Die dreisten Tricks der Pfandbetrüger am Automaten: Bei Discountern wie Aldi, Lidl, Rewe & Co. kommt es immer wieder zu Pfandbetrug. Mitarbeiter*innen können darüber zahlreiche krasse und kuriose Geschichten erzählen. Die Tricks von Pfandbetrüger*innen aus ganz Deutschland und welche Änderungen das seit dem 1. Januar 2022 geltende Pfandsystem mit sich gebracht hat, verraten wir dir hier. Supermarkt-Angestellte bei Aldi, Lidl & Co. berichten von den dreistesten Methoden, mit denen Betrüger*innen versuchen, Flaschenpfand und Getränkekisten zu Bargeld zu machen - manchmal im ganz großen Stil. Wir haben Fälle von Pfandbetrug aus ganz Deutschland zusammengetragen - manche kurios, manche lustig und manche schlichtweg dreist. Ein häufiges Verfahren, eine Pfandflasche mehrfach zu Geld zu machen, von dem Aldi- und Lidl-Mitarbeiter*innen dem Computermagazin CHIP berichtet haben, ist das Befestigen einer Angelschnur am Flaschenhals. Gegen den fiesen "Angeltrick" wehren sich die Discounter mittlerweile jedoch sehr effektiv.  Pfandbetrug in Supermärkten: Der Angeltrick Beim Angeltrick wird die Pfandflasche in den Automaten gesteckt und mit einer Schnur wieder zurückgezogen. Dieser Vorgang lässt sich theoretisch beliebig oft wiederholen. Auf einen solchen schnellen "Verdienst" hatten es auch zwei Jugendliche aus Marktleugast (Landkreis Kulmbach) abgesehen. Eine Kundin beobachtete, wie die 14- und 16-Jährigen eine Pfandflasche in den Automaten hineinschoben - und die Flasche an einer Schnur wieder aus dem Eingabeschacht zogen. Gemeinsam mit einem Angestellten des Marktes stellte die Frau die Jugendlichen. Die Pfandbetrüger erhielten eine Anzeige und Hausverbot - denn wer denkt, Pfandbetrug wäre ein Kavaliersdelikt hat sich getäuscht. Es ist eine Straftat. Auch in Bayreuth war vor einigen Jahren ein solcher Pfandbetrüger unterwegs: Der damals 54-Jährige schaffte es, mit dem Angeltrick etwa 75 Cent in einem Verbrauchermarkt zu ergaunern, bevor er erwischt wurde. Er hatte versucht, dieselbe Flasche am Pfandautomaten mehrmals einlesen zu lassen. Auch er erhielt eine Anzeige wegen Betruges.  Inzwischen haben Supermärkte Gegenmaßnahmen gegen den Angeltrick. "Der Automat zeigt den Hinweis, 'Objekt wurde rückwärts bewegt/angehalten'", teilte eine Lidl-Mitarbeiterin gegenüber CHIP mit. Interessant ist jedoch: Zu einer Anzeige kommt es wirklich nur in den seltensten Fällen: "Viele ergreifen die Flucht", erzählt die Kassiererin. Strichcodes werden manchmal sogar selbst aufzeichnet: Pfandbetrüger werden kreativ In einem absurden Fall aus Mecklenburg-Vorpommern vom Mai 2022 versuchte ein augenscheinlich künstlerisch begabter Pfandbetrüger mit selbst aufgemalten Strichcodes, an das begehrte Pfand zu kommen. Das Problem war hierbei jedoch: Er hatte tatsächlich die Strichcodes auf 144 Becher und Flaschen gemalt, auf die es eigentlich gar kein Pfand gab. Das fiel leider auch der Polizei auf, die den Mann an einem Pfandautomaten in Neustrelitz (Mecklenburgische Seenplatte) direkt am Automaten fassen konnte, wie eine Polizeisprecherin mitteilte. Offenbar hatte er mit seiner Betrugsmasche bereits Erfolg, ehe er schließlich erwischt wurde. Der "Künstler" hatte Pfandcoupons im Wert von rund 25 Euro bei sich, die er in dem Discounter einlösen wollte. Augenscheinlich hatte er sich bereits Tage vorher an dem Pfandautomaten zu schaffen gemacht. Vielleicht sollte der 57-jährige Pfandbetrüger, der dann leider scheiterte, versuchen, sein Zeichentalent anders einzusetzen. Die dreisten Tricks der Pfand-Betrüger: Manche sahnen hohe Beträge ab In Schwabach wollten drei junge Männer im Juli 2020 28 gestohlene Bierkästen in Bargeld verwandeln. Die Polizei erwischte das kriminelle Trio auf frischer Tat. Die Täter hatten sich durch das Übersteigen eines Zaunes Zutritt zu einem Getränkemarkt verschafft und daraufhin 28 Bierkästen geklaut. Das Ziel der Jugendlichen: Sie wollten nahe dem Tatort bis zum Morgen verstecken, um es anschließend durch die Abgabe im betroffenen Getränkemarkt in Bargeld umzuwandeln. Doch dieser Plan ging leider ordentlich schief. In einem Prozess um einen millionenschweren Betrug mit Pfandflaschen ist ein Angeklagter in Düsseldorf rechtskräftig freigesprochen worden. Die Staatsanwaltschaft hatte ihm vorgeworfen, als Geschäftsführer des Getränkemarktes Rücknahmeautomaten manipuliert und so stattliche 1,8 Millionen Euro ergaunert zu haben. Allerdings habe die Beweisaufnahme ergeben, dass der 46-Jährige von dem Betrug nichts gewusst habe, sagte eine Sprecherin des Landgerichts auf Anfrage. Die Vorgänge hätten sich - man glaubt es kaum - hinter seinem Rücken abgespielt. Der Angeklagte hatte beim Prozessauftakt im vergangenen September seine Unschuld beteuert. Er betreibe seit Jahren eine Versicherungsagentur und habe die Geschäftsführung eines Neusser Getränkemarktes nur als Strohmann für einen Bekannten übernommen. Täter manipulieren gezielt Automaten Vor dem Landgericht Köln wurde ein weiterer Prozess um mutmaßlichen Pfandbetrug verhandelt. Laut Staatsanwaltschaft haben drei Männer von Januar bis Juni 2014 Rücknahmeautomaten für Einwegpfandflaschen so manipuliert, dass das Leergut nicht wie vorgesehen zerstört wurde. Durch ihre mehrfache Verwendung sollen die Angeklagten einen Schaden von mindestens 450.000 Euro angerichtet haben. In Köln ergaunerte ein Getränkehändler 2016 mit nur einer Flasche 44.000 Euro. Er schaffte es, einen Pfandautomaten so zu manipulieren, dass er die immer gleiche Flasche zigtausende Male einlesen lassen konnte. So generierte er Bons im Wert von mehr als 44.000 Euro, die ihm die Deutsche Pfandsystem GmbH anstandslos erstattete. Eine ganze Nummer größer - und professioneller - hat ein 27-Jähriger aus NRW 2018 seinen Pfandbetrug aufgezogen: Er erbeutete tatsächlich ganze 1,2 Millionen Euro. Der Geschäftsführer eines Getränkehandels in Castrop-Rauxel schaltete laut Anklage die Schredderfunktion der beiden Pfandautomaten in seinem Markt ab. Die Dosen und Plastikflaschen konnten so demnach mehrmals gescannt werden. Die Automaten erfassten dabei jeden einzelnen Vorgang neu, und die Getränkehersteller zahlten an das Unternehmen die entsprechende Summe aus. Dreister Pfandbetrug im Supermarkt: Der Aufklebertrick Im Februar 2021 stoppte die Polizei auf der A9 bei Allershausen einen LKW-Fahrer, der mit 26.000 Pfandflaschen unterwegs war, die mit gefälschten Einweg-Pfandetiketten versehen waren. Die Flaschen hätten einen Wert von circa 6.500 Euro gehabt, wenn die Etiketten echt gewesen wären. Gegen den 45-Jährigen wurde Haftbefehl erlassen. Beim Pfandbetrug scheint die Kreativität der Täter*innen keine Grenzen zu kennen. Gegenüber CHIP offenbarte eine Aldi-Mitarbeiterin einen weiteren Trick der Betrüger. Demnach würden diese das Logo der Deutschen Pfandsystem GmbH (DPG) ausdrucken und auf Flaschen aufbringen, die eigentlich gar keine Pfandflaschen seien, beispielsweise Essig- oder Ölflaschen. "Vor wenigen Jahren hatten wir den Fall, dass Klopapierrollen so bedruckt und in das Gerät eingeführt wurden", erzählt die Aldi-Mitarbeiterin. Pfandbetrüger im Supermarkt: Schaden geht in die Millionen Mittlerweile haben die Discounter wie Aldi und Lidl auch diesem Trick einen Riegel vorgeschoben: Die Pfandautomaten scannen jetzt auch den aufgedruckten EAN-Code. Ist dieser beschädigt oder schlichtweg nicht vorhanden, gibt es auch kein Pfand zurück. Angeblich geht der Schaden, den Pfandbetrüger*innen mit diversen Tricks Jahr für Jahr in der Wirtschaft anrichten, in die Millionen Euro. Genau beziffern lässt er sich laut Experten aber nicht. In einem Verbrauchermarkt in Bamberg hat ein Kunde im Jahr 2017 rund 700 Pfandflaschen abgegeben. Der Filialleiter wurde stutzig, witterte Betrug und rief die Polizei. Die Beamten konnten aber keine Straftaten im Zusammenhang mit den vielen Pfandflaschen feststellen - der Mann war wohl einfach ein fleißiger Sammler. Das könnte dich auch interessieren: EuGH: Pfand muss nicht im Preis für Flaschen enthalten sein Pfand-Grenzen im Supermarkt und Discounter: Wie viele Flaschen darfst du auf einmal abgeben? Rewe testet neues Pfandsystem: Das ändert sich für Kunden