Deutschland
Cyber-Kriminalität

Facebook: Deshalb werden Fake-Profile trotz Meldung nicht gelöscht und das kannst du tun

Ein Facebook-Mitarbeiter erklärt exklusiv uns gegenüber, wie das Soziale Netzwerk tatsächlich mit Fake-Profilen umgeht und was du wirklich dagegen machen kannst.
Facebook ist auch ein Tummelplatz für Kriminelle.
Facebook ist auch ein Tummelplatz für Kriminelle. Foto: CC0 / Pixabay / LoboStudioHamburg
  • Aus diesem Grund legen Betrüger*innen Fake-Profile an
  • Das passiert, wenn du darauf reinfällst
  • Wer überprüft gefakte Accounts?
  • Warum du nicht nur verdächtige Profile melden solltest
  • So kannst du deine gestohlene Identität melden

Sabine B.* ist verzweifelt: Mutmaßliche Betrüger*innen haben ein Facebook-Profil mit ihrem Namen und sogar mit einem ihrer Profilbilder angelegt. Der Zweck der Aktion ist offensichtlich, denn ein Facebook-Freund hat ihr einen Screenshot einer Nachricht, die er im Messenger erhalten hat, geschickt. Sabine sieht gut aus, ist auf dem Foto in einem Pool zu sehen. Kriminelle wittern die Chance, mithilfe des Fake-Profils Männer anzulocken und auf betrügerische Seiten zu locken. In der Nachricht werden anzügliche Fotos von Sabine angeboten. Dazu müsse man nur auf den mitgeschickten Link klicken. Einige ihrer Facebook-Freund*innen meldeten das gefälschte Profil. Das ernüchternde Feedback von Facebook: "Unsere Technologie hat deine Meldung eines Verstoßes gegen unsere Gemeinschaftsstandards geprüft. Wir haben uns schließlich dazu entschieden, das Profil nicht zu entfernen."

Was bezwecken Betrüger*innen in Facebook?

Eine Masche: Kriminelle suchen sich ein Profil einer gutaussehenden Frau aus und kopieren es quasi. In deren Namen schreiben sie im Messenger potenzielle Opfer – meist Männer – an. Facebook-Freunde gehen oft davon aus, dass eine ihnen bekannte Userin ein zweites Profil angelegt hat, weil sie zum Beispiel das Passwort vergessen hat. Das bekannte Foto und der Name schaffen Vertrauen. Das Ziel: Die Männer sollen einen Link anklicken, auf dem sie mehr von der Frau sehen können – vermeintliche Nackt-Fotos oder -Videos. Diese existieren natürlich nicht. Vielmehr muss man auf der Website erst einmal Fragen beantworten.

In Sabines Fall weisen diese immer noch auf erotische Inhalte hin. Man soll im ersten Hinweis mit "Ja" bestätigen, dass man die "Identität von Freundinnen und Singlemütter geheim hält." Eine von drei Fragen. Laut den renommierten Faktenchecker*innen von Mimikama wirst du zuletzt aufgefordert, deine E-Mail-Adresse "zur Verifizierung" einzugeben. Sobald du das machst, schnappt die Falle zu.

Das geringste Übel können jede Menge Spammails mit ungebetener Werbung sein. Du kannst aber auch Opfer einer Abo-Falle oder von Phishing-Attacken werden. Die Bandbreite an Betrügereien ist groß, eines ist aber sicher: Die Kriminellen führen nichts Gutes im Schilde. Das Problem: Betroffene bemerken das Desaster selbst nicht, da die Identitätsdiebe das Original-Profil meist blockieren.

Fake-Profile: Überprüfung erfolgt automatisiert

Wie kann es sein, dass Facebook das Offensichtliche ignoriert? Profile werden keineswegs manuell überprüft, vielmehr steckt ein automatisierter Vorgang dahinter. Diesem liegen verschiedene Parameter zugrunde. "Unsere Systeme suchen nach einer Reihe verschiedener Signale, die anzeigen, ob Konten gefälscht sind", erklärt ein Sprecher der deutschen Niederlassung von Meta in Hamburg. Unter diesem Namen firmiert Facebook seit vergangenem Jahr.

Das System überprüft, ob Konten in Massen von einem Ort aus erstellt wurden oder den Accounts verdächtige E-Mail-Adressen zugrunde liegen. "Auch wird automatisch überprüft", so der Sprecher, "ob ein Muster von verdächtigem Verhalten vorliegt oder mit dem Konto bereits entfernte Konten verknüpft sind." Durch den automatischen Überprüfungsprozess können offenbar Fake-Profile, die nicht genau den Parametern entsprechen, durchrutschen. Er fügt hinzu: "Trotzdem sind wir in vielen Fällen weiter darauf angewiesen, dass uns gefälschte Accounts von Nutzer*innen gemeldet werden, damit wir diese überprüfen können."

Der Meta-Sprecher rät, beim Melden von gefälschten Accounts nicht das ganze Profil zu melden, sondern bestimmte Inhalte, wie Posts oder Nachrichten. "Diese helfen unseren Teams, schneller und richtig zu reagieren." In Sabines Fall sei es deshalb ratsam, die Messenger-Konversation zu melden, erklärt der Facebook-Mitarbeiter.

Facebook: So meldest du deine gestohlene Identität

Im Messenger auf mobilen Geräten ist es möglich, speziell Konten zu melden, die sich für dich oder jemand anderen, den du kennst, ausgeben.

  1. Du öffnest unter "Chats" die Unterhaltung mit dem Fake-Profil und tippst oben auf den Namen des Profils.
  2. Dann scrollst du nach unten und tippst auf "Etwas stimmt nicht".
  3. In weiterer Folge hast du die Möglichkeit, die Kategorie "Nachahmung" auszuwählen.
  4. Damit Facebook eine Verbindung herstellen kann, musst du die Person auswählen, die nachgeahmt wird. Dann klickst du auf "Feedback senden".
  5. Zuletzt tippst du auf "Unterhaltung melden" und wählst "Gesamte Unterhaltung melden".

Fazit

Beim Löschen von Fake-Profilen verlässt sich Facebook sehr auf die eigene Technik, die offenbar nicht alle kriminellen Absichten erkennt. Aufgrund unserer Nachfrage haben die Mitarbeiter*innen des Sozialen Netzwerkes die Kopie von Sabines Profil manuell überprüft und gelöscht.

Wenn du ein Fake-Profil melden möchtest, solltest du einzelne Posts oder Nachrichten des falschen Profils melden. Das erhöht die Chance, dass das Facebook-System den Betrugsversuch erkennt. Scheue dich nicht, Facebook-Freund*innen zu informieren, wenn du Spam-Nachrichten unter deren Namen bekommst. Denn selbst bekommen sie davon nichts mit, weil sie von den Betrüger*innen blockiert werden.

Tipp: Verberge deine Freundesliste oder stelle sie zumindest so ein, dass sie nur von Freund*innen gesehen werden kann. Das macht dein Profil für Kriminelle uninteressanter, weil sie so keine User aus deiner Liste per Messenger kontaktieren können.

* Name von der Redaktion geändert