Wo landet der Flüchtlingsstrom eigentlich, der sich derzeit Richtung Europa schiebt? Steht Deutschland allein, oder sind auch andere EU-Partner zur Hilfe bereit? Eins vorweg: Mit Blick auf die aktuellsten Zahlen dieses Jahres muss festgestellt werden: Die Solidarität der Europäer hält sich in Grenzen. Betrachten wir die Monate Januar bis April diesen Jahres. In diesem Zeitraum registrierte Eurostat, das statistische Amt der Europäischen Union, EU-weit 265 705 Asylanträge. 110 445 Anträge, das entspricht einem Anteil von 42 Prozent, wurden allein in Deutschland gestellt. Und das, obwohl ein Großteil der Flüchtlinge über die Mittelmeeranrainerstaaten Griechenland und Italien nach Europa gelangt. Und im Dubliner Übereinkommen der EU, zuletzt durch die Dublin-III-Verordnung ersetzt, kam man eigentlich überein, dass der Staat, in den der Asylbewerber nachweislich zuerst einreist, auch das Asylverfahren durchführen muss. Die Zahlen sprechen eine ganz andere Sprache. Von Januar bis April wurden in Griechenland 3975 Asylanträge gestellt, 1,5 Prozent aller Anträge. In Italien waren es 20 020 oder 7,7 Prozent. Auch Frankreich, mit seinen 66 Millionen Einwohnern beileibe kein kleines Land, registrierte gerade mal 21 810 Anträge (8,3 Prozent).Noch größere Zurückhaltung übte Großbritannien. Hier wurden im Vergleichszeitraum 9455 Asylanträge gestellt (3,6 Prozent). Zum Vergleich: Vergleichsweise kleine Länder wie Österreich nahmen 14 250 Flüchtlinge auf, Ungarn sogar 40 238. Mit der Solidarität der großen europäischen Staaten in der Flüchtlingsfrage ist es demnach nicht weit her. Während die Hauptlast eindeutig bei Deutschland liegt, verweigern sich aber auch kleinere Länder geradezu. In Kroatien stellten 80 Flüchtlinge einen Asylantrag, in Slowenien 70.Für Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) ist klar, dass auf diese Weise die Grenzfreiheit in Europa gefährdet ist. "Wenn Italien und Griechenland weiterhin täglich tausendfach Asylsuchende nicht einmal mehr registrieren, sondern einfach in europäische Nachbarländer weiterschicken, kollabiert unser System."Nebenbei: Von Januar bis April 2015 stellten in den USA 25 627 Menschen einen Asylantrag. Weniger als ein Viertel der Anträge, die gleichzeitig in Deutschland gestellt wurden