Verbraucher*innen greifen beim Kauf von Lebensmitteln gerne auf "regionale" Produkte zurück. Obst und Gemüse "aus der Region", Milch aus der "Heimat" oder Fleisch "von hier". Das klingt gut. Das klingt nach gesunden Lebensmitteln, nach nachhaltiger Produktion und kurzen Transportwegen. Und man unterstützt lokale Produzenten. Oder? Nicht unbedingt. Denn Begriffe wie "Region" und "Heimat" folgen keiner einheitlichen Logik, wie Verbraucherschützer immer wieder kritisieren. Auch Landwirtschaftsminister Cem Özdemir fordert deshalb eine einheitliche und nachvollziehbare Kennzeichnung von Lebensmitteln. Aber wie werden Verbraucher*innen hinters Licht geführt? Wir haben einige Maschen der Produzenten zusammengetragen. Von wegen "regional": Die Tricks der Produzenten und Einzelhändler Als Erstes sollten sich Verbraucher*innen fragen: Welche "Region" ist hier eigentlich gemeint und wie groß ist sie? Statt auf solche plakative Bezeichnungen zu vertrauen, sollte man möglichst auf den genauen Produktionsort der Lebensmittel achten. Bei unverarbeiteten Lebensmitteln wie Obst und Gemüse muss die Adresse des Produzenten abgedruckt werden. So kann man schnell sehen, ob "von hier" meint, dass die Möhren aus dem Nachbarort stammen oder eben doch 500 Kilometer durch die Bundesrepublik gefahren worden. Doch bei verarbeiteten Produkten ist schon schwieriger zu erkennen, woher die Lebensmittel eigentlich stammen. Nicht immer ist dies so einfach zu durchschauen, wie bei Kaffee: Denn der wurde vielleicht in der Region geröstet. Angebaut wurde er in Deutschland ziemlich sicher nicht. Ungeröstete Kaffeebohnen um den halben Globus zu transportieren, ergibt aus Nachhaltigkeitsaspekten jedoch nur bedingt Sinn. Die Adresse des Herstellers sagt dann nichts mehr darüber aus, woher die Rohstoffe stammen. Noch schlimmer wird dies bei hochverarbeiteten Lebensmitteln und Fertiggerichten. Verbraucher*innen sollten sich hier nicht auf allgemeine Bergriffe wie "regional" verlassen. Denn unter Umständen bezieht sich diese Angabe nur auf einzelne Zutaten der Produkte. Zwar gibt es bestimmte Zertifikate, die eine regionale Produktion gewährleisten, beispielsweise das "Regionalfenster", jedoch ist deren Zuverlässigkeit für Laien nicht immer leicht zu erkennen. Hier empfiehlt es sich, sich bei unabhängigen Institutionen wie den Verbraucherzentralen zu informieren. Regionalität schafft Vertrauen - nicht immer gerechtfertigt Auch bei Thema Fleisch ist Regionalität nur schwer zu definieren: Wurde das Schwein nur in der Region geschlachtet, vorher aber durch halb Europa gefahren? Oder stammt das Rind vielleicht wirklich aus Bayern, wurde aber ein Leben lang mit Futtermitteln aus Südamerika gefüttert?  Ein beliebter Trick der Lebensmittelproduzenten ist es auch, Produkten regionale Namen zu geben. Die Verbraucherzentrale nennt hier beispielsweise die Hersteller "Mark Brandenburg", "Mühlhäuser" oder "Küstengold". Das klingt regional - kann jedoch auch ganz woanders herkommen. Geschützt sind solche Namen nämlich nicht. Und selbst wenn der Name geschützt wurde, müssen noch nicht alle Zutaten aus der Region stammen. Die Verbraucherzentrale verweist hier beispielsweise auf "Schwarzwälder Schinken", bei dem das verwendete Schweinefleisch nur in den seltensten Fällen auch aus der Region stammt.  Viele Verbraucher*innen greifen dann gerne auf solche scheinbar regionalen Produkte zurück. Doch weder muss ein als "aus der Region" stammendes Produkt wirklich hier produziert worden sein, noch ist es allein deswegen hochwertiger oder nachhaltiger. Über die Produktionsmethoden und die verwendete Zusatzstoffe sagt Regionalität nichts aus. Und unter Umständen können auch lange Transportwege ökologischer sein, als die Produktion in einem beheizten Gewächshaus in der Region. Eine generelle Skepsis gegenüber "regionalen" Produkten ist sicherlich fehl am Platz - jedoch sollte man sich nicht auf allgemeine Labels verlassen und stattdessen beispielsweise auf geprüfte Siegel und Zertifikate achten oder auf Direktvermarkter vor Ort zurückgreifen.