Christkindlesmarkt: Nussknacker statt Krippenfigur

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Josef Kraus hinter seinen Krippen und Nussknackern. Letztes Jahr wurde der Stand zum schönsten in Nürnberg gekürt. Foto: K.Angerstein
Josef Kraus hinter seinen Krippen und Nussknackern. Letztes Jahr wurde der Stand zum schönsten in Nürnberg gekürt.  Foto: K.Angerstein
Hans Spornberger sortiert, hinter Holzsternen verdeckt, Kleinteile für die Auslage. Foto: Matthias Hoch
Hans Spornberger sortiert, hinter Holzsternen verdeckt, Kleinteile für die Auslage.  Foto: Matthias Hoch
 

In den letzten 40 Jahren hat sich Vieles verändert auf dem Nürnberger Christkindlesmarkt. Händler erzählen von weniger Besuchern und einem geänderten Kaufverhalten.

Dienstag morgen, 10.30 Uhr auf dem Nürnberger Christkindlesmarkt: Temperaturen knapp unter dem Gefrierpunkt, trocken, Sonnenschein. Die ersten Besuchergruppen bummeln durch die Budenstadt. Dort ein englischer Akzent, andernorts fernöstliche Töne - alles sehr international.

Hinter dem Stand mit der Nummer 74 wartet Hans Spornberger auf Kundschaft. Der 60-Jährige verkauft Holzspielsachen, auch Holzsterne und Garderoben. Seit 25 Jahren kommt er nach Nürnberg. Der gelernte Schreiner hat 1988 noch gut 80 Prozent seines Sortiments selbst hergestellt. Drei Monate bastelte er da an Zugtieren, an Kugelbahnen oder Schaukelpferden. Heute betätigt er sich fast nur noch als Händler, kauft die Produkte, die er vertreibt, selbst ein. "Die Technik macht das Fräsen von Holz per Computer in großem Stil möglich. Da komme ich mit meiner Handfertigung nicht mehr mit," erklärt Spornberger.


Viele Produkte kämen deshalb jetzt aus Polen, seien qualitativ gut, aber halt Industrieprodukte. Inzwischen ist der Schreiner aus Creglingen halbtags angestellt, das Geschäft auf dem Christkindlmarkt ist nur Zuerwerb. Während er früher noch größere und teuere Stücke an den Mann bringen konnte, muss er inzwischen kleinere Brötchen backen. Kleine Spielsachen, Frösche, aber auch Würfel machen das Kerngeschäft aus. Aber: "Kleinvieh macht auch Mist," meint er lächelnd.

Zwischen 1989 und 1991 sei das Geschäft noch sehr gut gelaufen. Danach ging's kontinuierlich abwärts. Mal 30 Prozent weniger Umsatz, dann nochmal 20 Prozent. Inzwischen hat sich alles auf niedrigerem Niveau eingependelt.

Dass die Geschäfte schlechter laufen als früher hat nichts damit zu tun, dass Holzspielzeug nicht mehr angesagt wäre. Sein Nachbar gegenüber, hat seit Jahren einen Trachtenstand, verkauft aber kaum mehr Trachten. Die hängen zwar als schöne Dekoration an der Budenwand. Das Geschäft wird inzwischen jedoch mit weniger teueren Hüten gemacht. Kleinvieh also auch hier.

Gleich neben Spornberger betreibt Josef Kraus seinen Stand mit Krippenfiguren. Der Nürnberger erzählt, er habe seit 43 Jahren einen Stand auf dem Christkindlesmarkt.
Heute sei alles anders als früher. Religiöse Motive, Krippenfiguren, original handgemacht und aus dem Grödnertal, wären immer schwerer verkäuflich. Weshalb er auf Nussknacker und anderen Holzzierrat setzen muss. Auch bei dem 75-Jährigen boomt nur noch der Verkauf von Kleinigkeiten. Für die rückläufigen Besucherzahlen hat Kraus eine Erklärung: "Es gibt heutzutage ja überall Weihnachtsmärkte. Früher, da kam sogar der Düsseldorfer Stadtrat auf den Christkindlesmarkt. Diese Zeiten sind definitiv vorbei."