"Silent Killer": Was ist ein Bauchaortenaneurysma? Was sind die Symptome? Wer ist davon am häufigsten betroffen? Viele hunderttausend Menschen in Deutschland könnten von einer speziellen Erkrankung betroffen sein, ohne davon zu wissen. Wie kann das sein? Die Erklärung für diesen Umstand ist gleichzeitig das, was die Krankheit so gefährlich für die Patienten macht: Das sogenannte Bauchaortenaneurysma verläuft meist symptomfrei. Daher nennt man die Erkrankung in Großbritannien "the silent killer" - übersetzt also "der stille Mörder". Jährlich sterben bis zu 2000 Menschen an der tückischen Krankheit. Potenziell tödlich: Bauchaortenaneurysmen entstehen schleichend Was ist ein Bauchaortenaneurysma und wie entsteht es? Der Begriff steht für eine krankhafte Erweiterung der Bauchschlagader, der Bauchaorta. Ein Aneurysma ist die krankhafte Aussackung eines Blutgefäßes oder einer Schlagader. Sie entwickeln sich oft langsam und können daher überall im Körper auftreten, beispielsweise im Gehirn oder im Bereich der Beinarterien. Am verbreitetsten ist laut der Apotheken-Umschau jedoch ein Aneurysma im Bauchraum. Platzt es, kann das für den Betroffenen den Tod bedeuten. Das perfide: Dadurch, dass es so langsam entsteht und es in den meisten Fällen kaum oder keine Symptome gibt, wird es meistens erst zu spät entdeckt. Häufig werden entstehende Aneurysmen nur durch Zufall bei anderweitigen Untersuchungen entdeckt - obwohl es spezielle Vorsorgeuntersuchungen gibt. Gibt es warnende Anzeichen für ein entstehendes Aneurysma im Bauchraum, so bestehen diese zumeist aus Rücken- und Bauchschmerzen, Schmerzen in der Seite oder einem Pulsieren im Bauch. Die Symptome eines rupturierten Aneurysmas sind hingegen sehr deutlich: Extrem starke Schmerzen in Bauch und Rücken, der Seite oder Leiste sind ebenso möglich, wie Druckempfindlichkeit am Bauch. Durch den Blutverlust folgt nach der Ruptur ein plötzlicher, gefährlicher Abfall im Blutdruck, gefolgt von Schwindel und Bewusstlosigkeit. Schließlich erleidet der oder die Betroffene einen Kreislaufzusammenbruch.  Als Bauchaortenaneurysma gilt eine Abweichung von dem normalen Durchmesser der Bauchaorta, die größer als drei Zentimeter ist. Die Abweichung wird mittels Ultraschall gemessen. Herribert Lösel-Sadée, Chefarzt für Gefäßchirurgie am Sana Krankenhaus Gerresheim, sagt gegenüber Focus Online, dass es in Deutschland etwa 500.000 Betroffene geben dürften, von denen bei 100.00 Fällen eine Behandlung notwendig wäre. Wann dies der Fall ist, ist laut der Fachgesellschaft klar definiert: Ein Bauchaortenaneurysma wird bei Männern "ausgeschaltet", sobald es auf mehr als 55 Millimeter Größe angewachsen ist. Bei Frauen wird ab einer Aneurysma-Größe von 50 Millimetern operiert. Erhöhtes Risiko: Alter und Lebensstil als größte Einflussfaktoren Männer sind von Bauchaortenaneurysmen deutlich häufiger betroffen als Frauen. Das Alter spielt hierbei eine entscheidende Rolle: Laut dem Bundesgesundheitsministerium entsteht diese Art von Aneurysma dann, wenn die Elastizität der Aorta abnimmt oder die Gefäßwand durch eine Verhärtung oder Verengung geschwächt wird. Das geschehe durch den natürlichen Alterungsprozess. Deshalb sind die meisten Betroffenen über 65 Jahre alt. Wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge haben etwa zwei Prozent aller Männer zwischen 65 und 75 Jahren ein Aneurysma der Bauchschlagader, teilt die Kassenärtzliche Bundesvereinigung mit (KBV). Doch auch andere Faktoren - wie beispielsweise der Lebensstil - können das Risiko, ein Bauchaortenaneurysma zu entwickeln, beeinflussen: Rauchen, Diabetes, Übergewicht, Bluthochdruck und Blutfette zählen beispielsweise zu diesen negativen Gesichtspunkten.  Allerdings können auch genetische Veranlagungen oder Verletzungen der Aorta - beispielsweise durch schwere Unfälle - zu der Entstehung eines Bauchaortenaneurysma führen. Wie die KBV auf ihrer Website schreibt, haben seit 2018 gesetzlich krankenversicherte Männer ab 65 Jahren Anspruch auf eine einmalige Ultraschalluntersuchung zur Früherkennung von Aneurysmen der Bauchschlagader. Für Frauen gibt es hingegen keine Vorsorgeuntersuchungen, die die Krankenkasse übernehmen würde, obwohl auch Raucherinnen stärker von der Krankheit betroffen sind. „Bei Frauen über 65 Jahren, die rauchen, ist das Risiko der Ruptur eines Bauchaortenaneurysmas sogar höher als bei gleichaltrigen Männern“, warnte Siegfried Krishnabhakdi, Chefarzt der Klinik für Gefäßchirurgie im Klinikum Osnabrück. Er ist Experte bei der Deutschen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM). Wie das Aerzteblatt schreibt, hat die Gesellschaft gefordert, das Screening zu intensivieren und auch auf Frauen auszuweiten. Lesetipp: Auch andere Krankheiten im Bauchraum können für Betroffene gefährlich werden, haben aber deutlichere Anzeichen. Welche Warnsignale sendet der Körper beispielsweise, wenn er mit Darmkrebs zu kämpfen hat?