Aus für die Lebertransplantation in Erlangen

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Ein Bild, das demnächst in die Archive wandern dürfte - eine Lebertransplantation an der Erlanger Universitätsklinik. Foto: Uniklinik Erlangen
Ein Bild, das demnächst in die Archive wandern dürfte - eine Lebertransplantation an der Erlanger Universitätsklinik.  Foto: Uniklinik Erlangen

Seit den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts werden an den Erlanger Unikliniken Lebern verpflanzt. Damit ist jetzt Schluss: Bayern will sich in Zukunft auf drei Transplantations- Zentren in München, Regensburg und Würzburg konzentrieren.

Die Entscheidung des Krankenhausplanungsausschusses Anfang Juni ist nur noch Formsache. Weil der Beschluss von Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch (FDP) und Gesundheitsminister Marcel Huber (CSU) feststeht: In Erlangen werden ab sofort keine Lebern mehr transplantiert. Insider hatten schon länger befürchtet, dass politischerseits nach dem Bekanntwerden von Manipulationen bei Lebertransplantationen, Konsequenzen gezogen werden, die nun auch Erlangen unmittelbar treffen.

Wie kam es zu der Entscheidung? Professor Ferdinand Mühlbacher hatte im Auftrag der Staatsregierung alle seit dem Jahr 2007 in Bayern durchgeführten 896 Lebertransplantationen untersucht. Außer den drei bereits bekannten Manipulationen am Münchner Klinikum rechts der Isar seien keine weiteren Regelverstöße bekannt geworden. Das heißt: In Erlangen wurde sauber gearbeitet. Weshalb nicht so recht nachzuvollziehen ist, warum neben dem Münchner Klinikum rechts der Isar - hier wurde nachgewiesenermaßen manipuliert - auch noch das Erlanger Lebertrans plantationszentrum geschlossen werden soll.

Mühlbacher selbst erklärt das so:"Strukturell sind drei Lebertransplantationszentren in Bayern ausreichend, sowohl bezogen auf die Gesamtzahl von 160 Lebertransplantationen in Bayern pro Jahr als auch bezogen auf die Fläche. Es macht keinen Sinn, um Patientenzahlen zu konkurrieren, in erster Linie zählt die Ergebnisqualität."

Kritik an der Qualität

Das lässt den Schluss zu, dass es in Erlangen Kritik an der Qualität gab. Und in der Tat: Mühlbacher hatte im persönlichen Teil seines Berichts das Patientenüberleben der bayerischen Lebertransplantationsprogramme verglichen und dabei die Erlanger Ergebnisse kritisiert. Heinrich Iro, Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums Erlangens, reagierte gestern. "Wir sind über das Votum von Herrn Mühlbacher sehr enttäuscht und halten es nicht für objektiv," ließ Iro in einer Pressemitteilung wissen. Die Kommissionsarbeit habe ebenso wie das Audit der Bundesärztekammer im Januar 2013 gezeigt, dass in Erlangen keine relevanten Regelverstöße vorgekommen seien und darüber hinaus hervorragende Strukturen bestünden.

Hinsichtlich der Ergebnisse habe man die unterschiedlichen Ausgangsbedingungen der Patienten nicht berücksichtigt. Will sagen: In Erlangen hat man viele Patienten in einem fortgeschrittenen Krankheitsstadium operiert - mit all den damit verbundenen Risiken. Würde man diese Komponente herausrechnen, wären die Ergebnisse in Erlangen nicht schlechter als andernorts, heißt es in Erlangen.

Und wie geht es jetzt weiter? Johannes Eissing, Sprecher der Erlanger Unikliniken: "Dazu können wir zum jetzigen Zeitpunkt noch nichts sagen." Politischerseits verlautete immerhin, dass das Lebertherapiezentrum erhalten bleibt. Die Erlanger ließen gestern wissen, sie planten nun eine engere Kooperation mit der Chirurgischen Klinik der LMU München.

Eine engere Kooperation mit Würzburg wäre wegen der dortigen Möglichkeiten nicht vorstellbar. In jedem Fall würden aber die Transplantationspro gramme für Herz, Niere und Pankreas in Erlangen fortgesetzt, hieß es.