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Fische leiden unter Jagdattacken


Autor: Klaus Angerstein

Bayreuth, Donnerstag, 26. Januar 2017

Ganze Trupps von Kormoranen sind derzeit an Frankens eisfreien Gewässern auf Nahrungssuche. Experten fürchten Schäden an der Fischpopulation.
Kormorane auf Fischjagd in der Regnitz bei Kleinvenedig in Bamberg  Foto: Ronald Rinklef


Der bayerische Landesfischereiverband schlägt Alarm: Kormorane gefährden in diesen Tagen die Fischbestände. Auf der Suche nach Nahrung würden sich vielerorts ganze Truppe von Kormoranen auf die eisfreien Flüsse und Bäche stürzen. Auch in Franken. So würden derzeit am gesamten Lauf der Wiesent täglich viele Trupps von bis zu 50 Kormoranen gezählt.
Und an verschiedenen eisfreien Abschnitten des Mains versammelten sich gar Trupps von mehr als 100 Vögeln, um gemeinsam auf Fischjagd zu gehen. Die ohnehin schon angeschlagenen Fischbestände gerieten so zusätzlich unter Druck, heißt es seitens des Fischereiverbands. Eine Meinung, der sich Thomas Speierl, Fischereiexperte des Bezirks Oberfranken, anschließt. Mit dicken Eisschichten und zugefrorenen Gewässern hätten die einheimischen Fischarten keine Probleme, weil sie ihren Kreislauf an die Temperatur des Wassers anpassen könnten.


Täglich ein halbes Kilo Fisch

Problematisch seien jedoch die starken Kormoraneinfälle an den Fließgewässern. Da Teiche und Seen derzeit zugefroren seien, würden sich die Vögel auf die eisfreien Bäche und Flüsse konzentrieren. Da ein Kormoran jeden Tag ein halbes Kilo Fisch verzehre, sei gut vorstellbar, dass im Frühjahr manche Gewässer leer gefischt seien.
Und das, obwohl laut Fischzustandsbericht des Landwirtschaftsministeriums bayernweit bereits 77 Prozent aller Fischarten als gefährdet gelten.
Im Gegensatz dazu sei der Kormoran schon lange nicht mehr gefährdet, so Verbandsvertreter. Die Bestände in Europa seien mittlerweile so hoch wie nie zuvor. So würden bayernweit rund 10 000 Kormorane jährlich etwa 600 Tonnen Fisch fressen, die rund zwei Millionen Tiere in ganz Europa gar 300 000 Tonnen. Das sei mehr als die gesamte teichwirtschaftliche Fischproduktion in Frankreich, Spanien, Italien, Deutschland, Ungarn und Tschechien zusammen.
Albert Göttle, Präsident des Landesfischereiverbands Bayern, verweist darauf, dass ohne flankierende Artenhilfsprogramme der Fischer viele Arten bereits aus den Gewässern verschwunden wären.
Zwar dürfen in Bayern Kormorane an Gewässern zum Schutz der Fische vergrämt werden, auch durch gezielte Abschüsse. Die entsprechende artenschutzrechtliche Ausnahmeverordnung läuft jedoch in diesem Jahr aus. Nach Meinung des Landesfischereiverbands müsse diese bayerische Verordnung dringend verlängert werden. Die derzeitige Extremsituation belege die Notwendigkeit einer Regulierung der Anzahl der Kormorane im Freistaat.

Info: Der Kormoran

Größe Kormorane sind knapp gänsegroß, sie haben eine Körperlänge von 77 bis 94 cm und eine Flügelspannweite von 121 bis 149 cm.

Verbreitungsgebiet Das Verbreitungsgebiet der Art umfasst große Teile Europas, Asiens und Afrikas, außerdem Australien und Neuseeland sowie Grönland und die Ostküste Nordamerikas.

Nahrung Die Nahrung besteht wie bei allen Vertretern der Gattung fast ausschließlich aus Fisch.

Jagd Die Jagd auf Fische erfolgt tauchend.Die Nahrung besteht fast ausschließlich aus kleinen bis mittelgroßen See- und Süßwasserfischen, diese werden lebend erbeutet.

Bestand In Mitteleuropa war die Art fast ausgerottet. In den letzten Jahrzehnten hat sich der Bestand deutlich erholt.