"Ehe für alle": Deshalb haben Hans Michelbach und Dagmar Wöhrl mit "Ja" gestimmt

Der Bundestag hat Ja zur Ehe für alle gesagt - auch Unionspolitiker haben die grüne Karte gezückt, darunter auch zwei fränkische CSU-Abgeordnete.

Unter den 393 Ja-Stimmen bei der Abstimmung über die Ehe für alle im Bundestag an diesem Freitag war auch die Stimme des fränkischen CSU-Abgeordneten Hans Michelbach. Der Coburger begründet sein Abweichen von der Generalmeinung der CDU/CSU-Fraktion gegenüber inFranken.de so:

"In der heutigen Abstimmung habe ich für die Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Partnerschaften und die Chance zur Adoption von Kindern gestimmt. Ich habe mich vor allem deshalb nach Gewissensprüfung klar dafür ausgesprochen, weil ich nicht dagegen sein kann, dass Kinder dort adoptiert werden können, wo sie eine Familie finden.

Ich bin ein christlich wertkonservativer Mensch; deshalb habe ich nichts dagegen, wenn auch zwei Männer oder zwei Frauen Ja zueinander sagen: Zwei Menschen, die rechtlich verbindlich vor dem Staat erklären, dass sie mit allen Rechten und Pflichten lebenslang in guten wie in schlechten Zeiten finanziell und fürsorglich füreinander einstehen, leben eine Werte- und Verantwortungsgemeinschaft im besten Sinne.

Bei der Gleichstellung geht es um Toleranz und Respekt. Es wird niemandem etwas genommen. Ich werde mich auch in Zukunft energisch für Familien mit Kindern einsetzen. Leider ist in den vergangenen Tagen die ernsthafte Entscheidung von politischen Kräften für Wahlkampfzwecke missbraucht worden." So weit Hans Michelbach.

Dagmar Wöhrl, die für den Wahlkreis Nürnberg-Nord im Bundestag sitzt, hatte schon am Vortag angekündigt, dem Gesetzentwurf zur Gleichstellung gleichgeschlechtlicher Lebenspartnerschaften zuzustimmen.

In der Online-Zeitung "Huffington Post" führte Dagmar Wöhrl genauer aus, warum sie entgegen der großen Mehrheit ihrer Partei der Ehe für alle zustimmen werde. Gleichgeschlechtliche eingetragene Partnerschaften als staatliche Ehe anzuerkennen, sei nichts weiter als die Anerkennung der Lebenswirklichkeit in Deutschland, so Wöhrl in ihrem Beitrag.

Dagmar Wöhrl führt weiter aus, dass der Begriff der Ehe schon immer im Wandel war und somit kein Widerspruch zum Grundgesetz bestehe, da dort die Ehe nicht näher definiert oder eingeschränkt wird. Dies sei also kein Argument, gleichgeschlechtlichen Paaren die Ehe zu verwehren.

Auch das Kindeswohl sei aus Sicht der CSU-Abgeordneten kein Argument gegen die Ehe für alle und ein Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Paare. Jetzt schon kümmerten sich viele solche Paare um Kinder und es gebe auch keine wissenschafltichen Belege für Schäden und Benachteiligungen.

Dagmar Wöhrl endet ihr Statement aber nicht ohne einen Seitenhieb gegen die SPD: Die hastige Art und Weise sei des Themas unwürdig und missachte die Koalitionsvereinbarung: "Das riecht nach Panik wegen der schlechten Umfragewerte, strategischem Kalkül, Aktionismus und Unzuverlässigkeit. Und das können wir in diesen schwierigen Zeiten am wenigsten gebrauchen."

Insgesamt haben am Freitag 75 Unions-Abgeordnete Bundestag für die Ehe für alle votiert - fast ein Viertel der CDU/CSU-Fraktion. Davon waren sieben Abgeordnete der CSU: Bernd Fabritius, Astrid Freudenstein, Hans Michelbach, Wolfgang Stefinger, Dagmar Wöhrl, Tobias Zech und Gudrun Zollner. Silke Launert hat sich bei der Abstimmung enthalten, wie aus einer Übersicht hervorgeht. Matthäus Strebl und Marlene Mortler haben nicht mit abgestimmt. CSU-Chef Horst Seehofer hatte sich gegen die Ehe für alle ausgesprochen, es den Bundestagsabgeordneten seiner Partei aber überlassen, ihrer eigenen Überzeugung folgend zu votieren.

Das Abstimmungsergebnis im Detail: