Es führt kein Weg dran vorbei: In der Nacht von Samstag auf Sonntag wurde an der Uhr gedreht. Mit einer Stunde vor, von 2 auf 3, geht es in die Sommerzeit. Umfragen zufolge sind 70 Prozent der Deutschen gegen die Umstellung, jeder Vierte kämpft mit gesundheitlichen Folgen. Zu welchem Zweck die Sommerzeit eingeführt wurde, was sie (nicht) bringt und warum sie sogar gefährlich sein kann, haben wir im Folgenden zusammengefasst.1.) In der Nacht von Samstag, 29., auf Sonntag, 30. März, wurde die Uhr um eine Stunde vorgestellt: Von 2 auf 3 Uhr. Die Nacht ist also eine Stunde kürzer. Diese Umstellung bedeutet den Wechsel von der Winter- in die Sommerzeit, die bis zum Wochenende vom 25./26. Oktober gilt. Dann wird die Uhr von wieder um eine Stunde zurückgestellt und die nächste Winterzeit beginnt. 2.) Für die Zeit und die Zeitumstellung ist per Gesetz die Physikalisch-Technische Bundesanstalt in Braunschweig zuständig. Die Wissenschaftler des Zeitlabors haben schon vor Wochen den Sender DCF77 in Mainflingen bei Frankfurt am Main programmiert. Sein Signal steuert mit einer Reichweite von 2000 Kilometern die Funkuhren in fast ganz Europa. Auch viele Ampelanlagen und die etwa 120 000 Uhren der Deutschen Bahn werden über Funkuhren synchronisiert. 3.) Mechanische Uhren müssen natürlich von Hand umgestellt werden. Das kann man tun, bevor man ins Bett geht oder am Morgen danach. Sollte man die Zeitumstellung vergessen haben, wird man es irgendwann bemerken. Spätestens dann, wenn die Kumpels aus dem Fußballverein anrufen und fragen: Wo bleibst du denn? Wir stehen schon auf dem Platz!4.) Die Zeitumstellung wurde in Deutschland 1980 eingeführt. Sie galt vom letzten März- bis zum letzten September-Wochenende, 1996 wurde sie bis Ende Oktober ausgedehnt. Zwei Gründe sprachen für die Sommerzeit: Die erhoffte Energieeinsparung durch eine bessere Nutzung des Tageslichts und die Anpassung an Nachbarländer, die die Uhrumstellung schon länger praktizierten. Seit der Einführung wird über Sinn und Unsinn der Sommerzeit diskutiert. Und längst ist klar: Sie spart keine Energie. Laut Umweltbundesamt und Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft wird im Sommer zwar abends seltener das Licht eingeschaltet, dafür wird aber im Frühjahr und Herbst in den Morgenstunden mehr geheizt. Damit verpufft der Spareffekt nicht nur, der Energieverbrauch steigt sogar an. 5.) Viele Menschen sind von der Zeitumstellung genervt. Auch Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner sieht nur Nachteile und forderte letzte Woche die Abschaffung der Sommerzeit. Jedoch wird sie wenig ausrichten können: Alle EU-Mitgliedstaaten stellen seit 1996 die Uhren gleichzeitig um, in Russland gilt seit dem Frühjahr 2011 sogar dauerhaft Sommerzeit. In Fragen einer möglichen Abschaffung der Sommerzeit wäre also die Europäische Union am Zuge. 6.) Tatkräftig gegen die Sommerzeit geht der praktische Arzt Hubertus Hilgers aus Erlangen vor. Er ist davon überzeugt, dass die Sommerzeit krank macht. Er stellt aus Prinzip seine Uhren nicht um und hat eine Petition im Internet gestartet: Unter openpetiton.de. hat er in Deutschland 51.061 Unterschriften für sein Anliegen gesammelt. Im April soll die Liste dem Petitionsausschuss des Bundestags überreicht werden. 7.) Der Erlanger Arzt Hubertus Hilgers liegt mit seiner Meinung nicht falsch. Laut DAK erhöht die Zeitumstellung das Risiko für einen Herzinfarkt. Nach einer Langzeitanalyse der Krankenkasse kamen seit 2006 in den ersten drei Tagen nach der Umstellung 25 Prozent mehr Patienten mit Herzbeschwerden ins Krankenhaus als im Jahresdurchschnitt (40 statt 30 Einweisungen am Tag wegen Herzinfarkt). Als Ursache vermutet die Krankenkasse Schlafmangel und die Änderung des Biorhythmus durch die Zeitumstellung: Die fehlende Stunde bringt den Hormonhaushalt durcheinander.8.) Es muss nicht gleich ein Herzinfarkt sein, aber Fakt ist: Die Zeitumstellung macht müde. Die Stunde fehlt einfach, weil man gefühlt viel früher aufstehen muss als sonst. Schlafforscher sprechen von einem Mini-Jetlag. Manche Menschen verkraften die fehlende Stunde in wenigen Tagen, bei anderen dauert es Wochen. Vor allem für Autofahrer kann es gefährlich werden: Studien zufolge steigen die Unfallzahlen nach der Zeitumstellung im Vergleich zu den sieben Tagen davor um bis zu 30 Prozent. 9.) Die steigenden Unfallzahlen haben nicht nur mit der Müdigkeit der Autofahrer zu tun: Durch die Zeitumstellung sind Wildtiere früher unterwegs als sonst, kreuzen auf der Futtersuche in der Dämmerung die Straßen und werden leicht von Autofahrer mit schweren Lidern übersehen. Für die Wildtiere selbst ist die Sommerzeit kein Problem, da sie sich ohnehin an den natürlichen Gegebenheiten und Lichtverhältnissen orientieren. Auch Haustiere gewöhnen sich relativ schnell an die neuen Fress- und Gassi-Geh-Zeiten, ähnlich anpassungsfähig sind Zootiere. Sensibel reagieren dagegen Milchkühe auf die Umstellung. Laut Deutschem Bauernverband werden sie stufenweise früher gemolken und sanft an die neue Zeit gewöhnt. Für Masttiere spielt die Uhrumstellung keine Rolle, da sie zumeist automatisch gefüttert werden und jederzeit Zugang zum Trog haben.Hier finden Sie Meinungen unserer Facebook-User rund um die Zeitumstellung. Sanfte Umstellung: Diese Tipps helfen Die Müdigkeit geht nach einer kleinen Pause vorüber. Optimal ist ein kurzer Rundgang an der frischen Luft.Ein Mittagsschläfchen mit einem Schlüsselbund in der Hand hilft ebenfalls gegen Müdigkeit: Fällt er herunter, war es genug Schlaf.Frühsport mit Kniebeugen, Wechselduschen und Bürstenmassage kann das frühe Aufstehen kompensieren.Mehr Koffein hilft nicht gegen die Müdigkeit. Es macht nur vorübergehend wacher. Kaffee sollte ebenso wie Alkohol vor dem Schlafengehen vermieden werden. Essen sollte man an den Abenden nach der Zeitumstellung "leicht", also kleine Mahlzeiten statt Braten mit Kloß. Probleme beim Einschlafen: Dagegen könnten Dragees oder Kräutertees mit Baldrian, Hopfen, Johanniskraut und Melisse helfen oder autogenes Training. Schlafmittel nur nach Rücksprache mit dem Arzt einnehmen.