Schwarzseher gibt es seit 1. Januar nicht mehr: Die Ablösung der Rundfunkgebühr durch den Haushaltsbeitrag in Höhe von 17,98 Euro im Monat soll das Schummeln verhindern, die Schnüffelei durch die Gebühreneinzugszentrale (GEZ) überflüssig machen und für mehr Gerechtigkeit sorgen. In diesem Punkt sehen aber etliche Gebührenzahler schwarz.Zum Beispiel der Einzelhandel. Die großen Lebensmittelketten in Franken wie Rewe oder Edeka haderten schon mit der Rundfunkgebühr alter Art und sehen sich durch den neuen Beitrag über Gebühr belastet: "Es ist die Berechnungsgrundlage, die sich dem gesunden Menschenverstand einfach nicht erschließen will", sagt Stefan Hertel, der Pressesprecher des Handelsverbands Deutschland (HDE) in Berlin. Der Verband vertritt auch die Interessen der fränkischen Einzelhändler, die sich individuell nicht äußern wollen. "Ich sage nur ein Wort, es fängt mit ,S' an und hört mit ,-auerei' auf", sagt anonym ein Einzelhändler aus Unterfranken, der mehrere Filialen einer Lebensmittelkette betreibt. Nur die Köpfe zählen Der Händler geht wie Verbandssprecher Hertel davon aus, dass bei der "Haushaltsabgabe", so weit sie die "Nicht-Haushalte" betrifft, "noch nicht das letzte Wort gesprochen ist." Hertel sieht die Ungerechtigkeit darin, dass weiter jede Filiale eines Unternehmens abgabepflichtig ist, "auch wenn da nur ein PC im Büro steht". Neu ist zudem, dass sich die Höhe der Abgabe nach der Zahl der Mitarbeiter bemisst. "Und da werden nur die Köpfe gezählt, Teilzeitkräfte zählen also voll", klagt Hertel. Damit rutschen Betriebe schnell in die nächst höhere Klasse für den Rundfunkbeitrag: Der beginnt nach der neuen Staffelung bei 5,99 Euro (bei bis zu acht Mitarbeitern in der Betriebsstätte) und steigt über 36 Euro im Monat (20 bis 49 Beschäftigte) auf bis zu 3236 Euro (ab 20 000 Mitarbeiter). Während man beim "Beitragsservice" der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten, der die GEZ ersetzt, davon ausgeht, dass "die große Mehrheit der Betriebe durch die Neuregelung nicht mehr zahlt als vorher", geht Hertel von Mehrkosten aus, die bei einzelnen Handelsunternehmen wie Rewe bei bis zu 400 Prozent in einigen Regionen liegen könnten. Dabei ärgert den Verband über die Kosten hinaus die pauschale Form der Abgabe. "Man könnte dabei ja den Eindruck bekommen, dass die Mitarbeiter nicht arbeiten, sondern den ganzen Tag vorm Fernseher hocken." Gutachter beauftragt Der HDE hat einen Gutachter beauftragt, der die Rechtmäßigkeit der Abgabe und die Aussichten einer Klage prüfen soll.Wie stehen die Bürger zur neuen Abgabe, die die 1923 eingeführte Rundfunkgebühr ablöst? Ein Sprecher des Bayerischen Rundfunks spricht von "nur vereinzelten Beschwerden". Eine große Protestwelle hätten die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten auch nicht erwartet, "weil sich ja für die allermeisten Bürger gar nichts ändert".Widersprüchlicher ist das Bild in den Meinungsumfragen: Während die Gesellschaft für Konsumforschung in Nürnberg im September, Oktober und November jeweils breite Zustimmung zur neuen Abgabe erfragte (bis zu 79 Prozent - im Auftrag der ARD), ergab eine Umfrage im Auftrag des Nachrichtenmagazins "Spiegel" mehr als 60 Prozent Ablehnung.