Mit etwa 1,4 Millionen Neuerkrankungen ist Darmkrebs die dritthäufigste Krebserkrankung und die vierthäufigste Krebstodesursache weltweit. Allein in Deutschland liegt die Zahl der Neuerkrankungen bei über 60 000 und die Zahl der Todesfälle bei über 25 000 pro Jahr. Gleichzeitig bietet bei keiner anderen Krebsart die Früherkennung derart große Chancen. Um die Öffentlichkeit für die Thematik zu sensibilisieren und auf die Vorsorge sowie Therapiemöglichkeiten aufmerksam zu machen, wird alljährlich im März der "Darmkrebsmonat" ausgerufen. Diese Zeitung beteiligte sich mit einer Telefonaktion, bei der zwei Experten Rede und Antwort standen: Prof. Dr. Michael Sackmann ist Chefarzt am Bamberger Klinikum am Bruderwald. Er informierte über Vorsorge, Früherkennung und Behandlungsmöglichkeiten von Darmkrebs. Dr. Roland Grüner ist Internist und Gastroenterologe in Bamberg. Er gab bei unserer Telefonaktion Auskünfte über die Untersuchungsmethoden im Bereich des Magens und Darms, Stichwort Magen- und Darmspiegelung. Die Mediziner wissen aus ihrer täglichen Praxis: "Wird Darmkrebs frühzeitig diagnostiziert, kann er verhindert oder geheilt werden. Deshalb kann man sich nur durch regelmäßige Vorsorge vor dieser heimtückischen Erkrankung schützen."Heimtückisch, gar ein "heimlicher Killer", ist Darmkrebs deshalb, weil er im Frühstadium keinerlei Beschwerden verursacht. Deshalb ist die Vorsorge so wichtig, der sich in Deutschland vor allem die Felix Burda Stiftung verschrieben hat. Zu ihren Projekten gehört auch der "Darmkrebsmonat" März, den alljährlich diese Zeitung zum Anlass für die Berichterstattung über Darmkrebs und eine Telefonaktion zum Thema nimmt.Wie groß der Informationsbedarf ist, zeigte die enorme Resonanz auf unsere Telefonaktion: Über zwei Stunden liefen die Drähte bei unseren Experten heißt. Im Folgenden lesen Sie eine Zusammenfassung der wichtigsten Fragen und Antworten.Wann bezahlen die Krankenkassen eine Darmspiegelung?Die Krankenkassen bezahlen Patienten ab 50 Jahren einen jährlichen Test auf verstecktes Blut im Stuhl und dann ab 55 Jahren die Darmspiegelung (Koloskopie). Bei Beschwerden wird die Untersuchung von den Kassen auch früher bezahlt. Eine große Chance in Bezug auf die Vorsorge und eine Sonderstellung im Vergleich zu anderen Krebsarten liegtdarin, dass sich der größte Teil der Darmkrebsfälle aus gutartigen Vorstufen (Polypen bzw. Adenomen) entwickelt, die im Rahmen der Darmspiegelung entfernt werden können - noch bevor Krebs entsteht. Ist der Stuhl-Blut-Test zur Vorsorge ausreichend? Er wird von den Krankenkassen ab dem 56. Lebensjahr alle zwei Jahre bezahlt und muss regelmäßig wiederholt werden, da durch eine einmalige Testung etwa die Hälfte der Darmkrebsfälle nicht erkannt wird. Die sicherste Methode der Vorsorge ist die Darmspiegelung.Ich habe Angst vor der Darmspiegelung. Kann bei der Untersuchung etwas passieren oder verletzt werden? Ist sie schmerzhaft?Die Risiken sind minimal, wenn ein erfahrener Spezialist die Untersuchung durchführt. In extrem seltenen Fällen kann es zu einer Verletzung der Darmwand kommen, zu einer Blutung, einer Atemunterdrückung oder Störungen im Herz-/Kreislaufsystem. Meistens verläuft die Darmspiegelung schmerzfrei, da die Patienten ein Beruhigungsmittel bekommen.Gibt es Symptome, die auf Darmkrebs hindeuten?Am Anfang oft nicht. Im fortgeschrittenen Stadium können Blutungen auftreten, Schleim, Bauchschmerzen, Wechsel zwischen Durchfall und Verstopfung, Unregelmäßigkeiten beim Stuhlgang, Gewichtsabnahme und Kräfteverfall.Ich bin 66 Jahre alt und möchte mich vor Darmkrebs schützen. Was empfehlen Sie zur Ernährung?Die vorbeugende Wirkung durch Essen ist eher gering. Grundsätzlich sind mediterrane sowie vitamin- und faserreiche Kost empfehlenswert. Rotes Fleisch sollte man eher meiden. Auch viel Bewegung ist angeraten. Jedoch sind all diese Punkte zwar hilfreich, Darmkrebs verhindern können sie nicht.Wie gefährlich sind Zysten?Meist sind sie harmlos. Bei Polypen ist das anders.Gibt es Vorboten für Darmkrebs im Frühstadium? Hat man Schmerzen?Nein. Darmkrebs bereitet erst im fortgeschrittenen Stadium Schmerzen.Mein Vater ist mit 57 Jahren an Darmkrebs erkrankt. Wann sollte ich zur Vorsorge gehen?Zehn Jahre früher, als Ihr Vater die Diagnose erhielt. Spätestens also dann, wenn Sie 47 sind.Bei meiner Darmspiegelung wurden Divertikel (Ausstülpungen, Anm. d. Red.) entdeckt. Können diese bösartig werden?Nein. Aber sie können Schmerzen verursachen.Mein Mann hat die Darmerkrankung Morbus Chron. Erhöht das das Risiko, Darmkrebs zu erkranken?In diesem Fall liegt das Risiko leicht über dem der "Normalbevölkerung".Ich hatte schon einmal Polypen und möchte gerne wissen, wann ich zur Kontrolle gehen soll.Ja nach Art und Größe sowie Anzahl der Polypen sollte die Kontrolle nach drei oder fünf Jahren erfolgen. Bei größeren Polypen oder deren unvollständiger Abtragung ist die Kontrolle früher angezeigt.Was sind die Risikofaktoren für Darmkrebs?Da gibt es einige: Neben einer familiären Veranlagung (Gene) sind Übergewicht, mangelnde Bewegung und Diabetes sowie der übermäßige Verzehr von rotem Fleisch sowie Rauchen zu nennen.Ist es sinnvoll, mit dem Tumormarker (körpereigene Substanz, die auf eine Krebserkrankung hinweist, Anm. d. Red.), nach Darmkrebs zu suchen?Nein, das ist nur ein Verlaufswert. Bei mir wurde ein Tumor diagnostiziert. Wie geht es jetzt weiter?Ein Tumor wird in den meisten Fällen operiert. Bei manchen Patienten wird der chirurgische Eingriff mit einer Chemo-, Strahlen- und/oder Immuntherapie kombiniert. In ganz frühen Stadien können beginnend-bösartige Geschwüre oftmals weniger ausgedehnt operiert oder endoskopisch ohne Operation entfernt werden. Bei frühzeitiger Diagnose kann auch die medikamentöse Behandlung schonender erfolgen. Darmspiegelung ab 55 Wie läuft nun die Vorsorge ab, welche Untersuchungen gibt es? Die Krankenkassen bezahlen Gesunden ab 55 Jahren eine Vorsorge-Darmspiegelung (Koloskopie). Eine große Chance in Bezug auf die Vorsorge und eine Sonderstellung im Vergleich zu anderen Krebsarten liegt nach den Worten der Experten darin, dass der größte Teil der Darmkrebsfälle sich aus gutartigen Vorstufen (Polypen bzw. Adenomen) entwickelt, die im Rahmen der Darmspiegelung entfernt werden können - noch bevor Krebs entsteht. Die Koloskopie wurde im Oktober 2002 in das Gesetzliche Krebsfrüherkennungsprogramm in Deutschland aufgenommen. Bei familiärer Belastung oder Beschwerden ist den Medizinern zufolge eine frühere Untersuchung notwendig und wird auch von den Krankenkassen übernommen. Was die Kassen außerdem für Patienten ab 50 Jahren übernehmen, ist ein jährlicher Test auf verstecktes Blut im Stuhl. Er ersetzt laut Sackmann und Grüner nicht die Vorsorge-Darmspiegelung und spüre nur etwa ein Drittel der Darmkrebserkrankungen auf. Seit der Einführung der Vorsorgespiegelung hätten etwa 25 Prozent der Berechtigten die Untersuchung durchführen lassen. Deren Befunde - fünf Millionen - seien in einem bundesweiten Register dokumentiert, was es zur größten standardisierten Datensammlung zur Beurteilunug der Vorsorge-Koloskopie weltweit mache. Etwa 180 000 Darmkrebserkrankungen seien durch die Vorsorge verhütet worden, in mehr als 40 000 Fällen hätte der Krebs frühzeitig entdeckt werden können. Geringe Risiken Wie alle medizinischen Eingriffe birgt auch die Koloskopie gewisse Risiken. So kann es zu einer Perforation des Darms und Blutungen kommen. Laut Statistik passiert das in weniger als einem von 1000 Fällen. Möchten Sie wissen, ob Sie ein erhöhtes Erkrankungsrisiko haben? Sie haben Angst vor der Darmspiegelung? Sie hatten Darmkrebs und möchten sich vor einer Neuerkrankung schützen? Antworten auf alle Fragen zum Thema Darmkrebs gibt es bei unserer Telefonaktion am 8. März. Die Anrufe sind kostenlos und werden auf Wunsch anonym behandelt.