Vom ungelernten Mitarbeiter, der einen Berufsabschluss erlangen möchte, bis zum Elektroingenieur, der sich als Quereinsteiger fürs Lehramt interessiert: Alles dabei unter den Interessenten einer Telefonaktion dieser Zeitung zum Thema Weiterbildung. Ein Thema, zu dem es großen Informationsbedarf gibt: Zwei Stunden lang liefen die Drähte bei unseren Experten heiß.Rede und Antwort standen zwei Mitarbeiter der Agentur für Arbeit Bamberg-Coburg: Wilhelm Schmitt, Teamleiter und Fachmann für berufliche Weiterbildung, und Silke Schneider, Beraterin für akademische Berufe. Sie machten in den Gesprächen mit den Anrufern deutlich: Weiterbildung steigert die Chancen auf eine bessere berufliche Zukunft, auf vielfältigere Jobs und gute Verdienstmöglichkeiten. Im Folgenden eine Zusammenfassung der wichtigsten Themen unserer Telefonaktion. Ich möchte mich weiterbilden. Wie soll ich vorgehen? Fragen Sie zunächst Ihren Arbeitgeber, inwieweit er Sie unterstützt und sich auch aus eigenem Interesse an der Finanzierung beteiligt. Sofern er Sie nicht unterstützt, könnten Sie sich zum Beispiel bei der Arbeitsagentur beraten lassen, ob Ihre geplante Weiterbildung auf dem Arbeitsmarkt nachgefragt wird und ob andere Finanzierungsmöglichkeiten wie zum Beispiel Bildungsgutschein, Meister-Bafög, Stipendien oder eine Bildungsprämie in Frage kommen. Ich bin in befristeter Beschäftigung als Reinigungskraft tätig und möchte meinen Berufsabschluss als Gebäudereiniger erlangen. Welche Möglichkeiten gibt es da? Melden Sie sich ratsuchend bei Ihrer zuständigen Arbeitsagentur. Dort können Sie die Fördervoraussetzungen abklären lassen. Zum Beispiel können die Kosten eines Vorbereitungslehrgangs für die Externenprüfung erstattet werden. Wenn ein Betrieb Sie ausbilden würde, können Sie im Sinne einer um ein Drittel verkürzten Umschulung durch Übernahme der Weiterbildungskosten, Fahrkosten, Prüfungsgebühren und bei vorliegender Voraussetzung auch Arbeitslosengeld bei Weiterbildung erhalten. Ich bin Industriekauffrau und möchte mich weiterbilden. Welche Möglichkeiten habe ich? Sie können sich im Rahmen einer Anpassungsqualifizierung zum Beispiel im Bereich Einkauf, Personalwesen und Buchhaltung weiterbilden oder im Rahmen einer Aufstiegsfortbildung zum Beispiel den Fach- und später den Betriebswirt absolvieren. Damit haben Sie Zugang zu besseren Verdienstmöglichkeiten, gehobeneren Positionen in Unternehmen und präsentieren sich für potenzielle Arbeitgeber als motivierte Mitarbeiterin. Ich habe schon einen Termin in der Arbeitsagentur zum Thema Weiterbildung. Wie kann ich ich darauf vorbereiten? Der Berater kann Sie gezielter unterstützen, wenn Sie sich über Ihr Bildungsziel im Klaren sind. Dabei kann Ihnen zum Beispiel die Checkliste des Bundesinstituts für berufliche Bildung helfen oder die Datenbanken Berufe- und Kursnet der Arbeitsagentur sowie der Berufsentwicklungsnavigator "BEN" der Arbeitsagentur (siehe Infobox) Meine Tochter ist seit einem Jahr fertig mit ihrer kaufmännischen Ausbildung. Welche Weiterbildung wäre für sie sinnvoll? Sie könnte eine kaufmännische Weiterbildung machen oder sich überlegen, ob sie Abitur über den "2. Bildungsweg" (z.B. BOS oder Abendgymnasium) nachholt und studieren möchte. Ebenso kann man sich auch mit einer mind. dreijährigen Berufserfahrung im Ausbildungsberuf über den sog. "3. Bildungsweg" als beruflich Qualifizierter für ein Studium in einem mit dem Beruf fachlich verwandten Bereich bewerben. Voraussetzung dafür ist immer ein Beratungsgespräch an der Uni im Vorfeld sowie ein Probesemester, um herauszufinden, ob man den Anforderungen gewachsen und das gewählte Studium das Richtige ist. Ich bin Ingenieur mit Bachelor-Studienabschluss im Fachbereich Elektrotechnik und würde gern ins Lehramt einsteigen. Wie geht das? Um in den Vorbereitungsdienst (Referendariat) für den staatlichen Schuldienst an beruflichen Schulen einzusteigen, ist ein Masterabschluss im Studienfach "Berufspädagogische Technik" erforderlich, den man z.B. an der FAU Erlangen oder der TU München erwerben kann. Die Hochschule prüft individuell, ob die Zulassung zum Masterstudiengang direkt möglich ist oder die Nachholung von Modulen aus dem Bachelorstudiengang für das berufliche Lehramt noch erforderlich ist und welche Studienleistungen aus dem Ingenieur-Studium angerechnet werden können. Infos dazu gibt es auch beim Kultusministerium Bayern unter www.km.bayern.de/lehrer/lehrerausbildung/berufliche-schulen/studium.html. Ich möchte meine Meister-Ausbildung machen. Wie gehe ich da vor, welche Fördermöglichkeiten gibt es? Man kann beim Amt für Ausbildungsförderung ein Meister-BaföG beantragen. In Bayern erhält zudem jeder erfolgreiche Absolvent der beruflichen Weiterbildung zum Meister oder zu einem gleichwertigen Abschluss den Meisterbonus der Bayerischen Staatsregierung in Höhe von 1000 Euro. Eine Antragstellung ist nicht erforderlich, die Berechtigten werden von den zuständigen Stellen ermittelt. Voraussetzung ist, dass die Prüfung vor der fachlich und örtlich zuständigen Stelle im Freistaat Bayern abgelegt und von dieser das Zeugnis ausgestellt wurde. Hauptwohnsitz oder Beschäftigungsort müssen in Bayern liegen. Ich arbeite seit sieben Jahren als ungelernte Kraft in einer Firma. Kann ich einen Berufsabschluss gefördert bekommen? Grundsätzlich besteht die Möglichkeit der Unterstützung durch die Arbeitsagentur, auch wenn sie nicht arbeitslos oder von Arbeitslosigkeit bedroht sind, durch das Förderprogramm WeGebAU (Weiterbildung gering qualifiziert Beschäftigter und älterer Arbeitnehmer in Unternehmen). Hier können zu 100 Prozent die Lehrgangs- und Weiterbildungskosten und die Gewährung eines Arbeitsentgeltzuschusses an den Arbeitgeber für die durch die Ausbildung bzw. Umschulung ausgefallenen Arbeitsstunden erstattet werden. Der Arbeitgeber soll mit dem örtlichen Arbeitgeberservice der Arbeitsagentur Kontakt aufnehmen. Hier gibt es weitere Tipps für Bildungsinteressierte Agentur für Arbeit Die Agentur für Arbeit unterstützt an Weiterbildung Interessierte mit vielen Informationen sowie verschiedenen Fördermöglichkeiten und -Programmen. Ansprechpartner für Fragen der beruflichen Weiterbildung ist die Agentur für Arbeit am Wohnort oder am Betriebssitz des Arbeitgebers. Alle Infos, Datenbanken wie BEN und E-Learning gibt es auch unter www.arbeitsagentur.de. Bürgertelefon Das Bundesministerium für Bildung und Forschung bietet mehrere Bürgertelefone unter anderem zu den Themen Weiterbildung, Meister-Bafög oder Bildungsprämie an. Sie sind über die Zentralvermittlung des Ministeriums unter Tel. 0228/9957-0 und 030/1857-0 zu erreichen sowie über jeweils eigene Nummern oder per Mail. Mehr Infos dazu sowie die Direkt-Nummern gibt es unter www.bmbf.de.Checkliste Auf der Internetseite des Bundesinstituts für Berufsbildung unter gibt es eine Checkliste, die Interessierten Orientierung bei der Entscheidung für eine fachlich und individuell geeignete Weiterbildungsmaßnahme bietet. Außerdem kann man Publikationen herunterladen oder bestellen, u.a. eine hochschul- und studienübergreifende Orientierungshilfe für Berufstätige mit Studienwunsch. Infos unter www.bibb.de.