Aufgefundene Wildtiere haben bei menschlichen Adoptiveltern nur kurzzeitig gute Überlebenschancen. Besser aufgehoben sind sie allerdings in Wildtierpflegestationen, wo die Tiere von fachkundigem Personal versorgt und ausgewildert werden. Julia Bravetti von der Wildtierpflegestation Koblenz e.V. hat im Gespräch mit inRLP.de erklärt, wie man ein hilfebedürftiges Wildtier erkennt, wie damit umgegangen werden soll und welche Rolle ihr Verein bei der Pflege und Auswilderung spielt. Verletztes oder verwaistes Wildtier gefunden: So gehst du mit der Situation richtig um Ein auf den ersten Blick scheinbar hilfloses Wildtier, das in der Natur gefunden wird, ist nicht immer zwingend verletzt oder verwaist. "Wenn ein Tier einfach nur alleine rumsitzt, heißt es nicht unbedingt, dass es Hilfe braucht", erklärt die Expertin.  "Man sollte sich, immer wenn man ein Jungtier findet, ganz viel Zeit nehmen", so Bravetti. Dabei sei es wichtig, in angemessenem Abstand herausfinden, ob die Mama des Jungtieres in der Nähe ist. Bei Feldhasen oder Rehkitzen sei es beispielsweise normal, dass sich die Mütter nicht direkt bei ihren Jungtieren aufhalten. Sie kommen nur sporadisch vorbei, um ihre Jungen zu säugen. Im Idealfall beobachtet man also die Situation zuerst, fasst das Tier nicht an und kontaktiert im nächsten Schritt eine Wildtierauffangstation, um die Situation zu besprechen. "Wir erklären dann, wie sie am besten vorgehen, abhängig von der Tierart und der Situation", erklärt die Leiterin der Wildtierpflegestation in Koblenz. Anzahl der aufgefundenen Wildtiere steigt: Das sind die Gründe "Zur Hauptsaison bekommen wir ungefähr zehn Tiere pro Tag", so die Expertin. Insgesamt seien es circa 500 aufgefundene Wildtiere pro Jahr, um die sich die Wildtierpflegestation in Koblenz kümmere - und das auf ehrenamtlicher Basis. Grundsätzlich sei es so, dass der Mensch immer mehr Platz in der Natur einnehme und den Tieren weniger übrig bleibe. "Da sich viele nicht an vorgeschriebene Wege halten oder Hunde frei laufen lassen, fühlen sich Wildtiere gestört und verwaisen", so Bravetti. Bei Mäharbeiten auf Feldern und Wiesen würden die Wildtiere häufig verletzt. Außerdem würden ab und an Hauskatzen über Nester herfallen und Schaden anrichten. Wildtierauffangstationen: Hierfür sind sie zuständig "Wenn ein verletztes oder verwaistes Wildtier aufgefunden wird, ist es ratsam, eine Auffangstation zu kontaktieren", erklärt Bravetti, die das Pflegen von Tieren als ihre Lebensaufgabe beschreibt. Dort entscheide man dann, ob das Tier in die Pflegestation gebracht werden könne oder direkt zum Tierarzt muss. In der Wildtierpflegestation in Koblenz werden die Wildtiere von Profis aufgenommen, großgezogen und gepflegt. Das Ziel sei es dabei immer, sie gesund und munter in die Natur zurückzuführen. Wildtiere, die nicht wieder ausgewildert werden können, werden vermittelt. Von eigenständigen Versuchen, Wildtiere aufzupäppeln und zurückzuführen, rät die Expertin dringend ab. Man dürfe ein Tier zwar der Natur entnehmen, wenn es auf Hilfe angewiesen ist, brauche allerdings eine gewisse Sachkunde dafür. "Auch wenn es noch so gut gemeint ist, sollten geschädigte Wildtiere nicht von Privatpersonen aufgezogen werden", mahnt Bravetti.   Diese Artikel könnten dich auch interessieren:  Wildunfall: Was musst du tun, wenn dir ein Reh oder Wildschwein ins Auto läuft? Wildtiere brauchen mehr Wasserstellen: So kannst du Wildtiere in der regenlosen Hitzeperiode unterstützen "Meerschweinchen und Guppys haben ausgedient" - Wildtiere im Wohnzimmer sind der neue Trend