• Ludwigshafen: Eltern und Lehrern kritisieren Missstände an Grundschulen
  • Bis zu 25 Prozent der Erst- und Zweitklässler*innen sind versetzungsgefährdet 
  • Offener Brief an die Bildungsministerin - Reformen gefordert

Im April sorgte die Gräfenauschule im Stadtteil Hemshof in Ludwigshafen mit der Nachricht, dass dort möglicherweise 40 Erstklässler*innen sitzenbleiben würden, für Schlagzeilen. In einem offenen Brief schlagen Eltern und Lehrpersonal der Grundschulen vor Ort nun Alarm und wenden sich an die rheinland-pfälzische Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD).

Offener Brief an Hubig: Eltern und Lehrkräfte aus Ludwigshafen fordern Bildungsreformen für Grundschulen 

In dem offenen Brief fordern die besorgten Eltern und Lehrer*inne die Bildungsministerin mit Nachdruck zu Reformen auf. "Die Uhr schlägt eine Minute vor zwölf", heißt es in dem mehrseitigen Schreiben von Schulleitungen und Schulelternbeiräten, das am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur vorlag. Kritisiert wurden darin vor allem mangelnde Deutschkenntnisse vieler Kinder und eine hohe Belastung der Lehrkräfte.

Um Missstände an den Grundschulen in Ballungszentren sinnvoll anzugehen, müsse politisch gehandelt werden - insbesondere mit größeren personellen Ressourcen, hieß es weiter. "Wir fordern Sie auf, sich der Probleme unserer Schulen anzunehmen und hoffen auf baldige, konstruktive Lösungsvorschläge aus Ihrem Ministerium."

Zudem beinhalte das Schreiben konkrete Beispiele: "Bei 8 bis 25 Prozent der Kinder von Stufe 1 und 2 ist die Versetzung gefährdet beziehungsweise wird das Klassenziel nicht erreicht." Etwa 35 bis 70 Prozent der Kinder in Grundschulen der zweitgrößten Stadt in Rheinland-Pfalz würden über kaum beziehungsweise gar keine Deutschkenntnisse oder mindestens sprachliche Defizite verfügen. "Viele Kinder sind in Deutschland geboren, haben zum Teil die Kita besucht und verfügen trotzdem nur über unzureichende Deutschkenntnisse."

Überbelastung an Grundschulen: "Für Ludwigshafen finden sich keine Lehrkräfte"

Bezüglich der Lehrkräfte ist von einer Belastung die Rede, die extrem zugenommen habe. "Daraus resultiert ein hoher Krankenstand und eine Überbelastung der verbleibenden Kolleginnen und Kollegen." Das mache die Stadt unattraktiv, wodurch sich das Problem weiter verschärfe: "Für Ludwigshafen finden sich keine Lehrkräfte."

Um ihrem Bildungs- und Erziehungsauftrag gerecht zu werden, benötigten die Grundschulen in Ludwigshafen "dringend massive und intensivierte politische Unterstützung", hieß es in dem offenen Brief. Genannt werden etwa mehr Personal und kleinere Klassen sowie eine intensivere Sprachförderung für Kinder in Zusammenarbeit mit den Eltern. "Damit sie sich die Welt erschließen und kommunizieren können. Nur so ist Teilhabe in der Schule und am gesellschaftlichen Leben möglich", hoben Schulleitungen und Schulelternbeiräte hervor.

Vertreter*innen des Bildungsministeriums, der Schulaufsicht und der Stadt Ludwigshafen waren sich unlängst bei einem Treffen einig, dass es für Grundschulen in Ludwigshafen künftig zusätzliche Förderangebote geben soll. Zudem prüfe die Schulaufsicht mehr Stundenzuweisungen an die Grundschule Gräfenau.

Rebekka Barta mit dpa