Ursachen und Folgen von Einsamkeit an Weihnachten Tipps zum Umgang mit schwierigen Gefühlen  Hilfsangebote im Überblick  Es gibt wohl kaum eine Zeit im Jahr, in der die Emotionen so sehr auseinandergehen wie an Weihnachten: Während es die einen kaum erwarten können, an den Feiertagen geliebte Menschen wiederzusehen, leiden die anderen unter Einsamkeit. Hier erfährst du, warum dieses Gefühl in der Adventszeit keine Seltenheit ist und wie du es nutzen kannst, um dir und deinen Mitmenschen ein schönes Weihnachtsfest zu bereiten.  Woher kommt das Gefühl der Einsamkeit und was macht es mit uns? Einsamkeit kann uns in den unterschiedlichsten Momenten begegnen: Mitten unter Menschen, alleine in den eigenen vier Wänden, beim Gedanken an eine Person, die man vermisst. Oft ist sie begleitet von weiteren Emotionen wie Angst, Traurigkeit oder der Sorge, dass niemand da ist, dem man sich anvertrauen kann. Aber so vielseitig Einsamkeit auch sein mag, der Grund dafür ist meistens ein Ähnlich: Man wünscht sich mehr emotionalen Kontakt zu anderen Menschen. Je tiefer dieses Gefühl empfunden wird, desto einschränkender sind seine Folgen. Wer einsam ist, hat oft Schwierigkeiten, sich zu öffnen oder andere um Hilfe zu bitten. Außerdem steigt das Risiko für gesundheitliche Probleme. Wissenschaftliche Studien belegen inzwischen, dass ein Mangel an sozialer Interaktion häufig mit Depressionen, Angststörungen, Herzinfarkt, Schlaganfall, Demenz oder anderen Erkrankungen einhergeht.  Dabei ist es wichtig, Einsamkeit nicht mit Alleinsein zu verwechseln. Während Einsamkeit ein subjektiv empfundenes Gefühl ist, handelt es sich beim Alleinsein um einen objektiven Zustand, der lediglich aussagt, dass keine anderen Personen in der Nähe sind. Beides kann zusammen auftreten, muss es aber nicht.  Warum fühlen sich viele gerade zu Weihnachten so einsam? Bei näherem Hinsehen ist es kaum verwunderlich, dass Weihnachten und Einsamkeit nah beieinanderliegen: Zum einen sind die Feiertage mit vielen Emotionen und enorm hohen Erwartungen verknüpft. Von der Werbung bis hin zu alltäglichen Gesprächen begegnen uns überall Bilder von harmonischen Weihnachtsmomenten. Wir erinnern uns zurück an glückliche Feste aus vergangenen Jahren oder malen uns aus, wie der perfekte Heiligabend ablaufen würde. Die Realität sieht jedoch oft anders aus als unsere Vorstellung. Einsame Menschen trifft es dabei besonders hart: Wer alleine lebt oder eine Person aus dem engen Umfeld verloren hat, wird immer wieder schmerzhaft damit konfrontiert, dass jemand nicht da ist, den man gerne an seiner Seite hätte. Oft kommen dann noch Trauer-, Scham- oder Verlustgefühle an die Oberfläche, die zusätzlich belasten.  Andere fürchten sich davor, ausgeschlossen zu werden oder sich aufzudrängen. Diese Situation sorgt dafür, dass sich ohnehin schon vorhandene Einsamkeitsgefühle intensivieren.  Wie kann man mit dem Gefühl der Einsamkeit umgehen? Zu verstehen, warum einen das Gefühl der Einsamkeit durch die Weihnachtszeit begleitet, ist bereits der erste Schritt, um es zu überwinden. Es gibt aber noch viel mehr, was du dagegen tun kannst.  Die Einsamkeit zulassen: Je weniger du dich gegen deine Emotionen wehrst, desto besser kannst du sie verarbeiten. Um diesen Prozess zu erleichtern, hilft es möglicherweise, Musik zu hören, zu malen, zu schreiben, dich zu bewegen oder dir erlauben zu weinen. Dennoch ist es oft leichter gesagt als getan, schmerzhafte Gefühle zu spüren. Nimm dir daher ruhig alle Zeit und Geduld der Welt, die du dafür brauchst.  Sich selbst etwas Gutes tun: Was würde dir in einsamen Momenten eine Freude bereiten? Vielleicht ist es dein Lieblingsfilm, ein heißes Bad oder eine besondere Mahlzeit? Gibt es möglicherweise etwas, das du schon länger einmal unternehmen, ausprobieren oder lernen wolltest? Falls du keine Idee hast, womit du dir etwas Gutes tun kannst, findest du in unserem Lektüretipp* ein paar Anregungen.  Gleichgesinnte suchen: Auch wenn es wichtig und wohltuend ist, sich um sich selbst zu kümmern - sobald die Akkus wieder aufgeladen sind, kommt das Gefühl der Einsamkeit oft zurück. Damit bist du nicht alleine. Gerade an Weihnachten und während der Coronapandemie gibt es nicht wenige Menschen, die sich nach Gesellschaft sehnen. Auf Schwarzen Brettern in deiner Nachbarschaft oder Onlineforen wie helpcity kannst du Kontakte knüpfen, die gut nachvollziehen können, wie du dich gerade fühlst.  Anderen etwas schenken: Großzügigkeit macht glücklich. Ohne Gegenleistung etwas zu geben, aktiviert das Belohnungszentrum im Gehirn. So beschenkst du nicht nur eine andere Person, sondern auch dich selbst. Vielleicht fällt dir jetzt beim Lesen schon jemand ein, der sich über eine kleine Aufmerksamkeit zu Weihnachten freuen würde?  Weihnachtspost versenden: Neben Familienmitgliedern, Freund*innen und Bekannten kannst du auch sozialen Einrichtungen Briefe oder Karten zuschicken. Das geht ganz einfach über Portale wie postmitherz.org oder durch regionale Aufrufe in deiner Nähe. Wer sich mit dem Thema auseinandersetzt, wird schnell feststellen: Durch das Schreiben fühlt man sich weniger einsam. Und darüber hinaus ist es ein unglaublich schönes Gefühl, sich vorzustellen, wie die liebevoll gestaltete Post bei der anderen Person ankommt.  Wegfahren: Die Einsamkeit will einfach nicht verschwinden, egal was du tust? Wenn alle Stricke reißen und du es zu Hause gar nicht mehr aushältst, hilft es vielleicht, dir über die Feiertage eine Auszeit von den eigenen vier Wänden zu nehmen. Die Aussicht auf einen Kurzurlaub bietet manchen eine willkommene Alternative zur Vorfreude auf das Weihnachtsfest.  Was sollte jeder über den Umgang mit Einsamkeit an Weihnachten wissen? Die Klinische Psychologin Prof. Dr. Tanja Michel rät allen Menschen, egal ob einsam oder nicht, aktiv zu werden. Wer sich alleine fühlt, dürfe ruhig ohne schlechtes Gewissen den Kontakt zu anderen suchen - besonders an den Feiertagen. Wer jemanden kennt, der möglicherweise unter dem Alleinsein leidet, solle nicht warten, bis sich der- oder diejenige sich meldet. Schließlich hadern Betroffene neben der Einsamkeit oft zusätzlich mit der Angst, sich aufzudrängen oder abgelehnt zu werden. Dann ist besonders schwer, aus eigener Kraft einen Weg aus der sozialen Isolation zu finden.  Wo findet man Hilfe, wenn das Gefühl der Einsamkeit zu groß wird? Was aber, wenn alle Bewältigungsstrategien nicht helfen? Manchmal werden Gefühle schließlich so intensiv, dass man alleine nicht mehr damit zurechtkommt. Sich in solchen Momenten Unterstützung zu suchen ist genauso wichtig und selbstverständlich wie ein Besuch beim Hausarzt. Einige erste Anlaufstellen findest du hier:  Telefon- oder Chatseelsorge: Rufnummern und Webseiten sind beispielsweise die Nummer gegen Kummer, die TelefonSeelsorge oder krisenchat.de. Dort bieten meist ehrenamtliche Mitarbeiter mit viel Verständnis und Empathie ein offenes Ohr für Probleme aller Art.  Krisendienste Bayern: Hierbei handelt es sich um eine Vermittlungsstelle, die aus einem medizinisch, psychologisch und sozial geschultem Team besteht. In seelischen Krisen erhält man dort eine professionelle Telefonberatung inklusive Weiterleitung an regionale Hilfsangebote.  Psychotherapie: Vielleicht merkst du während der Vorweihnachtszeit, dass das Gefühl der Einsamkeit schon länger präsent ist? Eine solche Erkenntnis mag vielleicht unangenehm sein, bietet aber auch die Gelegenheit, psychotherapeutische Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Passende Therapieplätze findest du beispielsweise auf therapie.de oder auf der Website der deutschen Psychotherapeutenvereinigung.  In extremen emotionalen Krisensituationen sollte man nicht zögern, schnell Hilfe zu rufen. Bei Suizidgedanken, Panikattacken oder anderen aktuten Notfällen stehen der Notdienst und psychiatrische Notaufnahmen, aber auch Polizei und Feuerwehr rund um die Uhr zur Verfügung. Fazit Einsamkeit ist ein Gefühl, das wir alle kennen und für das sich niemand schämen muss. Besonders während der emotional aufgeladenen Weihnachtszeit sehnen sich viele Menschen nach Geborgenheit oder nach bestimmten sozialen Kontakten. Diese Situation lädt dazu ein, aktiv zu werden!  Du kannst beispielsweise dir selbst oder anderen eine kleine Freude bereiten, Weihnachstpost an soziale Einrichtungen versenden, wegfahren oder den Kontakt zu Mitmenschen suchen - unabhängig davon, ob du selbst einsam bist oder einsamen Personen helfen möchtest. Sollte die Emotion trotzdem zu überwältigend sein, gibt es viele professionelle oder ehrenamtliche Hilfsangebote, die seelische Unterstützung leisten. Je länger du dich mit dem Thema auseinandersetzt, desto schneller wirst du vielleicht feststellen: Wer sich in der Weihnachtszeit einsam fühlt, ist damit eindeutig nicht alleine.