Es sind beunruhigende Ergebnisse, die Ziyad Al-Aly von der Washington University in St. Louis in einer neuen Studie vorlegte. Gemeinhin herrscht die These vor, dass sich das Immunsystem immer besser an das Coronavirus anpassen kann und wird. Doch laut Al-aly gibt es Hinweise darauf, dass die Gefahr von schweren Komplikationen und Schäden mit jeder weiteren Corona-Infektion steigt. Zwar hat seine Studie noch nicht das Peer-Review-Verfahren durchlaufen - ist also noch nicht von der wissenschaftlichen Community begutachtet worden - doch schon jetzt diskutieren zahlreiche Expert*innen die Ergebnisse. Denn die bieten einigen Sprengstoff. Sterberisiko verdoppelt - Long Covid-Symptome nehmen zu Al-Aly und sein Team werteten Daten der Krankenkasse der Veteranen der US-Armee aus und verglichen, welche Erkrankungen die untersuchten Personen aufwiesen. Dabei unterschieden zwischen Menschen, die einmal an Covid-19 erkrankt waren (insgesamt 257.457 Personen), mindestens zweimal Covid-19 (38.926) oder bisher gar keine Coronainfektion hatten (5.396.855). Dabei zeigte sich ein eindeutiger Zusammenhang: Das Risiko von Folgeerkrankungen stieg mit jeder weiteren Covid-19-Infektion an. Untersucht wurden dabei nicht nur Atemwegserkrankungen, sondern auch andere Organschäden, beispielsweise am Herz. Auch das allgemeine Sterberisiko wurde betrachtet. Demnach verdoppelte sich das allgemeine Sterberisiko bei einer Reinfektion. Das Risiko, in ein Krankenhaus eingewiesen zu werden, verdreifachte sich. Auch Schäden an Atemorganen oder dem Herz-Kreislauf-System traten doppelt so häufig bei den Reinfizierten auf. Auch weitere Erkrankungen und Probleme wie Diabetes, Fatigue, psychischen Problemen und Verdauungsstörungen wurden häufiger.  Impfung scheint kaum vor Folgeerkrankungen zu schützen Viele Probleme traten in zeitlicher Nähe zur Corona-Infektion auf - aber auch noch nach sechs Monaten waren zahlreiche Gesundheitsprobleme feststellbar. Besonders beunruhigend ist zudem, dass eine Corona-Impfung zwar die Gefahr eines schweren Covid-19-Verlaufs minderte - jedoch kaum einen Einfluss auf die steigende Gefahr weiterer Erkrankungen bei Reinfektion zu haben scheint. So stieg die Häufigkeit der oben genannten Gesundheitsprobleme unabhängig davon, ob die Patienten geimpft, geboostert oder ungeimpft waren.  Die Studienergebnisse von Ziyad Al-Aly könnten damit die Idee einer Herdenimmunität und die Hoffnung auf einen Übergang in eine endemische Phase der Pandemie torpedieren. Die Autoren kommen zu dem Schluss: "Um das Risiko von weiteren Todesfällen und Folgeerkrankungen zu reduzieren, müssen wir eine Strategie zur Vermeidung von Reinfektionen erarbeiten". Ursachen noch unklar - aber erste Hypothesen Warum Reinfektionen die Gefahr schwerer Komplikationen erhöhen, verrät die Studie von Al-Aly nicht. Allerdings stellen die Autoren einige Thesen auf. So vermuten sie, dass die schnelle Mutationsrate des Coronavirus eine Rolle spielen könnte. Für die körpereigenen Abwehrkräfte erscheint das Virus damit nicht als bekannter "Feind" – die Belastung ist demnach ähnlich hoch wie bei der ersten Infektion. Jede weitere Erkrankung würde das Immunsystem also weiter belasten und damit auch das Risiko weiterer Folgeschäden erhöhen. In diesem Zusammenhang ist besonders alarmierend, dass bereits eine neue Coronavariante im Umlauf ist, die eine hohe Zahl an Mutationen aufweist.