Weitere Milliarden für die Krebsforschung - damit stand Biontech zuletzt wieder in der Öffentlichkeit. Das Biotechunternehmen mit Sitz in Mainz hatte seine Pläne für 2023 und auch 2024 offengelegt, wie inFranken.de berichtet hat. Gegenüber unserer Redaktion hat sich der Pharmakonzern jetzt zu seinen Studien geäußert. Außerdem sollen die Aussagen zeigen, dass man eben nicht nur der Produzent für Corona-Impfstoffe ist. 

Genutzt hat diese Herstellung dem Unternehmen aber allemal. Die Umsätze in den vergangenen Jahren sind enorm. Sie lagen bei 17,3 Milliarden Euro. Etwa 2,6 Milliarden Euro aus den Einnahmen fliesen nun aber wieder in die Krebsforschung. Ein Bereich, der Biontech durchaus nicht fremd ist. 

Biontech hat seinen Ursprung in der Krebsforschung

Auf Nachfrage erklärt eine Sprecherin des Biotechunternehmens, dass man schließlich gegründet wurde, "um neue - nämlich individualisierte - Krebstherapien zu entwickeln". Dies sei die ursprüngliche Vision der Gründer gewesen: "Wir steigen daher nicht erst seit der Entwicklung unseres COVID-19 Impfstoffes in die Krebsforschung ein, sondern umgedreht." 

Unternehmen: Biontech 
Gründer:   Uğur Şahin, Özlem Türeci, Christoph Huber
CEO:   Uğur Şahin (2008–)
Gründung:   2008

Für viele Menschen steht Biontech zunächst für Corona-Impfstoffe. Doch die mRNA-Entwicklung rund um die Krebsforschung hat am Ende erst die Corona-Impfstoffe möglich gemacht für das Unternehmen. 

Dazu erklärt Biontech: "Wir konnten so schnell einen potenten COVID-19-Impfstoff entwickeln, weil unsere Gründer und Forscher bereits mehr als 20 Jahre an mRNA für den onkologischen Bereich geforscht hatten." Und jetzt liegt ein großer Fokus wieder auf der Krebsforschung. Mit großen Plänen. 

So erklärt Biontech seine Studien und die Produktkandidaten 

Wie eine Sprecherin des Unternehmens gegenüber inFranken.de erklärt, sind gleich fünf Produktkandidaten in fortgeschritteneren Phase 2 Studien. Besonders möchte Biontech dabei auf die Kandidaten BNT111, BNT122 und BNT211 hinweisen.

Bei diesen Ansätzen handelt es sich laut Erläuterung um personalisierte Therapien, die auf einen Patienten zugeschnitten sind. BNT111 und BNT122 sind beide mRNA-basierte Therapien (Krebsimpfstoffe), letzterer - BNT211 - eine T-Zell-Therapie. Diese wird mit mRNA kombiniert.

Dazu heißt es weiter vonseiten des Biotech-Konzerns: "BNT122 ist unser Produktkandidat, der vollkommen individualisiert und damit zugeschnitten auf die Mutationen des Tumors eines Krebspatienten sind. Für zwei Produktkandidaten haben wir beschleunigte Verfahren durch Behörden entweder in den USA oder der EU erhalten - Das"Fast-Track-Verfahren" oder der "Priority-Medicines (PRIME)-Status" sollen die Entwicklung neuer Arzneimittel und Impfstoffe zur Behandlung oder Vorbeugung schwerwiegender Erkrankungen, die das Potenzial haben, einen ungedeckten medizinischen Bedarf zu decken, erleichtern und die Prüfung beschleunigen."

24 Projekte laufen derzeit bei Biontech - so sind die einzelnen Phasen der Studien definiert

Insgesamt 20 mögliche Produkte umfasst laut Biontech derzeit der Onkologie-Bereich der Forschung. Die Onkologie ist in der Medizin der Bereich, der sich mit allen gut- und bösartigen Tumorarten sowie Krebserkrankungen befasst.  Dabei arbeitet der Pharmakonzern an 24 laufenden klinischen Studien, einschließlich fünf randomisierter Phase-2-Studien. Biontech erklärt dazu: "Der erste Patient wurde bereits 2014 im Rahmen einer Studie mit maßgeschneiderten Krebstherapien behandelt. 2023 und 2024 ist der Start mehrerer Studien mit Zulassungspotenzial geplant."

Studien starten meist mit der präklinischen Phase. Dabei geht es, so wird es auch auf der Internetseite von Biontech erklärt, darum, dass man potenzielle Kandidaten findet. Diese müssen von Forschungsteams im Labor getestet werden. Weitere Phasen im Überblick:

  • Klinische Phase-1-Studien werden in der Regel genutzt, um an einer kleinen Anzahl an Personen, bis zu ein paar Dutzend Menschen pro Behandlung, durchgeführt. Das Hauptziel dieser Phase ist die Bewertung der Sicherheit und Verträglichkeit des Produktkandidaten und die Bestimmung der höchsten anwendbaren Dosis.
  • Klinische Phase-2-Studien dienen dann der Untersuchung der Sicherheit und Verträglichkeit des Produktkandidaten in einer größeren Personengruppe (bis zu 100 Personen pro Behandlung). Sie können erste Aufschlüsse darüber geben, wie wirksam der jeweilige Produktkandidat in der Zielpopulation ist. Es können mehrere Phase-2-Studien durchgeführt werden, um den Produktkandidaten in unterschiedlichen Patientengruppen oder Krankheitsindikationen zu untersuchen. In einigen Fällen werden die Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer randomisiert, das heißt, sie werden nach dem Zufallsprinzip verschiedenen Behandlungsgruppen zugewiesen.
  • Klinische Phase-3-Studien werden dann in einer großen Patientenkohorte (bis zu mehreren hundert oder tausend Personen) und in unterschiedlichen Regionen und Ländern durchgeführt.
  • Klinische Phase-4-Studien werden durchgeführt, nachdem das Prüfpräparat von den entsprechenden regulatorischen Behörden zugelassen wurde. Diese Studien sammeln fortlaufend Daten zur Sicherheit und Wirksamkeit des neuen Medikaments zusammen mit dessen langfristigen Effekten unter realen Bedingungen.
  • Und dann gibt es laut Biontech noch klinische Studien mit kombinierten Phasen. Dabei, so wird es erläutert, können für die Entwicklung von Therapien gegen Krebs klinische Studien auch schon zu Beginn in Patient*innen durchgeführt werden. Man spricht demnach von einer kombinierten klinischen Phase-1- und Phase-2-Studie, der Phase-1/2-Studie.