In Deutschland werden pro Kopf jährlich rund zehn Liter reiner Alkohol konsumiert.

Welche Auswirkungen der Alkoholkonsum auf den Alterungsprozess des Gehirns hat, untersuchte eine Studie.

Wie viel Alkohol trinken die Deutschen? 

Die Deutschen trinken gerne Alkohol, wie die Zahlen des Bundesministeriums für Gesundheit zeigen. Nach Angaben des Ministeriums konsumieren ganze 7,9 Millionen der 18- bis 64-jährigen Bevölkerung Alkohol in gesundheitlich riskanter Form. In den letzten Jahren ist jedoch ein Rückgang des Pro-Kopf-Konsums zu beobachten: Während es 1980 noch rund 15,1 Liter waren, waren es 2019 nur noch 10,2 Liter reiner Alkohol. Damit liegt Deutschland immer noch über dem OECD-Durchschnitt; denn dieser lag bei 8,9 Liter pro Kopf. Missbräuchlicher Alkoholkonsum ist dabei einer der wesentlichen Risikofaktoren für zahlreiche chronische Erkrankungen. Darunter fallen beispielsweise Krebserkrankungen, Erkrankungen der Leber und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

 

Eine Studie hat herausgefunden, dass Alkohol ab einem gewissen Alter sogar einen positiven Einfluss auf die Gesundheit haben kann. Die Folgen des eigenen Trinkverhaltens sollten deswegen jedoch keinesfalls unterschätzt werden. Wie eine aktuelle Studie zeigt, hat schon der Konsum kleinster Mengen Alkohol einen großen Einfluss auf das Gehirn.

Letzteres fand ein Team an Wissenschaftler*innen heraus, das Hirnbilddaten von rund 17.000 Proband*innen analysierte. Damit ist die Studie eine der größten, die je zum Thema Gehirnalterung im Zusammenhang mit dem Alkoholkonsum durchgeführt wurden. Veröffentlicht wurde die Studie im Fachmagazin "Scientific Reports". Das zentrale Ergebnis der Studie: Jedes Gramm Alkohol lässt das Gehirn um 0,02 Jahre altern.

Studiendurchführung und die Ergebnisse

Die Wissenschaftler*innen konnten herausfinden, dass jedes Gramm Alkohol den Alterungsprozess des Gehirns vorantreibt. Für die Untersuchung wurden die Aufnahmen des Gehirns mit den Rauch- und Trinkgewohnheiten der Proband*innen in Verbindung gebracht. Mithilfe von künstlicher Intelligenz wurde ein Modell trainiert, welches aufgrund der MRT-Bilder das relative Gehirnalter der Proband*innen ermittelte. Das relative Gehirnalter beschreibt das Gehirnalter der Person im Vergleich mit dem durchschnittlichen Gehirnalter der Altersgenoss*innen.

Umgerechnet lässt der Konsum von nur einem Gramm Alkohol das Gehirn um 7 Tage altern. Zur Veranschaulichung: Eine Dose Bier oder ein Glas Wein enthalten etwa 14 Gramm Alkohol. Trinkst du nun eine Dose Bier, lässt diese dein Gehirn der Studie zufolge bereits um rund drei Monate altern. Der Fokus wurde nicht nur auf den Alkoholkonsum, sondern auch auf das Rauchen gesetzt. Hier waren noch gravierendere Folgen zu beobachten. Bei denjenigen, die ein Jahr lang täglich eine Packung an Zigaretten rauchten, konnte eine Gehirnalterung von 11 Tagen pro Gramm beobachtet werden. Weshalb eine vorzeitige Gehirnalterung schädlich ist, lässt sich mit einem Blick auf die Hirngesundheit erklären. Ein Unterschied von nur wenigen Jahren machte sich bei den kognitiven Fähigkeiten bereits bemerkbar. Diejenigen, die ein niedriges Gehirnalter besaßen, schnitten in Hirnleistungstests besser ab als diejenigen mit einem höheren Gehirnalter. Ein Hinweis darauf, dass sich die Auswirkungen des Alkoholkonsums auf das Gehirn und die des Tabakkonsums gegenseitig beeinflussen, konnte nicht gefunden werden.

Aus der Studie kann geschlossen werden: Wer Schäden am Gehirn vermeiden will, sollte den Alkohol- und Tabakkonsum möglichst gering halten oder gänzlich unterbinden. Möchtest du weniger Alkohol trinken, kann es helfen, auf nicht-alkoholische Cocktails, Biere oder Weine zurückzugreifen. Vermutest du bei dir oder einer bekannten Person eine Alkoholsucht, kannst du beispielsweise über die Website www.selbsthilfealkohol.de, der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) oder der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) entsprechende Hilfsangebote finden.

Fazit

Zusammengefasst konnte die Studie deutlich machen, dass sowohl das Rauchen als auch der Alkoholkonsum erhebliche Auswirkungen auf die Gehirnalterung haben. Dabei kann jedes Gramm an Alkohol bereits eine Alterung um 7 Tage verursachen. Der Datenumfang stellt einen der größten bisher dar. Ebenso kann der benutzte Algorithmus als sehr wertvoll eingestuft werden.

Die gefundenen Einflüsse auf die Gehirnalterung sind final zwar als signifikant, aber auch erweiterbar einzustufen. Der Grund: Alle Proband*innen hatten normale Gehirnfunktionen. Würden zusätzlich Menschen mit eingeschränkten Gehirnfunktionen einbezogen werden, wäre ein anderes oder deutlicheres Ergebnis zu erwarten.