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Fränkischer Delfin mit japanischem Namen


Autor: Irmtraud Fenn-Nebel

Nürnberg, Mittwoch, 17. Dezember 2014

Das sechs Wochen alte Delfinmädchen im Nürnberger Tiergarten hat jetzt einen Namen: Nami, japanisch für "Welle". Sein Gesundheitszustand ist stabil. Seit Montag werden Mutter und Kind mit anderen Delfinen "vergesellschaftet".
Mutter Sunny und ihr Kalb Nami tummeln sich im alten Delfinarium. Fotos: Helmut Mägdefrau/Tiergarten Nürnberg


16 Jahre lang ist im Tiergarten keine Delfinaufzucht gelungen - alle Jungtiere starben nach wenigen Tagen. Diesmal sieht es besser aus: Das am 31. Oktober geborene Delfinmädchen hat die ersten Wochen gut überstanden und seit Dienstag auch einen Namen: Nami, mit Betonung auf dem "i". Nami ist japanisch und heißt Welle.

Weil Delfinmutter Sunny bei einer früheren Geburt keine Milch gab, waren nach Auskunft von Tiergartendirektor Dag Encke die Veterinäre und Delfintrainer gewarnt und achteten vom ersten Tag an darauf, dass das Kalb Milch bekommt. Bis jetzt sei es gut gegangen: Sunny säuge Nami regelmäßig und ziehe das Kalb gut auf. Dazu gehöre auch eine gehörige Portion Unterricht. "Wenn das Junge eine bestimmte Stellung hat, wird es im Sog der Mutter mitgerissen und kann im Energiesparmodus schwimmen. Das weiß es nicht selbst, das bringt ihm die Mutter bei", erklärt Encke. Zum Lernen greife sich Sunny ihr Kind mit dem Schnabel und ziehe es eng zu sich heran. Da blieben kleinere Kratzer nicht aus.

Selbst oberflächliche Hautverletzungen seien jedoch mögliche Infektionsherde, außerdem waren Namis Leukozytenwerte (Entzündungsfaktor) wochenlang zu hoch. Deshalb wurde das Kalb seit der ersten Schramme antibiotisch behandelt. Laut Tiergarten wird das Delfinkalb auch weiterhin regelmäßig tierärztlich untersucht. Dafür werden Blutproben genommen und ausgewertet. Im Blutbild vom Montag bewegte sich die Anzahl der Leukozyten laut Mitteilung im Normalbereich. Die Immunglobuline, die anzeigen, dass das Jungtier ein eigenes Immunsystem aufbaut, stiegen langsam und altersgemäß. Bei jungen Delfinen sei das Immunsystem jedoch erst nach drei bis vier Monaten ausgereift. Deshalb werde Nami weiterhin tierärztlich behandelt, um Risiken auszuschließen.

Seit Wochenbeginn werden Sunny und Nami mit anderen Delfinen im Becken des alten Delfinariums "vergesellschaftet". Erster Besucher war der 54-jährige Moby, der als zuverlässig gilt und laut Tiergarten keine Unruhe hinein brachte. Am Mittwoch sorgte Delfin Anke zusammen mit Moby für Abwechslung. Die übrige Delfingruppe nutzt die ganze Lagune, sowohl die Außenbecken als auch die beiden unter der Traglufthalle befindlichen
Becken. Die anderen Delphine wird Nami nach und nach kennenlernen.

Wenn sich das Kalb weiter so gut entwickelt, wird es vielleicht noch heuer den Zoobesuchern vorgestellt. Das ruft Kritik bei der Tierschutzorganisation Pro Wal hervor: Warum man Sunny bei der Aufzucht keine Ruhe lässt fragt die Organisation auf ihrer Internetseite. Parallel appellieren die Tierschützer in einem offenen Brief, die Delfinlagune mittelfristig aufzugeben.