Bamberg bekommt ein Herz-Hirn-Zentrum

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Die Chefärzte Peter Rieckmann und Martin Braun begehen gemeinsam mit Wolfgang Freitag (Leiter Bau und Technik), regelmäßig die Baustelle. Noch müssen sie sich anhand eines Plakats vorstellen, wie das Herz-Hirn-Zentrum einmal aussehen soll. Foto: Barbara Herbst
Die Chefärzte Peter Rieckmann und Martin Braun begehen gemeinsam mit Wolfgang Freitag (Leiter Bau und Technik), regelmäßig die Baustelle. Noch müssen sie sich anhand eines Plakats vorstellen, wie das Herz-Hirn-Zentrum einmal aussehen soll. Foto: Barbara Herbst

Im Bamberger Klinikum entsteht für 11 Millionen Euro eine für Deutschland modellhafte interdisziplinäre Einrichtung. Sie soll im Dezember eröffnet werden.

Es ist die erste Einrichtung dieser Art in Deutschland und wird am 1. Dezember eröffnet: Am Bamberger Klinikum entsteht derzeit für 11 Millionen Euro ein "Herz-Hirn-Zentrum" (HHZ), in dem Patienten mit Erkrankungen des Herzens und Gehirns interdisziplinär behandelt werden.

Die Einrichtung ist die logische Konsequenz aus medizinischen Erfordernissen. "Herz und Hirn hängen eng miteinander zusammen, 20 Prozent des Blutes gehen mit jedem Herzschlag ins Gehirn", sagt Prof. Peter Rieckmann, Chefarzt der Neurologie am Bamberger Klinikum. Die Funktion des Gehirns sei von der Leistung des Herzens abhängig, weshalb sich viele Erkrankungen des Gehirns bei Funktionsstörungen des Herzens wiederfänden.



Demenz wegen chronischer Herzschwäche?

Rieckmann nennt Beispiele: "Ein Schlaganfall kann durch Rhythmusstörungen ausgelöst werden, Demenz und Depressionen können durch eine chronische Herzschwäche befördert werden." Gleichzeitig seien Herzerkrankungen die häufigste Todesursache und Schlaganfälle nach Krebs die dritthäufigste.

Durch die Verlegung der OP-Abteilung in einen Neubau wurde im fünften Stock des Klinikums Platz für das Herz-Hirn-Zentrum. Dort sind neben einem Empfangsbereich Räume für die internistische sowie kardiologische Diagnostik und Therapie geplant, außerdem entstehen ein Überwachungsraum und mehrere Patientenzimmer. "Im HHZ werden verschiedene Fachdisziplinen eng zusammenarbeiten, um Erkrankungen des Herzens und Gehirns ganzheitlich zu therapieren", erklärt Prof. Martin Braun, Chefarzt der Kardiologie. "Mit diesem Konzept sind wir Vorreiter in Deutschland." Zur Abteilung gehören außer der Neurologie und Kardiologie auch Chefärzte und Spezialisten der Neurochirurgie, Gefäßchirurgie, Radiologie und Psychiatrie.


Spezialstationen und Telemedizin

Gemeinsam werden sie sich zum Beispiel um Akutpatienten kümmern, die mit einem (Verdacht auf) Schlaganfall oder Herzinfarkt in die Klinik kommen. Speziell dafür gebe es die zertifizierte Schlaganfallstation "Stroke Unit", die eine rasche Durchführung der relevanten Diagnostik und Akutintervention (Lysetherapie) ermögliche. Die Akutbehandlung der Patienten mit neu aufgetretenem Brustschmerz erfolge auf der Chest Pain-Unit, einer Brustschmerz-Akutstation. "Auch dort erwartet Betroffene eine schnelle Diagnostik und Optionen zur Akutintervention, etwa eine Herzkatheter-Untersuchung", sagt Braun.


Checks und Rehamaßnahmen

Aber nicht nur Akutfälle sollen im HHZ behandelt werden, auch Menschen mit unterschiedlichsten Herzbeschwerden, komplizierter Migräne, Bewusstseinsstörungen, Schwindel oder Nervenschmerzen könnten sich an die neue Abteilung wenden. Dafür stehe die ganze Breite der kardiologisch-neurologischen Funktionsdiagnostik von Labor über EKG bis hin zur Bildgebung zur Verfügung. "Grundsätzlich streben wir die frühe Identifikation und Behandlung der Risikofaktoren für Herzinfarkt, Herzschwäche, Schlaganfall oder Demenz an", sagen Rieckmann und Braun. Deshalb würden außer Herz-Hirn-Checks auch neurologische und kardiologische Rehamaßnahmen koordiniert.

Was das HHZ außerdem plant, sei die Etablierung eines telemedizinischen Netzwerks. Es soll klinikintern sowie mit Haus- und Fachärzten verknüpft werden. "So können alle gemeinsam virtuell auf die Patientendaten zugreifen", sagen die Chefärzte. "Das stärkt die Kommunikation mit niedergelassenen Kollegen, fördert die lückenlose ambulante Betreuung nach dem Klinikaufenthalt und senkt Kosten."

Ansprechpartner für Notfälle

Notrufzentrale Bei allen medizinischen und lebensbedrohlichen Notfällen wählt man bayernweit die Notrufzentrale unter der Nummer 112. Viele Kliniken haben auch eigene Notrufnummern speziell für ihre Stroke Units und Chest Pain Units.
z.B. Klinikum Bamberg: Stroke-Unit: Tel. 0951 / 503 16780, Chest Pain Unit: 0951 / 50315599;
z.B. Uniklinik Erlangen/Neurologie: Chest Pain Unit Tel. 09131 85-35420 , Stroke Unit 09131 85-34338.

Chest Pain Unit Eine CPU widmet sich Patienten, die über unklaren Brustschmerz oder ein Druckgefühl in der Brust klagen. Dies kann auf einen Herzinfarkt oder auf ein Problem der Herzkranzgefäße hinweisen. Ein Herzinfarkt ist ein akuter Notfall, weshalb der Rettungsdienst zu alarmieren ist. In Franken gibt es Chest Pain Units z.B. in Bamberg, Nürnberg, Würzburg, Erlangen, Bad Kissingen, Coburg, Bad Neustadt/Saale oder Kulmbach.

Stroke Unit Auf einen Schlaganfall können Symptome wie Lähmungen, Sprachstörungen oder Schwindel hindeuten. Er muss schnellstmöglich in einer Spezialstation - Stroke Unit - behandelt werden. In Franken gibt es diese u.a. in Bamberg, Nürnberg, Fürth, Erlangen, Kulmbach, Bayreuth, Coburg, Würzburg, Bad Neustadt/Saale und Schweinfurt; Forchheim, Lichtenfels und Kitzingen sind telemedizinisch vernetzt.

Adressen Eine Liste mit einer Übersicht aller zertifizierten Stroke Units gibt es auf der Internetseite der Deutschen Schlaganfallgesellschaft, nach Chest Pain Units kann man auf der Internetseite der Deutschen Gesellschaft für Kardiologiesuchen.