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Spiele-Rezension

Spiele-Test "Exit - Schatten über Mittelerde": Ein einmaliges Erlebnis für Hobby-Hobbits

Was kann schiefgehen, wenn man einen der größten Trends im Gesellschaftsspiele-Bereich der vergangenen Jahre mit einem der beliebtesten Buch-/Film-Franchises kombiniert? Unser Test des Escape-Spiels „Exit – Schatten über Mittelerde“ gibt die Antwort.
Spiele-Test Exit - Das Spiel: Schatten über Mittelerde: Rezension des Escape-Spiels für Herr-der-Ringe-Fans
Das kooperative Escape-Game Exit - Das Spiel: Schatten über Mittelerde ist bei Kosmos erschienen, richtet sich laut Verlag an ein bis vier Spielende ab 10 Jahren und soll 45 bis 90 Minuten dauern. Foto: Stefan Lutter/inFranken.de
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  • „Exit - Das Spiel: Schatten über Mittelerde“: Rezension des Escape-Spiels 
  • So spielt sich Exit im Herr-der-Ringe-Universum
  • Infos, Bewertung und Fazit

Es ist nicht übertrieben zu behaupten, dass „Exit – das Spiel“* mit seinem Erscheinen im Jahr 2016 eine kleine Revolution im Gesellschaftsspiele-Sektor ausgelöst hat. Seitdem veröffentlicht gefühlt jeder Verlag solche Escape-Room-Spiele*, in denen eine Gruppe gemeinsam aus einer ausweglosen Situation entkommen muss, indem sie Rätsel löst. Trotz dieser Story-Spiel-Flut scheint sich der Kosmos-Verlag, der Spiele der Exit-Marke herausbringt, am Markt behaupten zu können. Sonst würde es nicht bereits über 30 Versionen von „Exit – Das Spiel“* geben. Doch um den Hunger der Escape-Jünger zu stillen, müssen natürlich immer wieder neue Ideen her. Mit „Exit – Das Spiel: Schatten über Mittelerde“ verfrachten die Erfolgs-Autor*innen Inka und Markus Brand ihre Idee ins Auenland, um auch die Herr-der-Ringe-Fans für das Prinzip zu begeistern. 

Wie spielt sich „Exit: Schatten über Mittelerde“?

Von Ansatz her gelingt Letzteres vorzüglich. Das Spiel schafft Mittelerde-Atmosphäre und als Fan fühlt man sich sofort abgeholt. Wichtig zu wissen: Herr-der-Ringe-Vorkenntnisse sind dennoch nicht notwendig, alle Rätsel sind so ausgelegt, dass sie auch ohne Wissen über Figuren und Orte gelöst werden können.

Kosmos nutzt nicht die offizielle Lizenz der beiden Filmtrilogien von Peter Jackson („Der Herr der Ringe“ und „Der Hobbit“). Dennoch sind Figuren wie Aragorn, Gandalf und Gollum, die im Spiel auftauchen, hübsch illustriert und als diese erkennbar. Denn die Spielenden schlüpfen in die Rolle von Hobbits, die kooperativ Aufträge für Gandalf erfüllen. Diese wiederum unterstützen Ringträger Frodo bei seinem Ziel, den „einen Ring“ im Schicksalsberg zu vernichten. 

Und so treffen Herr-der-Ringe-Fans im Spielverlauf auf viele bekannte Orte und entdecken Berührungspunkte mit der legendären Handlung. Das Exit-Prinzip kommt dabei zum Tragen, indem Aufgaben gelöst und dreistellige Codes gefunden werden müssen. Diese werden mittels einer Dekodierscheibe überprüft. Liegen die Spielenden richtig, dürfen Karten aufgedeckt werden, die bei weiteren Rätseln hilfreich sind. 

Rätselhafte Rätsel im Auenland

Womit wir beim Kern des Spiels sind - den Aufgaben. Vorausschicken möchte ich, dass die Zusammensetzung unserer Testrunden schier perfekt für dieses Spiel war: ein bunter Mix aus Herr-der-Ringe-Enthusiast*innen und Menschen, die die Geschichten nur vom Hörensagen kennen, sowie Exit-Vielspieler*innen und -Neulingen. Und begeistert vom Herr-der-Ringe-Exit war – niemand!

Und das lag fast ausschließlich eben an den integrierten Rätseln, auf die an dieser Stelle nicht ausführlich eingegangen werden kann, ohne zu spoilern. Die eine oder andere Aufgabe wurde zwar als passend empfunden, aber deutlich mehr als die Hälfte bewerteten unsere Testrunden als unlogisch, die Lösungen als nicht nachvollziehbar. 

Teilnehmende, die schon etliche Exit-Spiele gemeistert haben, versicherten, dass die Kategorisierung „für Einsteiger“ hier definitiv unangebracht sei und in kaum einem anderen Spiel der Reihe so viele Hilfe-Karten benötigt werden. 

Die schöne Hobbit-Atmosphäre ausgebremst 

Diejenigen unter uns, die zuvor nicht mit dem Prinzip vertraut waren, fehlte zudem die Spannung. Sie bemängelten, dass viel gelesen werden müsse, um der Story zu folgen. Und auch sie fühlten sich durch die rätselhaften Rätsel - und Diskussionen über deren Sinnhaftigkeit am Spieletisch – ausgebremst. 

Was bei ihnen Verwunderung auslöste, für Kenner*innen solcher Spiele aber normal ist: Nach den über zwei Stunden Spielzeit (geht bestimmt auch schneller, wenn man nicht so viel über die Natur der Rätsel debattiert) ist „Schatten über Mittelerde“ vorbei – und es gibt keine Möglichkeit einer „Revanche“. Fast alle Escape-Spiele sind für den einmaligen Gebrauch gedacht, da alle Lösungen offenbart werden. Am Ende bleibt also nichts anderes übrig, als das Spiel zu verschenken - oder es so lange im Kellerschrank zu verwahren, bis man den Ablauf vergessen hat.

Bezeichnenderweise folgte in unseren Runden unmittelbar auf das Spielerlebnis stets eine große Pro-und-Contra-Escape-Spiele-Debatte. Von Neulingen kamen mehrmals wenig wohlwollende Bemerkungen wie „Ich verstehe nicht, was alle an diesen Spielen finden“ oder „brauche ich nicht nochmal“. Die Fans räumten ein, dass sie „Exit – Das Spiel: Schatten über Mittelerde“ nicht als optimalen Einstieg in die Welt der Escape Games sehen, listeten aber eine ganze Reihe gelungener Exit-Spiele auf, sodass die ablehnende Haltung am Ende zumindest etwas gedämpft war. Exit-Spiele wie „Das Haus der Rätsel“* mit den drei Fragezeichen, „Der verwunschene Wald“*, „Der versunkene Schatz“* (allesamt für Einsteiger) oder „Der Friedhof der Finsternis“* oder „Die verlassene Hütte“ (für Fortgeschrittene) wurden einhellig empfohlen.

Infos und Fazit: Bedauerliches Versagen in der Kernkompetenz

Die „Herr der Ringe“-Version von Exit lässt sich aus unserer Sicht mit einem einzigen Wort beschreiben: schade! Denn das Spiel macht so viel richtig, baut durch hübsche Grafiken und eine nette Mittelerde-Tie-in-Story viel Atmosphäre auf – nur um dann in der Kernkompetenz der Exit-Spiele zu versagen. Denn ohne schlüssige Rätsel nützt bei Escape-Spielen auch die beste Verpackung nichts.

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Mit mehr Feinschliff bei den Aufgaben wäre das hier eine echte Exit-Empfehlung geworden, so reicht es nur zum Mittelerde-Mittelmaß. 

  • Infos zu „Exit - Das Spiel: Schatten über Mittelerde“ im Überblick:
    • Spieleranzahl: 1 bis 4
    • Altersempfehlung: ab 10
    • Dauer: 45 bis 90 Minuten
    • Verlag: Kosmos
    • Autor: Inka Brand, Markus Brand
  • Pro: 
    • Unmittelbarer Einstieg durch selbsterklärenden Ablauf
    • Schöne Gestaltung
    • Atmosphärische Story
    • gelungene Integration in Herr-der-Ringe-Handlung
    • dennoch keinerlei Vorwissen nötig
  • Contra:
    • Unlogische Rätsel dämpfen Spielspaß erheblich
    • Nur einmalig spielbar
  • Redaktionswertung: 5 von 10 Punkten

Fazit: Die „Herr der Ringe“-Ausgabe der beliebten Exit-Reihe beginnt verheißungsvoll - und stellt sich beim Trip durch Mittelerde zu oft mit nicht nachvollziehbaren Rätseln ein Bein. Leider nur eine Empfehlung für Exit-Komplettisten und Hardcore-Tolkien-Fans. 

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Transparenzhinweis: Für das Testen des Spiels hat uns der Verlag ein Rezensionsexemplar ohne weitere Auflagen zur Verfügung gestellt.

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