Fränkische Exoten im Test

2 Min
Michael Völker lässt Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel und Frankens Weinkönigin Kristin Langmann von seinem Naturwein kosten. Foto: K.Angerstein
Michael Völker lässt Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel und Frankens Weinkönigin Kristin Langmann von seinem Naturwein kosten.  Foto: K.Angerstein

In der Weinszene machen neue Schlagwörter die Runde. Da ist die Rede von "veganem" Wein als neuestem Trend. Dazu soll auch "naturbelassener" Wein international immer mehr im Kommen sein. In Franken gibt es erste Winzerpioniere, die die neuen Produktionsweisen ausprobieren.

Unterfrankens Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel (CSU) geht jedes Jahr in seinem Bezirk auf Sommertour. Und lässt dabei natürlich die Winzer der Region nie aus. Der Weinfachberater für Kellerwirtschaft, Hermann Mengler, hatte sich dieses Jahr für seinen Chef und die Presse etwas besonderes ausgedacht: Neben der Besichtigung der Folgen der Dürreperiode gab's einen Besuch bei fränkischen Winzern, die "naturbelassenen" oder auch "veganen" Wein produzieren.

Wobei die Auswahl derzeit noch nicht sonderlich groß ist. Auf den neuen Trend lassen sich in erster Linie nur einige wenige Jungwinzer ein. Wie zum Beispiel Michael Völker. Der junge Mann, dessen Vater in Kitzingen einen alteingesessenen Weinbaubetrieb besitzt, studierte einige Jahre in London. Und wurde hier erstmals mit einer großen Auswahl naturbelassener Weine konfrontiert. Nach seiner Rückkehr startete er vor zwei Jahren quasi erste Feldversuche mit Naturwein.
Die scheinbar gelangen. Die ersten 800 Flaschen, die abgefüllt wurden, konnten allesamt verkauft werden. Zu einem stattlichen Preis von 30 Euro allerdings überwiegend ins Ausland. Der erste Erfolg, war dem jungen Winzer, der sich selbst als Philosoph bezeichnet, Ansporn genug, weiter auf die Sparte Naturwein zu setzen. Bei einer kleinen Weinprobe gab sich der Wein für den konventionellen Weinliebhaber eher ungewöhnlich, sowohl vom Aussehen wie auch vom Geschmack. Sherryfarben, natürlich unfiltriert und von daher mit Trübstoffen versehen, gab er sich mostähnlich, mit einem an Wein erinnernden Nachgeschmack. Nicht schlecht, aber durchaus gewöhnungsbedürftig. Der Charme naturbelassenen Weins mag für den Käufer darin bestehen, dass er es hier mit reinem vergorenen Traubensaft zu tun hat. Spontan vergoren und unfiltriert hat er eben seine ganz eigene Note.

Michael Völker will diesen Weg unbedingt weitergehen. Seine Vision: "In zehn Jahren möchte ich in unserem Betrieb ausschließlich naturbelassenen Wein produzieren." Dazu konzentriert sich der Jungwinzer ausschließlich auf die Arbeit im Weinberg, setzt auf Nachhaltigkeit, vermeidet jegliche Zufuhr chemischer oder biologischer Zusätze.

Ohne Schönungsmittel vegan

Es wird noch exotischer. Wir besuchen nach einem Abstecher nach Segnitz, wo wir uns in den Weinbergen eindrucksvoll von den üblen Folgen der Trockenheit in einigen nicht bewässerten Weinbergen überzeugen können, in Randersacker das Weingut Schenk. Mit seinem "veganen" Wein hat sich der Jungwinzer Thomas Schenk frankenweit ein Alleinstellungsmerkmal geschaffen. Von ihm ist zu erfahren, dass Wein nicht automatisch vegan ist, also ohne tierische Zusatzprodukte hergestellt wird. Weil bei der Zugabe von Schönungsmitteln, beispielsweise bei der Verwendung von Geliermitteln, tierisches Eiweiß in den Wein gelangt. Thomas Schenk verzichtet auf derlei Zusätze, wartet statt dessen, bis sich die Trübstoffe im Wein nach einiger Zeit von selbst setzen. Eine Vorgehensweise, die man sich wegen des damit verbundenen Zeitaufwands in kleineren Winzerbetrieben eher leisten kann als in den größeren.

Wer eh biologischen Weinanbau betreibt, muss also für einen "veganen" Wein nur auf Schönungsmittel verzichten. Der Aufwand scheint überschaubar. Wie auch Artur Steinmann, Präsident des Fränkischen Weinbauverbands bestätigt. Er kenne eine ganze Reihe von Winzern in Franken, die sich bereits mit dem Thema "vegan" beschäftigt hätten. Den Umstieg hätte bislang allerdings nur Thomas Schenk gewagt. Wie "veganer" Wein schmeckt? Auch nicht anders als gut gemachter konventioneller Silvaner.

Info:
Naturbelassener Wein

Veganer Wein

Ein klassischer Silvaner, ein fruchtiger Riesling, ein gut ausgebauter Spätburgunder, all das schmeckt dem, der einen guten Wein schätzt. Egal ob vegan ausgebaut oder nicht. Weil man den Unterschied weder sehen noch schmecken kann. Womit sich die Frage stellt, was ein veganer Wein eigentlich soll? Zumal Bio-Weine schon immer vegan und damit frei von tierischem Eiweiß waren. Aber: Veganer Wein passt eben zum Zeitgeist. Jeder lautstark missionierenden Minderheit bitteschön ihr eigenes Recht. Natürlich auch am eigenen Wein. Nichts gegen eine vegane Lebensweise, aber was soll veganer Wein? Wo sich die Frage stellt, ob der eher asketisch orientierte Veganer überhaupt Wein trinkt?

Nein, es geht - wie immer - um den Kniefall vor dem Neuen. Eine neue Ethik als Ersatz für das, was früher mit Religion oder Glauben umschrieben wurde. Der Weinautor Manfred Klimek hat Recht mit der Aussage, dass eine neue bürgerliche Spießerschicht veganen Wein wie eine Monstranz vor sich her trägt. Mal ehrlich: Die Aufregung lohnt überhaupt nicht. Zumindest solange wir in Franken Winzer haben, die ein ordentliches Produkt auf den Markt bringen.
Veganer Wein - muss nicht.