Homepage. 

Scheidung vermeiden – Sollten Sie die Ehe noch retten? 

Lohnt es sich noch Ihre Ehe zu retten? Schließlich waren Sie und Ihr Partner oder Ihre Partnerin einmal so verliebt, dass Sie eine Familie zusammen gegründet haben. Fragen Sie sich, was passiert ist? Wie kam es dazu, dass Sie sich die Scheidung wünschen? Hier kann eine gute, alte Pro- und Kontra-Liste helfen. Gibt es noch andere Auswege? Paartherapien oder –beratungen werden immer beliebter unter Paaren. Hier können Sie offen und ehrlich mit einem Profi über Ihre Probleme reden. Als neutrale Person kann der Therapeut oder die Therapeutin Ihnen Methoden mitgeben, die Ihnen dabei helfen können, wieder eine glückliche Ehe zu führen. 

Eva-Maria Hesse, Paar- und Familientherapeutin:
Expertin Eva-Maria Hesse

Krisen gibt es wirklich in jeder Beziehung, und eine Krise heißt einfach es muss jetzt was anders laufen als bisher. Wenn ein Paar beschließt, diese Beziehung wirklich weiterzuentwickeln und merkt, wir schaffen das zu zweit nicht, dann ist es ratsam, sich tatsächlich Unterstützung von außen zu holen, um dann in der Therapie einfach auch gewisse Tools zu bekommen, Hilfen, Unterstützung zu finden durch Fragen, durch Hausaufgaben, durch eine bestimmte Art der Reflexion.

Ablauf der Scheidung 

Eine Scheidung ist ein juristischer Prozess, der entsprechend vor Gericht geschieht. Wie genau läuft das ab? Auf was müssen Sie und Ihr Partner oder Ihre Partnerin schon vor dem gerichtlichen Termin achten? Wir haben die Antworten. 

Bevor es zur offiziellen Scheidung kommt, müssen Sie fünf Schritte durchlaufen:  

Trennungsjahr 

In Deutschland ist es Gesetz, dass Sie mindestens ein Jahr getrennt leben müssen, bevor Sie sich scheiden lassen können. Sie bekommen etwas Abstand voneinander und der Situation, bekommen den Kopf frei und merken, wie es ist, wenn der Partner oder die Partnerin nicht da ist. Sie entscheiden in dieser Zeit quasi, ob Sie die Scheidung wirklich durchziehen möchten. Das Jahr kann nur in extremen Fällen durch ein Gericht verkürzt werden. 

Scheidungsantrag 

Einer der beiden Partner muss einen Scheidungsantrag einreichen. Das macht normalerweise ein Anwalt im Namen des Antragstellenden. Der Antrag geht beim Familiengericht ein und wird überprüft. Anhand des Antrags sieht das Gericht, um welche Art von Scheidung es sich handelt. 

Einvernehmliche vs. Streitige Scheidung  

Bei einer Scheidung unterscheiden wir zwischen zwei Arten. Die Namen verraten Ihnen schon ein wenig, was wir unter den Arten verstehen. Doch wie unterscheiden wir die beiden? 

  • Einvernehmliche Scheidung – Wir sprechen von einer einvernehmlichen Scheidung, wenn beide Partner sich in den wichtigen Punkten einig sind. Was sind die wichtigen Punkte? Das Sorgerecht, die Frage des Unterhalts, Umgangsrecht, Haushalts- und Vermögensaufteilung und die Übernahme der Ehewohnung. Wenn Sie sich in diesen wichtigen Punkten einig sind, ist der Scheidungsprozess rechtlich relativ einfach: Beide Partner brauchen zusammen nur einen Anwalt, was Kosten spart und auch der Scheidungstermin kann schnell festgelegt werden. 
  • Streitige Scheidung – Bei der streitigen Scheidung sieht das Ganze etwas anders aus. Hier werden sich die beiden Partner bei einem oder mehreren der wichtigen Punkte nicht einig. In extremeren Fällen nimmt einer der Partner den Scheidungsantrag überhaupt nicht an. Beide Partner brauchen jeweils einen Anwalt und der Scheidungsprozess wird länger, da manche Aspekte vor Gericht geklärt werden müssen.
    Eva-Maria Hesse, Paar- und Familientherapeutin:
    Expertin Eva-Maria Hesse

    Wenn man es schafft, eine Wertschätzung der anderen Person entgegenzubringen für die Zeit, die man gemeinsam durchs Leben gegangen ist, sogar eine gewisse Dankbarkeit der anderen Personen gegenüber empfinden kann, dann kommt es natürlich eher zu einem respektvollen Umgang und Wertschätzung und Dankbarkeit.

     

Scheidungstermin 

Nachdem Sie die Scheidung eingereicht haben, steht Ihnen der Scheidungstermin bevor. Das ist ein gerichtlich festgelegter Termin, bei dem alles, das im Scheidungsantrag steht, besprochen wird. Beide Partner müssen vor Ort sein. Sie werden nochmals zu Aspekten Ihrer Ehe befragt, alle oben genannten Punkte werden besprochen und alles wird offiziell protokolliert und beschlossen.  

Scheidungsbeschluss 

Hier wird nochmals alles, das im Scheidungstermin beschlossen wurde, vorgelesen. Der Beschluss beendet somit den Scheidungsprozess, den/die Scheidungstermin/e und auch die Ehe. 

Sie überlegen Ihre Ehe noch zu retten? Hier finden Sie heraus, wie Sie es schaffen!

Scheidung verarbeiten – Mit diesen 6 Tipps wieder in die Zukunft blicken  

Jetzt, wo Sie wissen, wie die rechtliche Seite einer Scheidung aussieht, konzentrieren wir uns einmal auf Sie. Eine Scheidung ist ein extrem schwieriger und schmerzlicher Prozess, der Sie ziemlich mitnimmt. Wie verarbeiten Sie diesen Schicksalsschlag? Können Sie wieder in die Zukunft schauen? Wir haben 6 Tipps für Sie, mit deren Hilfe Sie bald wieder auf beiden Beinen stehen:  

  • Trauern – Wir neigen schnell dazu Traurigkeit und Schmerz zu unterdrücken. Vor allem, wenn Sie Kinder haben, wollen Sie sicherlich Ihre negativen Emotionen vor Ihnen verstecken. Lassen Sie lieber Ihre Emotionen zu, denn nur so können Sie sie gut verarbeiten. Trauern und weinen Sie, lassen Sie Ihren Gefühlen freien Lauf.  
  • Auf sich konzentrieren – Ein Scheidung oder Trennung kratzt schnell am Selbstbewusstsein, vor allem, wenn die Scheidung nicht Ihre Idee war. Konzentrieren Sie sich darauf, Ihr Selbstwertgefühl wieder zu finden. Verwöhnen Sie sich selbst mit einem Wellness-Tag, etwas Gutem zu essen oder einen Tag entspannt daheim. 
  • Neues ausprobieren – Gibt es etwas, das Sie schon immer einmal machen wollten? Dann nehmen Sie das doch in Angriff! Während der Ehe hatten Sie keine Zeit, aber dafür jetzt. Von einem neuen Hobby bis hin zu einem Ausflug ins Ausland kann das alles sein. 
  • Alte Dinge wieder für sich entdecken – Gab es Hobbys oder Interessen, die Sie während der Ehe vernachlässigt haben. Vielleicht hat sie Ihr Partner oder Ihre Partnerin sogar verboten. Jetzt ist die Zeit sie wieder neu zu entdecken. 
  • Hilfe suchen – Eine Scheidung ist für viele ein traumatisches Ereignis. Haben Sie keine Scheu davor sich Unterstützung zu suchen. Das kann Unterstützung in Form von Freunden und Familie sein, aber auch in Form von einer Therapie. 
  • Positives finden – Scheidungen haben auch positive Seiten. Sie kamen von einer schlechten Beziehung weg und sind in Ihren Freiheiten nicht mehr eingeschränkt. Sie können sich wieder voll und ganz auf sich konzentrieren und Ihre Zukunft ganz nach Ihren Wünschen und Bedürfnissen gestalten. 

Fazit: Scheidungen sind nicht einfach 

Niemand hat behauptet, dass eine Scheidung etwas Einfaches ist. Ganz im Gegenteil: Scheidungen sind schmerzhaft und nervenaufreibend. Wenn Sie jedoch wissen, was auf Sie zukommt, können Sie sich ein wenig darauf vorbereiten. So können Sie Ihren Schmerz minimieren und bald wieder in die Zukunft blicken.