„Das Beinhaus von Sedlec“: Rezension des Kartenspiels So spielt sich der Totenkopf-Pyramidenbau mit Domino-Schädeln Infos, Bewertung und Fazit „Das Beinhaus von Sedlec“ ist ein weiteres schnelles, aber ausgeklügeltes Spiel mit minimaler Ausstattung aus der bei Frosted Games erschienen Reihe der Micro-Kartenspiele*. Anders als bei den von uns getesteten Agropolis (hier im Kurzcheck) und Gegensatz (zum Test) stand für den Titel des Spiels ein realer Ort Pate: Das Beinhaus von Sedlec (tschechisch: Kostnice Sedlec) befindet sich etwa 70 Kilometer östlich von Prag und ist eine der morbidesten Touristenattraktionen Europas. Im Untergeschoss der Sedletzer Allerheiligenkirche auf dem dortigen Friedhof sind die Knochen von etwa 10.000 Menschen künstlerisch verarbeitet worden. Das Beinhaus-Kartenspiel kommt dagegen mit weit weniger Material aus, wie unser Test zeigt. Wie spielt sich „Das Beinhaus von Sedlec“? Denn wie es sich für ein Micro-Spiel gehört, ist der Inhalt der kleinen Schachtel sehr übersichtlich:  Für das Grundspiel werden lediglich 18 Karten mit Schädeln gebraucht, die im „Domino“-Stil gehalten wurden und je zwei Totenköpfe mit unterschiedlichen Farben/Funktionen zeigen, zum Beispiel Bauern, Schurken, Verliebte und Priester. Die Spielenden legen zunächst den Friedhof an, indem sie aus den gemischten Karten sechs verdeckte Stapel mit jeweils drei Karten zu einem 2-mal-3-Karten-Raster anordnen. Von einem beliebigen Stapel wird die oberste Karte umgedreht. Der aktive Spielende hat immer drei Aktionsmöglichkeiten:  Graben: Die jeweils oberste Karte von zwei Stapeln aufdecken und eine davon auf die Hand nehmen. Das Handkartenlimit beträgt zwei. Aufsammeln: Eine auf dem Friedhof offen ausliegende Karten auf die Hand nehmen.  Stapeln: Ein Karten von der Hand auf den Totenkopfstapel legen.  So wird die Totenkopf-Pyramide errichtet Das Stapeln ist das Kernelement des Kartenspiels und erfolgt nach bestimmten Regeln, die letztlich dazu führen, dass die Schädel-Karten zu einer Pyramide aufeinander platziert werden müssen. Für zwei Spieler heißt das: Jede „Totenkopf-Pyramide“ besteht aus 3 Ebenen und 6 Reihen von Totenköpfen (da jede Karte zwei Reihen abbildet). Als angrenzend gilt, wenn mindestens eine halbe Kantenlänge der Karte direkt anliegt. Folglich beginnt die erste Karte die unterste Ebene deines Totenkopfstapels, die aus vier Karten bestehen muss. Die zweitunterste Reihe besteht dann aus drei Karten usw. Die Totenschädel-Karten werden immer von unten nach oben gelegt, wobei die unteren Ebenen nicht erst vollständig gefüllt sein müssen, bevor die höhere Reihe genutzt werden können. Um eine Karte in eine höhere Ebene legen zu können, muss diese jedoch von genau 2 Karten darunter „gestützt“ werden. Weitere Bedingung: Eine Karte darf nur angrenzend zu mindestens 1 anderen Karte platziert werden. Das Spiel endet, sobald jeder Spieler seinen Totenkopfstapel fertiggestellt hat. In der Schlusswertung gibt es Punkte, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind: Zum Beispiel, wenn ein Schurke neben einem Priester liegt, zwei Verliebte neben- oder übereinander platziert werden konnten oder wenn sich unter einem Adligen ein weiterer Adliger oder eine Bauer befindet. Wird mit der beiliegenden Erweiterung gespielt, kommen zudem noch Henker ins Spiel. Sie bringen Punkte pro angrenzender Gruppe aus Schurken. Fazit: Minimalistische und morbide Empfehlung für zwei Spieler Für „Das Beinhaus von Sedlec“ wurde ein bekannter Mechanismus so extrem reduziert, dass gerade noch gut funktioniert: vorhandene Karten nehmen oder lieber zwei aufdecken – auch wenn ich dadurch dem/der Gegenspieler*in ungewollt eine Top-Karte zuschustere? Somit spielt trotz der geringen Kartenzahl und dem Glück beim Aufdecken eine Prise Taktik mit. Diese lässt sich zu dritt kaum durchbringen, weshalb uns das Micro-Kartenspiel in dieser Besetzung nicht so gut gefällt. Das Legespiel mit Karten ist zügig erklärt und superschnell gespielt: Sobald man die Wertung verinnerlicht ist, dauernd eine Runde etwa zehn bis 15 Minuten, was es zu einem idealen Zwischendurch-, Einstiegs- oder Absackerspiel macht. Und in dieser Funktion kommt es bei uns sehr oft auf den Tisch, wenn wir zu zweit spielen – eben weil wir so begeistert davon sind, wie man aus so wenig Material so viel machen kann. Da stören auch das aufgesetzte Thema und die fehlende Interaktion nicht.  Infos zu „Das Beinhaus von Sedlec“ im Überblick: Spieleranzahl: 2 bis 3 Altersempfehlung: ab 8 Dauer: 10 bis 15 Minuten (Verlagsangabe: bis 20 Minuten) Verlag: Frosted Games Autor: Dustin Dobson Pro:  Kompaktes Spiel zum Mitnehmen  bestens geeignet als Zwischendurch-Spiel für zwei Spieler Taktische Möglichkeiten trotz des reduzierten Materials  Contra: Aufgesetztes Thema Hoher Glücksfaktor Keine Interaktion Redaktionswertung: 8 von 10 Punkten Fazit: „Das Beinhaus von Sedlec“ reduziert Material und Abläufe so stark, dass eineinhalb Dutzend Karten für ein famoses Spiel ausreicht – Respekt! Der superschnelle Schädel-Pyramiden-Bau ist eine echte Empfehlung, besonders für zwei Spieler. Transparenzhinweis: Für das Testen des Spiels hat uns der Verlag ein Rezensionsexemplar ohne weitere Auflagen zur Verfügung gestellt.