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Darmkrebs ist ein heimlicher Killer: Nur die Vorsorge bringt Sicherheit


Autor: Irmtraud Fenn-Nebel

Bamberg, Donnerstag, 12. April 2018

Darmkrebs ist tückisch, weil er im Frühstadium keine Beschwerden verursacht. Bei unserer Telefonaktion klärten zwei Ärzte über die Vorsorge auf.
Vor der Darmspiegelung klärt der Arzt die Patienten über die Untersuchungsmethode und verwendeten Geräte auf. Auf unserem Symbolbild ist ein Koloskop zu sehen.   Foto: Felix Burda Stiftung


Darmkrebs ist zwar die zweithäufigste Todesursache durch Krebs in Deutschland, aber es gibt gute Nachrichten: Die Zahl der Neuerkrankungen ging in den vergangenen Jahren von 70 000 auf 63 000 zurück. Gleichzeitig bietet bei keiner anderen Krebsart die Früherkennung durch eine Darmspiegelung (Koloskopie) derart große Chancen.

Wie die Vorsorge abläuft, worauf zu achten ist, was die Krankenkasse bezahlt und was passiert, wenn ein Tumor festgestellt wird: Es sind viele Fragen, die Betroffenen und Interessenten auf den Nägeln brennen. Bei einer Telefonaktion dieser Zeitung zum Thema Darmkrebs liefen deshalb die Drähte heiß. Mit Michael Sackmann, Chefarzt am Bamberger Klinikum, und Roland Grüner, niedergelassener Gastroenterologe in Bamberg, standen zwei ausgewiesene Experten Rede und Antwort.


Mehr Männer betroffen

Sie freuten sich, dass nicht nur Frauen, sondern auch viele Männer die Gelegenheit zur kostenlosen Information nutzten. Denn Männer sind deutlich häufiger von Darmkrebs betroffen - Frauen jedoch gehen eher zur Vorsorge. Und diese ist unerlässlich, da die Erkrankung im Frühstadium keinerlei Beschwerden verursacht. "Darmkrebs ist ein heimlicher Killer", sagen Sackmann und Grüner. "Aber früh erkannt, ist er meist verhinderbar oder heilbar. Nur durch regelmäßige Vorsorge kann man sich daher vor dieser heimtückischen Erkrankung schützen."

In ländlichen Regionen werde Darmkrebs Statistiken zufolge bisher seltener im frühen Stadium entdeckt als in den Städten. "In ganz frühen Stadien besteht jedoch die Chance auf rasche komplette Heilung, in frühen Stadien auf eine sehr gute weitere Lebenserwartung mit den Möglichkeiten der modernen Medizin", sagen Sackmann und Grüner.

Nach neuesten Daten überleben in Deutschland bereits über 62 Prozent (Europa: 57 Prozent) der Patienten mit Dickdarmkrebs die bei Tumorerkrankungen wichtige Fünf-Jahres-Grenze nach Diagnosestellung. Bei Enddarmkrebs sind es 60 (55) Prozent.


Polypen werden gleich entfernt

Allerdings müsste bei den meisten Bürgern der häufige Darmkrebs gar nicht erst entstehen. "Mit der Darmspiegelung steht eine von allen Krankenkassen übernommene Methode zur Verfügung, die Vorstufen und Frühformen rechtzeitig erkennen und oft gleich entfernen kann", sagen Sackmann und Grüner. "Zur Vorsorge und Früherkennung geht allerdings nur ein Viertel der Berechtigten ab dem 50. bis 55. Lebensjahr."

Größere Polypen (Vorstufen von Darmkrebs) und Darmkrebs lassen sich auch mittels der Stuhluntersuchung auf verstecktes Blut erkennen, allerdings gibt es hierbei laut Experten eine vergleichsweise hohe Rate an nicht entdeckten Befunden. Dazu und zu weiteren Themen hatten die Anrufer bei unserer Telefonaktion viele Fragen. Im Folgenden eine Zusammenfassung.


Leser fragen, Experten antworten

Ich leide unter Ausstülpungen des Dickdarms (Divertikel). Können diese entarten?
Ausstülpungen des Dickdarms sind häufig und meist harmlos. In seltenen Fällen können sich diese entzünden. Bösartig werden sie nicht.

Seit längerer Zeit bemerke ich immer mal wieder helles Blut am Toilettenpapier. Was kann die Ursache sein?
Meist handelt es sich um harmlose Hämorrhoidalblutungen oder ein Analekzem. Eine höherliegende Blutungsquelle, Polypen oder ein Tumor, muss endoskopisch ausgeschlossen werden. Blut im Stuhl muss grundsätzlich abgeklärt werden.

Mein Stuhlgang ist pechschwarz. Was ist die Ursache?
In diesen Fällen liegt meistens eine Blutungsquelle im oberen Magen-Darmtrakt vor. Es empfiehlt sich eine rasche Abklärung, zum Beispiel mit einer Magenspiegelung.

Meine Großeltern hatten beide Darmkrebs im höheren Alter. Wann sollte ich vorsorglich eine Darmspiegelung machen lassen?
Mindestens zehn Jahre vor der Erkrankung des Verwandten. Wenn also Ihr Opa mit 62 erkrankt ist, sollten Sie mit 52 zur Vorsorge gehen. Im Einzelfall kann eine Koloskopie auch schon früher notwendig sein.
Wie werden Endoskope aufbereitet? Besteht die Gefahr einer Infektion?
Die Geräte werden in einer speziellen Waschmaschine aufbereitet. Eine zusätzliche Kontrolle geschieht durch unangemeldete Hygieneprüfungen. Eine Infektionsgefahr ist auszuschließen.

Ich habe seit fünf Jahren eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung. Erhöht diese das Risiko, Tumore zu bekommen?
Das könnte sein. Nach acht Jahren Krankheitsdauer sollte man regelmäßig zur Darmspiegelung gehen.

Wie wird Darmkrebs behandelt?
Für die Behandlung stehen neben der Operation modernste Chemotherapieverfahren zur Verfügung, die je nach feingeweblicher Testung des Tumorgewebes mit speziellen Antikörpern kombiniert werden können. Bei Enddarmkrebs wird, je nach Stadium, meist eine Strahlen- und Chemotherapie mit einer Operation kombiniert.

Kann es bei der Koloskopie Verletzungen geben?
Verletzungen der Darmwand oder andere schwerwiegende Nebenwirkungen der Darmspiegelung sind äußerst selten. Die häufigste Komplikation sind Blutungen mit 1,3 Fällen bei 1000 Untersuchungen.

Gibt es eine Altersgrenze für die Darmspiegelung?
Eigentlich nicht, aber man muss schon auch die Risiken abwägen.

Ich hatte vor drei Jahren einen großen Polyp, reicht es da, wenn ich nach zehn Jahren wieder zur Kontrolle gehe?
Nein. Die Kontrolle richtet sich nach Gewebeproben und aktuellem Befinden. Wurde schon einmal ein Polyp gefunden, empfiehlt sich eine Kontrolle nach drei bis fünf Jahren.

Gibt es Früherkennungsmerkmale für Darmkrebs?
Nein. Darmkrebs verursacht keine Beschwerden, Schmerzen und Symptome. Die Erkrankung entwickelt sich unbemerkt, weshalb die Vorsorge so wichtig ist.