Während Landwirte gegen neue Düngeverordnungen protestieren und die Bundesregierung mit dem Einzelhandel über die Preise von Lebensmitteln debattiert, gibt es im Supermarkt noch einen ganz anderen Kampf: Eine "Klassenkampf von oben", wie es Ernährungspsychologe Christoph Klotter ausdrückt. Die Diskussion ist oft beinahe skurril, ein auch unser Kommentator Robert Wagner. Im Gespräch mit Deutschlandfunk Kultur erklärt der Forscher aus Fulda, dass er eine erschreckende Polarisierung beim Thema Ernährung feststelle: "Wer heute noch Fleisch isst, ist der dumme Proll. Wer heute Zucker konsumiert, ist der dumme Proll." Fleischverzicht oder Fleischkonsum? Tatsächlich gibt es zahlreiche Gründe, auf Fleisch und Zucker (zu großen Teilen) zu Verzichten. So senkt eine fleischlose Ernährung beispielsweise das Risiko für Herzerkrankungen. Doch so einfach ist es eben nicht: In derselben Studie kam heraus, das Vegetarier ein höheres Risiko tragen, einen Schlaganfall zu erleiden. Auch Klotter betont: Dass Menschen so gerne Zucker essen, hat einen evolutionären Grund. Ein Übermaß ist sicherlich ungesund, doch dass Zuckerkonsum per se schädlich ist, lässt sich nicht bestätigen.   Ähnliches gilt für den Fleischkonsum: Ein Fleischverzicht ist nicht unbedingt (in allen Belangen) gesünder, eine neue Studie belegt beispielsweise den positiven Effekt von Fleisch auf das Wohlbefinden. Gleichwohl hat natürlich auch eine vegetarische Ernährung Vorurteile. Das Problem ist also die Vehemenz und Eindimensionalität der Diskussion: Statt sich mit Vor- und Nachteilen verschiedener Ernährungsweisen und deren Auswirkungen auf Psyche, Klima und Portemonnaie zu beschäftigen, werden bestimmte Einstellungen und Meinungen verteufelt. Was wirklich zählt Das Ergebnis ist eine dogmatische Diskussion - oder eben ein Klassenkampf, wie es Klotter ausdrückt. Da wird dann Fleisch- und Zuckerkonsum der "Unterschicht" zugeschrieben, während sich der aufgeklärte, moderne Bürger vegetarisch und ökologisch ernährt. Dass dies in dieser Form nicht stimmen kann, zeigt auch ein Blick in den Ernährungsreport 2019. Die Erkenntnis: Viele Vorurteile stimmen einfach nicht.   Dies sieht auch Ernährungspsychologe Klotter so: Entscheidend sei die Frage, was dem Einzelnen guttue - nicht, was bestimmte Diät-Ratgeber vorgeben: "Das ist das Einzige, was zählt", so Klotter.