Zwei Entführungs-Fälle haben die Öffentlichkeit in den letzten drei Monaten in Atem gehalten: Das Verschwinden des 50-jährigen Markus Würth und die Entführung der Unternehmertochter Anneli. Während der Sohn des Schrauben-Milliardärs Reinhold Würth bereits einen Tag nach seiner Entführung am 18. Juni in einem Waldstück bei Kist (Landkreis Würzburg) lebend aufgefunden wurde, endete die Entführung der 17-jährigen Anneli tödlich. Nach langer Suche war es am Montagabend traurige Gewissheit: Die Leiche der jungen Frau wurde auf einem Bauernhof in Klipphausen nahe Dresden entdeckt.Die zeitliche Nähe zweier derartig dramatischen Entführungen ist ungewöhnlich. Und auch sonst sind kleinere Parallelen erkennbar. In beiden Fällen versuchten die Täter, von den Eltern Lösegeld zu erpressen - aus Sicht der Polizei wenig durchdacht und dilettantisch. Zudem wurden zwei Kinder wohlhabender Eltern ausgewählt. Mit diesen nahmen die Täter jeweils direkt per Telefon Kontakt auf. Prüfung ist Standard Während in Sachsen die beiden mutmaßlichen Täter derzeit in Untersuchungshaft sitzen, ist der Würth-Fall weiter ungeklärt. Mehr als 200 Hinweise sind bei den Ermittlern eingegangen, die meisten sind abgearbeitet, wie Thomas Hauburger von der Staatsanwaltschaft Gießen mitteilte. Sind die mutmaßlichen Täter aus Sachsen womöglich auch in den Würth-Fall verstrickt? "Es sind keine Querverbindungen bekannt", erklärt Heuberger auf Anfrage. Die beiden Fälle würden selbstverständlich auf Parallelen geprüft. "Das ist bei solchen Taten aber Standard", so Heuberger. Sicherlich seien zwei derartige Entführungsfälle innerhalb von kürzester Zeit untypisch. Allerdings gäbe es zwischen den Fällen auch einige Unterschiede. Der behinderte Sohn von Schrauben-Milliardär Reinhold Würth war am 17. Juni in Schlitz gekidnappt worden. Einen Tag später wurde er in einem Wald bei Würzburg unversehrt an einen Baum gekettet gefunden. Zuvor hatte ein Entführer die Geodaten des Ortes preisgegeben. Zu einer Übergabe der drei Millionen Euro Lösegeld kam es nicht. Die 17-jährige Anneli war am Donnerstagabend entführt worden, als sie den Familienhund ausführte. Unmittelbar nach der Tat verlangten die Täter von den Eltern 1,2 Millionen Euro Lösegeld. Eine Geldübergabe scheiterte auch hier.