Streptokokken-Welle in Deutschland: Auch RKI warnt Scharlach breitet sich immer weiter unter Kindern aus  Eltern sollten aufmerksam sein: Diese Symptome sind typisch So lange sind Kinder üblicherweise ansteckend  Behandlung von Scharlach: Medikamente und Ernährung Streptokokken-Welle rollt in Deutschland: Die Weltgesundheitsorganisation WHO und die EU-Gesundheitsbehörde ECDC haben bereits Anfang 2023 angesichts einer Häufung schwerer Erkrankungen von Kindern nach Infektionen mit A-Streptokokken zur Wachsamkeit aufgerufen. A-Streptokokken können zu einer Scharlach-Erkrankung führen. Scharlach gilt als klassische Kinderkrankheit und gehört zu den häufigsten bakteriellen Infektionskrankheiten in dieser Altersgruppe. Dennoch kann grundsätzlich jeder an Scharlach erkranken. Schon 24 Stunden nach der Einnahme von Penicillin kann die infizierte Person als nicht mehr ansteckend gelten. Es gibt derzeit aber ein großes Problem. "Neulich telefonierte ich mit einer Familie, die auch bei der neunten Apotheke kein Penicillin erhielt", sagte Michael Achenbach vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e.V. Kein Einzelfall, wie Achenbach gegenüber merkur.de weiter erläuterte. Betroffene müssen sich möglicherweise auf eine lange Suche einstellen. Streptokokken-Welle:  Frankreich, Irland, die Niederlande, Spanien, Schweden und Großbritannien hatten für 2022 bereits einen Anstieg von Fällen der als iGAS (invasive Gruppe-A-Streptokokken-Infektion) bezeichneten schweren Erkrankung bei Kindern im Alter unter 10 Jahren gemeldet. Gleichzeitig seien auch mehrere Todesfälle in dieser Altersgruppe im Zusammenhang mit den Streptokokken-Infektionen bekannt geworden. In Deutschland gab es bis Mitte März 2023 bereits doppelt so viele Scharlach-Fälle wie im gesamten letzten Jahr. Wie das RKI berichtet, traten während der Corona-Pandemie weniger Nachweise bakterieller Infektionen auf. Der beobachtete aktuelle "starke Anstieg der bakteriellen Infektionen könnte durch die gleichzeitige weite Verbreitung von Atemwegsviren begünstigt worden sein,die auch das Risiko von invasiven bakteriellen Infektionen, wie durch Gruppe-A-Streptokokken, Pneumokokken sowie H. influenzae, erhöhen können", heißt es. Eigentlich lösen Streptokokken-Infektionen in der Regel nur milde Erkrankungen aus, wie beispielsweise Scharlach, und können durch Gabe von Antibiotika gut behandelt werden. Doch in seltenen Fällen kann es zu schweren Komplikationen kommen. Scharlach ist durch direkten und indirekten Kontakt mit Erregerhaltigen Tröpfchen übertragbar. Vorläufigen Erkenntnissen zufolge gehen die WHO-Experten nicht davon aus, dass der Anstieg durch eine neue Variante der A-Streptokokken ausgelöst wurde. Auch Antibiotika-Resistenz sei wohl nicht die Ursache. Stattdessen gilt als wahrscheinlich, dass die Häufung damit zu tun hat, dass die Infektionen mit A-Streptokokken durch die Kontaktbeschränkungen in der Pandemie geringer waren und sich nun eine Art Nachholeffekt einstellt. Zu einer größeren Zahl schwerer Erkrankungen könne es auch kommen, weil derzeit viele andere Viren zirkulieren, die in Verbindung mit den Streptokokken die Erkrankungen verstärkten. Obwohl die WHO-Experten das Risiko für die Allgemeinheit bisher als gering einschätzen, rieten sie allen europäischen Ländern, auf eine ähnliche Entwicklung zu achten. Gesundheitsbehörden sollten in Erwägung ziehen, Ärzte und die Öffentlichkeit mit Kampagnen über die iGAS-Erkrankung zu informieren. Eltern und Erziehungsberechtigte sollten über besorgniserregende Symptome in Kenntnis gesetzt werden. Auch zu Tests, Corona- und Grippeimpfungen wurde geraten. Streptokokken-Infektion: Das sind Symptome  Übelkeit, gerötetes Gesicht, Hautausschlag, Kopfschmerzen, Halsschmerzen, Schluckbeschwerden, Schüttelfrost, rasch ansteigendes Fieber, Bauchschmerzen, Erbrechen. Nach 1 bis 2 Tagen bildet sich ein nicht juckender Hautausschlag, der sich über die Achseln, den Brustkorb und die Leisten auf den ganzen Körper ausbreitet, wie infektionsschutz.de berichtet. Handinnenflächen und Fußsohlen sind ausgespart. Die Wangen sind stark gerötet, um den Mund herum ist die Haut blass. Der Ausschlag verschwindet nach 6 bis 9 Tagen. Einige Tage danach schält sich die Haut, vor allem an den Handinnenflächen und Fußsohlen. Typisch für eine Scharlach-Erkrankung ist auch die "Himbeerzunge": Zuerst ist die Zunge weiß belegt, nach einigen Tagen rötet sie sich himbeerfarben.  Wann wird Scharlach gefährlich? Vor allem die Komplikationen der Infektion seien gefährlich, berichtet Jakob Maske, Kinder- und Jugendarzt, gegenüber dem BR. "Nur deswegen wird sie antibiotisch behandelt". Komplikationen können unter anderem auftreten, weil Streptokokken Gifte produzieren. In sehr seltenen Fällen kann es dadurch zum sogenannten Streptokokken-Toxic-Shock-Syndrom (STSS) kommen. Die Gifte der Streptokokken, sogenannte Superantigene, "bewirken eine polyklonale unkontrollierte Stimulierung" bestimmter Immunzellen, der T-Zellen, wie das RKI auf seiner Internetseite mitteilt. Diese Reaktion des Immunsystems führt zu einem Schock und einem Multiorganversagen, der laut RKI in 30 Prozent der Fälle tödlich endet. Laut Kinderarzt Maske können noch folgende Komplikationen nach einer A-Streptokokken-Infektion auftreten: Herzinnenwandschäden und dadurch Herzklappenfehler, Nierenschäden oder auch eine Chorea minor, also eine Bewegungsstörung mit psychiatrischen Veränderungen. Komplikationen werden laut infektionsschutz.de häufiger beobachtet, wenn Scharlach nicht mit Antibiotika behandelt wurde oder die Antibiotika-Therapie vorzeitig abgebrochen wird. Wann bricht die Krankheit aus und wie lange ist man ansteckend? Zwischen der Ansteckung und dem Ausbruch der Erkrankung liegen meist 1 bis 3 Tage. Wird Scharlach mit Antibiotika behandelt, besteht schon 24 Stunden nach der ersten Einnahme keine Ansteckungsgefahr mehr. Ohne Antibiotika-Therapie sind Erkrankte bis zu 3 Wochen nach den ersten Beschwerden ansteckend. Wenn eine Scharlach-Erkrankung nicht mit Antibiotika behandelt wird, kann sie auch schwere Folge-Erkrankungen von Herz, Nieren, Gelenken oder dem Gehirn nach sich ziehen. Daher rät Ulrich Fegeler, Kinder- und Jugendarzt sowie Mitglied des Expertengremiums des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ): "Bei jeder Form von Ausschlag, insbesondere in Verbindung mit Fieber, hochrotem weichem Gaumen, Rachen oder geschwollenen Mandeln, sollten Eltern den Kinder- und Jugendarzt aufsuchen." Weiche und flüssige Nahrung, kühle Getränke und Eis können zusätzlich zu Antibiotika schmerzlindernd wirken. Bei juckendem Ausschlag können Eltern die Nägel Ihres Kindes kurz schneiden, damit es den Ausschlag nicht aufkratzen kann. Grundsätzlich gilt: Infizierte Personen sollten isoliert werden. Zwar kann eine Infektion mit Streptokokken schnell behandelt werden. Je nach Krankheitsverlauf und Symptomen benötigt der menschliche Körper aber viel Ruhe. Zum Weiterlesen: Grippe, Erkältung, Corona, RS-Virus: Was sind die Symptome? mit dpa