Neuer Wein und Zwiebelkuchen haben im Herbst Tradition. Aber was ist das Besondere am sogenannten "Federweißen"? Wie unterscheidet er sich von anderen Weinsorten? Wir erklären es dir.

  • Was ist "Neuer Wein"?
  • Wann ist Federweißer-Saison?
  • Tipps für den Umgang mit neuem Wein
  • Was passt zu Federweißem?

Die Federweißer-Ernte ist in Rheinland-Pfalz seit Mitte August voll im Gange. Wer Glück hat, konnte bereits sein erstes Gläschen genießen. Denn je nach genauem Lesezeitpunkt ist Federweißer traditionell ab Anfang September erhältlich. Bis etwa Ende Oktober kommen Weinfreunde in den Genuss des jungen Weins, der sich in vielerlei Hinsicht von anderen Weinsorten unterscheidet - optisch, geschmacklich und sogar akustisch. Wer ein Glas Federweißer eingießt, kann bei genauem Hinhören ein Geräusch wahrnehmen, das wie Meeresrauschen klingt. Es entsteht durch die sprudelnd entweichende Kohlensäure des Weins. Daher wird neuer Wein übrigens auch als Rauscher, Brauser, Bitzler oder Sauser bezeichnet.

Was ist "Neuer Wein"?

Neuer Wein ist eigentlich kein fertiger Wein. Er ist vielmehr ein in Gärung befindlicher Traubenmost, also ein frühes Produkt aus dem Prozess der Weinherstellung. Im Grunde ist daher jeder Wein zunächst ein neuer Wein. Denn alle Zwischenstufen vom Most bis zum fast durch gegorenen Wein werden als Federweißer bezeichnet. Würde man Federweißer durch gären lassen, käme am Ende ein trockener Wein heraus.

Bei der Gärung wird der Fruchtzucker der Trauben durch die hinzugefügte Weinhefe in Alkohol und Kohlensäure umgewandelt. Dadurch erhält der sogenannte Most eine weißliche Farbe. Die Hefeteilchen werden durch die Gärung aufgewirbelt und schwimmen wie kleine Federn in der Flüssigkeit herum. Der Name ergibt sich demnach aus der Farbe des Mostes und der wie Federn herumwirbelnden Hefeteile.

Es gibt auch roten, neuen Wein. Er wird oftmals als "Federroter" oder "roter Rauscher" bezeichnet und vor allem in klassischen Rotweinregionen wie der Ahr produziert.

Federweißer befindet sich am Anfang des Gärungsprozesses. Zu diesem frühen Zeitpunkt der Weinherstellung befindet sich noch viel Kohlensäure im Most. Dadurch verfügt er über einen angenehm prickelnden Geschmack. Außerdem schmeckt er sehr süß und süffig. Er erinnert eher an Traubensaft als an Wein.

Weiterhin unterscheiden sich Federweißer und andere Weinsorten im Alkoholgehalt. Neuen Wein trinkt man idealerweise dann, wenn er sich auf der Zwischenstufe vom Traubensaft zum Wein befindet. Zu diesem Zeitpunkt weist er einen Alkoholgehalt von etwa vier bis fünf Volumenprozent (Vol.-%) auf - deutlich weniger als andere Weinsorten. Zum Vergleich: Riesling hat etwa 11 Volumenprozent, Bacchus rund 10. Würde man Federweißer gären lassen, bis der größte Teil des enthaltenen Zuckers in Alkohol umgesetzt ist, käme er auf einen ähnlich hohen Alkoholgehalt. Er wird jedoch deutlich früher getrunken.

Wann ist Federweißer-Saison?

Früher wurde die Federweißer-Saison mit dem kalendarischen Herbstanfang eingeläutet. Heute starten Winzer bereits früher mit der Ernte. Die Lese der frühreifen Rebsorten Bacchus, Sieger, Ortega et cetera beginnt bereits im August.

Die "Neuer Wein"-Saison endet traditionell Ende Oktober. Einige Winzer "verlängern" die Saison, indem sie die geernteten Trauben gekühlt lagern und erst später zu Federweißem verarbeiten. Dann kann teils bis in den Dezember hinein Federweißer erworben werden. Dennoch ist die Saison zeitlich stark limitiert - und Federweißer-Freunde müssen sich ein ganzes Jahr gedulden, bis sie erneut in den Genuss kommen.

Tipps für den Umgang mit neuem Wein

Für Federweißer gelten besondere Lagerungsbedingungen. Auch in puncto Haltbarkeit unterscheidet er sich von sonstigen Weinsorten. Hier die wesentlichen Infos zum Umgang mit neuem Wein:

  • Flaschen mit Federweißer immer aufrecht stehend transportieren: Der Wein gärt in der Flasche weiter, weshalb er mit einer luftdurchlässigen Kapsel verschlossen ist. So kann die Kohlensäure entweichen - aber eben auch der Wein auslaufen, wenn du die Flasche schräg oder liegend lagerst. Daher solltest du Federweisen im Supermarkt auch nie aufs Kassenband legen.
  • Keine Korken zum Verschließen verwenden: Werden die Flaschen mit einem Korken verschlossen, könnte der Kohlensäure-Druck dazu führen, dass die Flaschen platzen. Die Hefen können einen Druck von bis zu sechs Bar produzieren. Zum Vergleich: Ein Autoreifen hat einen Druck von gerade einmal zwei bis drei Bar.
  • Zu süßen Wein bei Zimmertemperatur lagern: Schmeckt dir der Wein noch zu süß, bewahre ihn zunächst bei Zimmertemperatur auf. Probiere ihn nach rund sechs Stunden erneut. Stelle ihn erst kalt, sobald er den für dich optimalen Süßegrad erreicht hat.
  • Gärungsprozess durch Kälte stoppen: Durch den Gärungsprozess ändert sich nach und nach der Geschmack. Wenn du dies verhindern möchtest, da du den Wein geschmacklich genau richtig findest, stelle den neuen Wein in den Kühlschrank. Kälte stoppt den Gärungsprozess, der Wein behält den Geschmack. Im Kühlschrank ist Federweißer übrigens rund zehn Tage haltbar.

Was passt zu Federweißem?

In Rheinland-Pfalz kommt Federweißer traditionell mit Zwiebelkuchen oder Esskastanien auf den Tisch. Auch Flammkuchen oder Quiche Lorraine schmecken hervorragend zu neuem Wein. Das Deutsche Weininstitut empfiehlt darüber hinaus, Federweißer mit Kürbissuppe oder herzhaften Waffeln zu kombinieren. Passende Rezeptideen des Deutschen Weininstituts findest du hier.

Von unseren eigenen Rezepte-Klassikern empfehlen wir: