• In Bayern steigt die Anzahl der Anzeigen gegen Fake-Shops gewaltig
  • Der Fake-Shop-Finder ist kostenlos und hilfreich
  • Diese Informationen sind aufgelistet
  • Was ist ein Fake-Shop?

Die Ware ist online bestellt, auf die Lieferung wartest du allerdings vergeblich. Stattdessen nur eine Abbuchung auf dem Kreditkartenkonto. Fake-Shops und der betrügerische Online-Handel sind für Verbraucher*innen ein großes Problem. Sie sind schwer zu erkennen und schnell eine teure Falle beim Einkauf im Internet. Jetzt soll eine Aktion der Verbraucherzentralen helfen, die Täuschungen zu enttarnen.

In Bayern steigt die Anzahl der Anzeigen gegen Fake-Shops gewaltig

Das Bayerische Landeskriminalamt führt eine Statistik, in dem es die Anzeigen über reale und vermeintliche Fake-Shops fein säuberlich notiert. Insgesamt gingen in 2021 allein in Bayern 6.000 Anzeigen bei der Polizei ein. Das waren 1.700 mehr als in 2020. Die Zuständigen im Bereich des Polizeipräsidiums Schwaben Süd/West sehen einen Trend, wonach gefälschte Online-Shops äußerst professionell erstellt sind und seriös wirken. Selbst Profis müssen schon genau hinsehen, damit sie echte und unechte Verkaufsportale unterscheiden können.

Als die Welle der Fake-Shops begann, waren sie leicht zu entlarven. Sie hatten kein oder ein fehlerhaftes Impressum. Allgemeine Geschäftsbedingungen (AGB) waren nicht zu finden. "Diese Fehler begehen die Betrüger heute nur noch selten", sagen die Ermittler im Polizeipräsidium Schwaben. Genauso sind inzwischen ausländische Konten, auf die der Kaufbetrag meist als Vorkasse zu überweisen war, selten geworden.

Es sind immer wieder zwei Punkte, mit denen die Fake-Shops ihre Kundschaft lockt: der günstige Preis und eine schnelle Lieferung. "Lassen Sie sich nicht von vermeintlichen Schnäppchen blenden. Bietet ein Shop Artikel zu deutlich geringeren Preisen als die Konkurrenz an, dann sollte man misstrauisch sein. Insbesondere gilt Vorsicht ab rund 20 Prozent Preisunterschied", erläutert Dominic Geißler, Pressesprecher beim Polizeipräsidium Schwaben Süd/West.

Der Fake-Shop-Finder ist kostenlos und hilfreich

Jetzt gibt es eine Hilfe von der Verbraucherzentrale in NRW. Und zwar den Fake-Shop-Finder, ein kostenloses Tool zur schnellen Überprüfung von Online-Shops. Wer online etwas bestellen will, kann die Internet-Adresse des Shops einfach unter www.fakeshop-finder.nrw eingeben und erhält dann in Echtzeit eine Einschätzung.

Die Polizeierfahrungen aus Bayern bestätigt Wolfgang Schuldzinski, Vorstand der Verbraucherzentrale NRW: "Fake-Shops sind eines der großen, dauerhaften Probleme im Verbraucheralltag und die Zahl der Beschwerden steigt stetig an." Im Jahr 2020 gab es bundesweit rund 1.000 Verbraucherbeschwerden über Fake-Shops. Bis 2021 hat sich die Zahl auf knapp 3.000 verdreifacht. 

Und so funktioniert der Finder: Wenn du die Seite im Internet aufrufst, gibt es ein Adressenfeld, in dem du die Shop-URL-Adresse einfügst. Eine URL besteht aus mehreren Teilen. Zum Beispiel könnte eine URL so aussehen: „https://www.tarife.at/handy“. Das „https://“ am Anfang steht für das Protokoll. Bei Webseiten kann dies http oder https lauten. 

Diese Informationen sind aufgelistet

Der Fake-Shop-Finder überprüft dann die Webseite des Online-Geschäfts auf bestimmte Merkmale. Das Ergebnis bekommst du nach einer kurzen Wartezeit angezeigt. Es gibt eine zusammenfassende Einschätzung: "Dieser Shop weist positive Merkmale auf. Natürlich sollten Sie auch hier auf die Versand- und Rücksendemöglichkeiten sowie die passende Zahlungsart achten", heißt es dann im Text auf der Internetseite, wenn der Check zur Zufriedenheit ausgefallen ist.

Wichtige Merkmale der Bewertung sind:

  • ein Impressum wurde gefunden
  • Adresse und Telefonnummer sind angegeben
  • Profil auf Twitter oder Facebook ist vorhanden
  • positive Nennungen sind im Netz existent
  • ist die Domäne geprüft oder bewertet (z.B. von Trustpilot oder vom Fake-Shop-Finder), wird das vermerkt und der Eintrag ist entsprechend verlinkt
  • genannt ist das Land, in dem die Domäne gehostet ist
  • Hinweis auf das Fake-Shop-Glossar

Ein Ampel-System signalisiert dir:

  • Grün: Der Online-Shop ist bisher nicht negativ aufgefallen.
  • Gelb: Bitte überprüfe wichtige Details zusätzlich.
  • Rot: Der Online-Shop ist schon als Fake-Shop aufgefallen.

Bei Rot gibt es eine klare Ansage der Verbraucherzentrale: "Die Shop-URL ist bereits auf Fake-Shop-Listen eingetragen und von anderen Verbrauchern als Fake-Shop gemeldet worden. Schauen Sie sich für das gewünschte Produkt am besten bei einem anderen Shop um."

Was ist ein Fake-Shop?

Bei Fake-Shops hast du es mit betrügerischen Online-Angeboten zu tun. Die Shop-Webseite dient nur dem Zweck, dich zu einem Kauf zu bewegen. Dafür gibt es viele falsche Versprechungen. Nach der Bezahlung kommt die bestellte Ware nicht.

Die Verbraucherzentrale hat neben dem Fake-Shop-Finder noch fünf Tipps, um einen Betrug zu entlarven:

  • Auffällige URL: Achte unbedingt auf Rechtschreibfehler oder falsch geschriebene Markennamen.
  • Zahlung nur per Vorkasse: Shops sollten mehr als eine Zahlungsart anbieten. Die Vorkasse birgt für dich die meisten Risiken.
  • Zu günstiger Preis: "Super Angebote" sind oftmals zu gut, um wahr zu sein.
  • Auffälliges Impressum: Hat ein Shop kein Impressum oder die hinterlegte Adresse erscheint komisch, weist dies auf einen Fake-Shop hin. Prüfe, ob die Adresse im Impressum bei einem Kartendienst zu finden ist und ob es eine direkte Kontaktmöglichkeit, beispielsweise per Telefon oder E-Mail, gibt.
  • Seriöser Eindruck: Macht der Shop einen seriösen Eindruck, solltest du bei der ersten Bestellung trotzdem eine sichere Zahlungsart wählen und die AGB prüfen.

Es gibt noch andere Watch-Listen

Das ZDF berichtet von der Organisation "Watchlist Internet", die von Österreich aus gegen Fake-Shops agiert. Das Team der unabhängigen Organisation geht Betrugsverdachtsfällen nach, berichtet über tatsächlichen Nepp und dokumentiert Fake-Shops auf der eigenen Webseite. Die Listen umfassen inzwischen 13.000 Firmen-Namen. Sie ist unterteilt in die Bereiche:

  • Liste betrügerischer Online-Shops
  • Liste problematischer Shops
  • Liste unseriöser Streaming-Plattformen
  • Liste betrügerischer Immobilienagenturen
  • Liste unseriöser Urlaubsbuchungs-Plattformen
  • Liste unseriöser Handwerkerdienste
  • Liste betrügerischer Speditionen
  • Liste betrügerischer Umfrageplattformen
  • Liste betrügerischer Investitionsplattformen (Anlagebetrug)

Des Weiteres gibt es noch andere Fake-Shop Fahnder, die du nutzen kannst. Da ist beispielsweise die Internetseite von Preis-King.com, die immerhin 2.300 Fake-Firmen für 2021 zählt. Preis-King nennt die Namen, die bei Amazon Marketplace Fake-Shops aufmachen. Ebenso warnt Trusted Shops vor unseriösen Angeboten.

Fazit

Gerade während Corona und des Lockdowns hatten Fake-Shops goldene Zeiten. Kaum ist ein Fake-Shop mal gesperrt, schalten die Betrügenden mit ein paar Klicks einfach einen anderen mit nahezu identischem Angebot online. Das ist fatal und kann nur mit noch mehr Transparenz bekämpft werden. Vielleicht helfen bald zwei europäische Gesetze über digitale Märkte (Digital Markets Act, DMA) sowie das Gesetz über digitale Dienste (Digital Services Act, DSA). Am 5. Juli 2022 stimmte das Europäische Parlament beiden Verordnungen zu. Sie treten voraussichtlich im Herbst dieses Jahres in Kraft. Immerhin ein Hoffnungsschimmer.